Thema: Alliierte Besetzung Gemeinschaftsausgaben: Michel streicht 919 F aus Katalog
Ben 11 Am: 16.10.2018 10:00:31 Gelesen: 36827# 30@  
@ Markus Pichl [#29]

Guten Morgen Markus,

meinen kleinen Honigeimer aus dem Punkt 3 #26 hast Du ja dankend angenommen und sehr ausführlich dazu geschrieben. Zu meiner Verblüffung hast Du dann auch mit dem "100 Jahre Germania"- Buch gearbeitet.
Was kennzeichnet denn die im Zitat beschriebene Zeit? Es ist der Übergang von anorganischen, mineralischen Farben auf organische, auf erdölbasis hergestellte Farben. Genau aus diesem Grund würde ich die Helgoland Neudrucke nicht mit einer 12 Pfg Nachkriegsmarke vergleichen. Besser ist ein Vergleich zu anderen Marken aus dieser Zeit. Der Weg deutet sich ja nun auch an.

Manchmal ist es aber auch so, dass man ohne genaue Kenntnis, [...] nicht zu abschließenden Ergebnissen am ausgedrucktem Material kommen oder über gewisse Einzelheiten nur mutmaßen kann.

Mutmaße nicht! Wenn Du etwas nicht genau weißt, schreibe es auch so. Dir bricht kein Zacken aus der Krone, wenn Du den Aufbau und die Funktionsweise von Druckmaschinen nicht genau kennst. Ich kenne sie mit beruflichem Hintergrund sehr gut.

Die vielen verschiedenen Farbtöne bei der 16 Pf-Ziffernmarke, sowohl im Platten-, als auch im Walzendruck, erklären sich nicht dadurch, dass gefühlt 100 verschiedene Dosen fertig gekaufter grüner Druckfarbe zur Verwendung kamen sondern dass bei fließender Farbmischung das "GRÜN" aus verschiedenen Dosen, z.B. aus Dosen mit blauer und gelber Druckfarbe, als auch Schwarz (Ruß), Verdünnungsmittel usw. auf die Farbwalzen gespachtelt und im Farbwerk gemischt, die Druckfarbe dort auch aufgehellt oder abgedunkelt wurde.

Die Schlussfolgerung ist falsch! Die Aufgabe des Farbwerkes einer Druckmaschine habe ich bereits zweimal erklärt, ich wiederhole das jetzt nicht. Innerhalb der Druckmaschine wurde und wird keine Farbe gemischt!

Aus anderer Quelle habe ich erfahren, dass je nach in der Druckerei bestehenden klimatischen Verhältnissen unterschiedliche Bindemittel zur Farbherstellung bzw. -mischung verwendet wurden. Je nach Maschinenart musste, insofern man wirklich eine fertige Dose Farbe eingekauft hat, die Farbe mit Verdünnern bezüglich ihrer Viskosität angepasst werden. Gegebenenfalls musste sogar noch der Farbton angepasst werden. Zum Abdunkeln einer Druckfarbe verwendete man oftmals Ruß.

Das klimatische Bedingungen beachtet werden ist richtig. Früher hat man ggf. die Farbe in der Herstellung angepasst, heute gibt es klimatisierte Räume. Die Verwendung von Drucköl habe ich ebenfalls schon beschrieben. Ob Du dieses nun als Leinöl-Firnis oder Verdünnung bezeichnen möchtest, ist eigentlich egal. Man kann damit Viskosität und Zügigkeit einer Farbe beeinflussen. Ruß ist ein bekanntes Schwarzpigment. Eine pure Verarbeitung ist wegen der Partikelgröße im Nanometerbereich jedoch zu gefährlich, schwarze Abtönpaste würde es auch tun (aber nicht innerhalb der Maschine). Rußpartikel würden wir wegen der geringen Größe in der Druckfarbe auch nicht erkennen.

Die Walzendrucke der Germania-Marken zeichnen sich durch ein gewisses Glänzen der Druckfarbe, vor allem der schwarzen Druckfarbe, aus. [...] roten 12 Pf Marken ein gewisses metallisches Glänzen bei den frühen Auflagen aufgezeigt haben. Dieses metallische Glänzen der Druckfarbe, [...].

Eine hohe Farbschichtdicke auf dem Papier erzeugt bei einigen Farben ein metallische Glänzen. An der Druckmaschine kann man die zu erzeugende Farbschichtdicke an den Farbwalzen einstellen, indem man deren Abstand zueinander reguliert. Vielleicht möchtest Du die Farbschichtdicke ja mal messen, um sie zu vergleichen? Mit einer Mikrometerschraube geht das ganz gut. Zusammen mit einem USB-Mikroskop wäre das bestimmt schon was für Deinen Wunschzettel zu Weihnachten.

Viele Grüße
Ben.
 
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