Thema: Altdeutschland Helgoland: Michel-Nr. 9, Original und Neudrucke
Markus Pichl Am: 25.09.2018 09:09:11 Gelesen: 3151# 1@  
Hallo,

die 3/4 Schilling-Marke wurde gemäß Angabe im Kohl-Handbuch am 24.11.1873 nach Helgoland versendet. Gedruckt in einer Auflage von 50.000 Stück (= 1.000 Bogen).

Verausgabt wurde sie aber erst am 05.12.1873, hierzu wurde vom Gouverment die Hälfte der Auflage dem Postamt überwiesen. Im Laufe ihrer Kursdauer, also bis zum 15.02.1875, wurden 10.400 Stück über den Postschalter verkauft, aber wahrscheinlich nur ein Teil davon wirklich zur Frankierung verwendet. Die Marke ist in gebrauchter Erhaltung selten. Der Restbestand, von insgesamt 39.600 Exemplaren, wurde später an den Briefmarkenhändler Goldner verkauft.

Bereits 1875 wurden aber für den selbigen Händler die ersten amtlich vermittelten Neudrucke in Berlin hergestellt. Gedruckt mit der originalen Druckplatte. In der Farbgebung ist dieser erster Neudruck, kurz "BND I" genannt, der amtlichen Freimarkenausgabe sehr ähnlich. Aber es gibt Unterschiede.

Das Original im ganzen Bogen (das Bild habe ich einmal im Internet gefunden. Glaube, es war ein Auktionslos des Württembergischen Auktionshaus).

Der Kammschlag kommt beim Original von oben, auf den Bogenrändern sind vier Punktierungen in grüner Druckfarbe aufgedruckt. Gedruckt auf dickem, sogen. gegittertem Papier.



Der Bogenneudruck I aus dem Jahre 1875 im ganzen Bogen (ein von mir selbsterstellter Scan), gedruckt in einer Auflage von 75.000 Exemplaren (= 1.500 Bogen). Entgegen dem Original kommt hier der Kammschlag von unten. Das Papier ist dünner, weniger strukturiert. Die auf den Bogenrand aufgedruckte Punktierung nun in roter Druckfarbe, auf dem Oberrand nun über Feld 5 statt 6 und auf dem Unterrand unter Feld 45 statt 46. Im Unterrand findet sich dann noch die arabische Ziffer "6".



Aufgrund der unterschiedlichen Kammschlagrichtungen, ergibt sich zwischen Original und dem BND I ein Unterschied bei der Zähnung.

Beim Original befindet sich links oben und rechts oben ein normal breiter Zahn, links unten und rechts unten ein spitzer Zahn. Beim BND I ist es genau umgekehrt.



Sogen. "kleinformatige Marken" stammen beim Original aus der obersten, beim BND I aus der untersten Bogenreihe. Bei solchen kleinformatigen Marken ist, aufgrund eines in der Höhe fehlenden Zahnlochs, ggf. der zuvor gezeigte Unterschied in der Kammschlagrichtung schwieriger bis gar nicht zu erkennen.

Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit bieten aber die beiden unterschiedlichen Papiersorten, nachstehend im Durchlicht.



Im Jahre 1879 wurde der nächste amtlich vermittelte Berliner Neudruck für den Händler Goldner gedruckt, in einer Auflage von nur 5.000 Exemplaren - kurz "BND II" genannt. Die 100 Bogen wurden unperferoriert an Goldner geliefert und im Mai 1884 wurden davon 42 Bogen mit Kammzähnung versehen.

Im August 1884 folgt der "BND III", gedruckt in einer Auflage von 20.000 Exemplaren (= 400 Bogen). Der BND II und BND III jeweils wieder auf dünnerem Papier und die Druckfarben unterscheiden sich dann schon viel mehr gegenüber dem Original.



Original und die verschiedenen amtlich vermittelten Berliner Neudrucke im UV-Licht, auch hier ergibt sich durch die unterschiedlichen UV-Reaktionen der Druckfarben eine Unterscheidungsmöglichkeit.



1888 folgt dann der rein private Leipziger und ab 1891 die rein privaten Hamburger Neudrucke (von letzteren im nachstehenden Scan nicht alle Auflagen dargestellt). Sowohl die Leipziger, als auch die verschiedenen Hamburger Neudrucke, weichen vom Papier, den Druckfarben und vor allem in der Zähnung stark von den vorstehendem Original sowie den amtlich vermittelten Berliner Neudrucken stark ab.

Die Zähnungslöcher der Leipziger (LND) und Hamburger Neudrucke (HND) sind viel kleiner, bei letzteren ist es eine einfache Linienzähnung.



Die Auflagenhöhe dieser rein privaten Leipziger und Hamburger Neudrucke ist unbekannt, es müssen aber grausam viele gewesen sein. Auf weitere Spezifikationen, dieser rein privaten Neudrucke, gehe ich später noch ein.

Beste Grüße
Markus
 
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