Thema: Südtirol 1918/19: Postwertzeichen oder Private Erzeugnisse ?
olli0816 Am: 08.01.2019 10:30:55 Gelesen: 15124# 59@  
Hallo,

Markus hat es sehr gut aufgezeigt, dass die Ausgabe wohl eher für die Bereicherung einzelner Personen hergestellt wurde. Das gilt doch für sehr viele Ausgaben, die lange zu hohen Preisen gehandelt und als exotisch mit kleinen Auflagen hergestellt wurden. Die Poschta wurde schon genannt, die Vineta-Marke wird wohl ähnlich gelagert sein. Dazu viele Lokalausgaben nach dem 2. WK oder die Ausgaben aus dem 2. WK von der Ostfront oder in den Ex-jugoslawischen Gebieten, wo die Leute weiß Gott andere Probleme hatten, als irgendwelche Briefmarken herauszugeben. Die Intention war immer, aufgrund der Knappheit des Materials möglichst hohe Preise zu erzielen.

Wenn ich weiter oben eine Aufdruckausgabe sehe und lese, dass es 11 verausgabte Marken (extreme Verknappung) und 20 unverausgabte gibt, dann entstehen natürlich extreme Preise, sobald diese in irgendwelchen Briefmarkenkatalogen auftauchen. Es gibt da draußen nicht wenige Menschen mit sehr viel Geld und da das selten ist, ihnen suggeriert wird, dass es dadurch extrem wertvoll ist und kaum ein anderer besitzt (was stimmt), werden diese Preise bezahlt. Das es unzählige andere Marken und Varianten gibt, die genauso selten sind, aber mangels Bekanntheit quasi für nichts zu haben sind, steht auf einem anderen Blatt. Der Markt ist nicht logisch und jede Marke ist halt so viel wert wie jemand dafür zahlen möchte.

Postverwaltungen machen manchmal dasselbe. Bosnien-Herzegowina hat diese ganzen unzähligen Zähnungsvarianten nach Zufallsprinzip erschaffen und einige sind sicher sehr selten. Warum sollte man eine Marke x-fach unterschiedlich zähnen? Richtig: Damit der Sammler mehr davon kauft. Oder die ganzen Zeppelinbelege, die heute teuer auf Auktionen verkauft werden. Alles sehr schön anzuschauen, hat eine gewisse Seltenheit (deshalb teuer) und sowohl die Post als auch unzählige Händler, die diese "entwickelt" haben, verdienten Tonnen von Geld.

Ist die obere Meran-Serie sammlungswürdig? Deine eigene Entscheidung. Sie ist mit Sicherheit nicht schlechter als so manch andere schnubbelige Ausgabe. Solange Du Freude daran hast, ist alles gut. Da die Serien in der Regel sehr selten ist, besteht eine große Gefahr, für viel Geld eine Fälschung zu kaufen. So ein Brief mit 40.000 EURO oder die lila Marke zu 6.000 EURO, wo man nur einen Aufdruck fälschen muss (da fallen viele Sammler auch schon bei sehr viel günstigeren Marken rein - inklusive mir) ist halt zu verlockend. Deshalb würde ich nicht gefrustet sein, wenn eine nicht attestierte Marke, die offiziell teuer ist, fast immer eine falsche ist. Nur weil ich sie besitze oder kaufe muss die nicht echt sein. Ich persönlich finde die Meranserie ganz nett anzuschauen und würde sie nicht verfeuern. Sie ist kurios, hat eine Geschichte und die Protagonisten sind inzwischen alle auf dem Friedhof. Ein bisschen was würde ich vielleicht ausgeben, aber keine Riesenbeträge. Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Andere geben sehr viel mehr dafür aus, wenn sie die Serie gerne haben wollen. Verteufeln würde ich die Serie aber nicht. Sie zeigt nur, wie es im Leben zugeht. Alles ganz menschlich.

Grüße Oliver
 
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