Thema: Belege aus der Zeit von 1945-1949, die eine Geschichte erzählen
sentawau Am: 22.09.2018 12:58:28 Gelesen: 68371# 89@  
Social Philately

Ich habe ein wenig in meinen Ganzsachen der Kontrollratsausgaben herumgelesen und vieles gefunden, was für die Nachkriegszeit typisch ist. Hier drei Proben:

1. Ein Landarzt meldet aus seinem thüringischen Dorf 7 Fälle von Typhus.

Klettbach bi Erfurt 20. Mai 1947, an die Zentralstelle für Hygiene und Seuchenbekämpfung Jena.



2. Schuhe und Bleistifte sind Mangelwaren.

Riegel über Hoyerswerda, 11.6.1946, nach Berlin
„ ….. betreffs der Latschenbrettel meine ich damit die Sohlen für Holzschuhe. Weißt Du, ich will damit ein paar Holzschuhe machen lssen, da hab ich das Oberleder, aber die Sohlen aus Holz fehlen. Also wenn Du mir welche besorgen könntest (Größe 26 ½ oder 27) ….. [auf der Vorderseite:] Noch etwas. Lieber Hans, kannst Du mir in Berlin einen Kopierstift oder einen Bleistift besorgen, ich schreibe mit dem letzten Stummel hier. In Hoyerswerda gab es keine zu kaufen. Alfred“.



3. Mangel an Lebensmitteln, drohende Arbeitslosigkeit.

Oberursel/Ts. 7.7.1946, nach Herzogenrath b. Aachen.
„….. Zum Geburtstag die besten Glück- und Segenswünsche von uns. Hoffentlich bringt Dir das neue Lebensjahr eine Verbesserung der derzeitigen Lage. Den Bohnenkaffee zum Geburtstagskaffee liefern Euch ja wohl die Engländer, aber der Kuch en? Es war einmal. – Bei uns gibt es nichts Neues. Der Hunger wird immer größer und man selbst immer schlapper. Wir haben nicht mehr eine Kartoffel im Haus; die Bauern sollen aber bereits die ersten neuen Kartoffeln ernten. Hoffentlich wird die Ernährungslage bald etwas besser. An Beeren haben wir etwas bekommen und zwar Johannis- und Stachelbeeren, letztere in noch nie gesehener Größe. Leider muss alles sofort gegessen werden, da man ja nichts einkochen kann. – Die Auflösung der Firma, bei der ich jetzt arbeite, ist für den 31.12. vorgesehen. Mir macht die Arbeit schon lange keinen Spaß mehr. Dann wird sich entscheiden, ob mich meine alte Firma wieder in ihren Betrieb übernimmt, sonst liege ich auf der Straße. Aber bis dahin ist ja noch viel Zeit. ….“.



Drei Beiträge zur Social Philately, bei deren Lektüre man sich bewusst werden kann, wie gut es uns derzeit (wieder/noch?) geht!
 
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