Thema: Alliierte Besetzung Gemeinschaftsausgaben: Michel streicht 919 F aus Katalog
Ben 11 Am: 11.10.2018 21:40:53 Gelesen: 37620# 18@  
@ stampOmaniac [#15]

Mit Farbwalze ist auch keine Walze im eigentlichen Sinne gemeint, sondern die im Farbwerk durch maschinelle Rotation sich ständig in Walzenform bewegende Farbmasse. Diese erzeugte durch Ihre Bewegung vermutlich einen Abrieb der schwarzen Farbreste die sich noch in den Auslaßöffnungen befanden. Danach erfolgte das abziehen/verteilen und die so aufgebrachte Farbe wurde abgewalzt.

Guten Abend Zusammen,

das ist sicher nicht so.

Der technische Begriff "Farbwerk" fasst alle Reibwalzen, Farbwalzen und Farbauftragswalzen eines Druckwerkes zu einer Einheit zusammen. Reibwalzen haben neben der Rotation auch eine seitliche Changierbewegung. Farbauftragswalzen bilden den Abschluss des Farbwerkes und übertragen die Farbe auf den Druckformzylinder. Die Übertragung der Farbe im Farbwerk erfolgt durch Farbspaltung, es wird also nicht gewalzt.

Vor dem Farbwerk befindet sich der Farbkasten mit einer Duktorwalze. Die Kontaktstelle bildet einen engen Spalt. Die Drehbewegung des Duktors fördert die Farbe in den Spalt hinein. Duktor und Farbe bewegen sich gegenläufig. Das bedeutet, auf dem Grund des Farbkastens strömt die Farbe vom Spalt weg. Den Abrieb von alter Farbe schließe ich hier mal aus. Drucker achten eigentlich darauf, dass der Farbkasten bei einem Produktionswechsle sehr sauber ist.

Die diagonale Spur der Verfärbung auf dem Bogen ist für mich schon vorstellbar und auch erklärbar. Beim Hochdruck wird ja relativ pastöse (also zähflüssige) Farbe verwendet. Wasser, wie im Offsetdruck zum Erzeugen einer Emulsion, gibt es nicht. Eine pastöse Farbe widersetzt sich der Farbspaltung, die Maschine muss also Kraft aufwenden, um das zu schaffen. Der Drucker merkt das, weil seine Papierbahn am Druckformzylinder kleben bleibt. In diesem Fall droht sie zu zerreißen. Helfen kann sich der Drucker mit s.g. Drucköl, welches er auf eine der Farbwalzen gibt. Dadurch wird die Farbe geschmeidiger und spaltet besser.

Wird das Drucköl auf die Letzte Farbauftragswalze gegeben, wird es nicht verrieben. Die diagonale Spur ist eine Kombination aus der Drehwegung der Walze und der Längsbewegung der Ölflasche des Druckers. Das Öl würde auch auf der Farbe liegen und nicht durchmischt sein. Auf der Druckform befindet es sich dann unter der Farbe, auf dem Papier dann wieder oben. Drucköl kann mit der Zeit nachdunkeln.

Die Frage nach der Analyse der schwarzen Pigmente ist also angebracht und vielleicht eine Forschungsaufgabe für den analytischen Chemiker t-nepomuk aus dem Nachbarthema zur Farbprüfung und Farbmessung.

Übrigens, ein Bleisulfidschaden ist hier nicht möglich, da es sich um Farben auf Mineralölbasis handelt. Bei Bleisulfidschäden reagiert das in mineralischen Farben vorhandene Blei mit dem Schwefel der Plastikfolien zu Bleisulfid. Dieses ist schwarz.

Viele Grüße
Ben.
 
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