Thema: Altdeutschland Sachsen: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 12.10.2018 15:40:52 Gelesen: 12569# 5@  
@ Heinz 7 [#4]

Lieber Heinz,

eine schöner und seltener Brief - recommandirte Briefe ins Postvereinsausland sind nirgendwo häufig, nicht einmal von Sachsen, wo es doch so viele tolle Briefe heute noch gibt.

Aber du schreibst: "Das ist hochinteressant, weil das sind zwei verschiedene Ausgaben mit sogar zwei verschiedenen Währungen: Wappenzeichnung mit Pfennige, König Johann mit Neugroschen!"

Das ist nicht ganz richtig, weil in Sachsen immer nur eine Währung existierte - Thaler - Neugroschen - (Neu-)Pfennige.

Der Unterschied zu Preussen war der, dass der preussische Silbergroschen in 12 Pfennige geteilt wurde, während Sachsen das Dezimalsystem präferierte und den gleichen Groschen daher Neugroschen nannte und ihn in 10 Pfennige teilte.

Silbergroschen und Neugroschen waren also paritativ identisch, nur war der sächsische Pfennig etwas höher wertig, als der preussische Silberpfennig.

Fürs Inland hätte dies auch allemal gereicht, nur bei Auslandsbriefen konnte es zu Währungsreduktionen kommen, die Sachsen mit seinen Marken nicht perfekt abdecken konnte. Genau solch einen Brief zeigst du uns - bravo!

Während Preussen Dutzende von Postverträgen mit ausländischen Postverwaltungen schloss, schloss Sachsen keinen einzigen! Die Postverträge in der Zeit des Postvereins, die Preussen schliessen konnte, waren aber stets ausgelegt auf die preussische Währung und natürlich nicht auf irgendeine andere.

Galt es bei frankierten Briefen aus dem Postverein ins Postvereinsausland genau das treffende Franko zu verkleben, war das in Preussen kein Problem, aber bei Postverwaltungen wie Hannover/Brauchschweig mit ihren alten Gutengroschen, oder Sachsen im Bruchbereich mit Neupfennigen bzw. bei den süddeutschen Staaten Baden, Württemberg und Bayern mit ihren rheinischen Kreuzern oft nicht perfekt machbar, so dass es oft Rundungen gab - Rundungen, an denen die Postverwaltungen i. d. R. profitierten, weil eine Abrundung zu einem Umsatzverlust geführt hätte und u. U. eine empfindlichen Nachtaxe nach sich gezogen hätte, während ein paar Pfennige hier und da mehr kassiert zu haben eine feine Sache war.

So auch bei deinem Brief. Auf der anderen Seite hätte es auch wenig Sinn gemacht, eine 1 oder 2 Pfennigsmarke zu drucken, weil die kaum Chancen gehabt hätte, eine weite Akzeptanz unter der Bevölkerung zu finden, von den hier eher hohen Kosten mal ganz abgesehen - und auch damalige Regierungen waren nur daran interessiert, Geld einzufahren, nicht welches zu verbrennen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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