Thema: Alliierte Besetzung Gemeinschaftsausgaben: Michel streicht 919 F aus Katalog
Markus Pichl Am: 14.10.2018 19:21:37 Gelesen: 37020# 28@  
Hallo Ben,

der Buchdruck (Hochdruck) ist seit seiner Entstehung zigfach, von der Herstellung der Druckplatte bis zur Druckmaschine selbst, modifiziert worden bzw. es gibt verschiedene Variationen. Eins ist natürlich immer gleich geblieben, dass nur die erhaben auf der Druckplatte stehenden Elemente Druckfarbe abgeben. In Wikipedia wird es so ausgedrückt: "Die druckenden Teile sind erhaben. Abgedruckt werden nur die hochstehenden Linien, Stege oder Flächen der Druckform."

Ein Bekannter von mir, er ist fleißiger Museumsbesucher, unwahrscheinlich belesen und hat sogar mindestens eine Buchdruckmaschine, hat es kürzlich bzgl. dem Buchdruck schön beschrieben: Ein Drucker, der dreißig Jahre in einer Druckerei immer an der selben Druckmaschine stand, wird Dir alles anders erklären, als ein zweiter Drucker, der zur selben Zeit in einer anderen Druckerei und an einer anderen Maschine gearbeitet hat.

Persönlich kenne ich niemanden, der alle Variationen erklären oder am ausgedruckten Material auf die einzelnen Gegebenheiten schließen kann. Gut, mir war es über viel Material bei Helgoland gelungen, es kam mir hier aber der Mehrplattendruck entgegen. Andere Helgoland-Prüfer, die sich im Museum die noch erhalten gebliebenen Druckelemente angesehen und vielleicht auch das eine oder andere an ausgedrucktem Material schon einmal gesehen hatten, konnten das zuvor nicht. Zwischenzeitlich wissen wir, dass meine Ausarbeitung auch an den noch vorhandenen Teilen der Druckplatten Bestand hat.

Manchmal ist es aber auch so, dass man ohne genaue Kenntnis, die sich manchmal aus Akten ergeben kann, über einzelne Schritte in der Herstellung einer Briefmarke, von der Druckplatte angefangen, über die verwendete Druckmaschine sowie den Lieferanten von Papier und allem was zur Druckfarbe gehört, nicht zu abschließenden Ergebnissen am ausgedrucktem Material kommen oder über gewisse Einzelheiten nur mutmaßen kann.

Zitat, aus dem Handbuch "100 Jahre Germania" (Seite 173) von Herrn Jäschke-Lantelme: ... Wobei die Änderung der Walzendruck-Farbe vor allem drucktechnische Gründe hat: "Auch die Herstellung einer für den Rotationsdruck geeigneten Briefmarkenfarbe hat noch so große Schierigkeiten gemacht, daß der Abdruck mancher Farbe manchmal kurz vor dem Mißlingen war." (Archiv 1911, S. 630) Aufgrund der höheren Geschwindigkeit der Rotationsmaschine muß auch die Farbe schneller "fließen". Die dafür nötigen Zusätze dürften für das typische Aussehen verantwortlich sein.

Das war auch bei den Marken der Ziffernserie nicht anders, dass die Druckfarbe der Rotationsmaschine eine andere war, als die, welche beim sogen. Plattendruck verwendet wurde. Dies ist am ausgedruckten Material einwandfrei nachvollziehbar. Kein Germania- oder Kontrollrats-Prüfer dieser Welt wird mir eine Platten- und eine Walzendruck-Marke zeigen können, bei der sich die Tönung der Druckfarbe 1:1 deckt und zugleich der Farbfluß bzw. der Farbauftrag selbiger ist. Das ist völlig ausgeschlossen.

Beste Grüße
Markus
 
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