Thema: (?) (2877) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 18.01.2019 14:49:54 Gelesen: 674724# 1480@  
Liebe Freunde,

es gibt kaum einen Ort in der Pfalz, dessen legitime Schreibweisen so vielschichtig sind, wie die des heutigen Kandel in der Südpfalz.



Auf Grund eines Straßendorfes, als eines kleinen Ortes mit langgezogener Struktur, wurde aus dem beschaulichen Kandel / Candel zur besseren Unterscheidung Langencandel bzw. Langenkandel.

Hett zu sehen ist eine Postkafte mit Halbkreisstempel LANGENCANDEL vom 13.10.1874 nach Ludwigshafen (Ankunft am selben Tag), bei dem der Absender seinen Wohnsitz mit "Kandel" angab.

Ich habe schon ca. 100 Postsendungen des 19. Jahrhunderts von und nach Kandel gesehen - interessanterweise nicht eine, die wegen der Namensproblematik falsch dirigiert worden wäre, oder bei der die involvierten Poststellen Probleme mit der Zuordnung bekommen hätten. Auch eine Leistung.

In diesem Zusammenhang nicht völlig uninteressant ist die Tatsache, dass alle Postkarten bei der Abgabe oben links Ankunft zu stempeln waren. Diese Vorschrift wurde auch durch die grafische Gestaltung des Avers klar, steht doch oben links "Post-Abgabe-Stempel". Da frontseitig kein Text notiert werden durfte, dann wurde es ein Brief mit höherem Porto, musste man als Absender allein die Rückseite (Revers) für seine Nachrichten nutzen. In Folge dessen sollte der Ankunftsstempel natürlich nicht mit seiner Anwesenheit die Nachricht überdecken und evtl. gar unleserlich machen und war vorn abzuschlagen. Aber nicht immer machte man, was man sollte und in Ludwigshafen hatte man als Eingangspoststempler nicht in Briefe und Karten unterschieden, sondern drehte einfach alle Poststücke um und legte mit seinem Eingangsstempel los. Dass man dann noch in den Text hinein gestempelt hat, zeugt von doppelter Ignoranz der Postvorschriften, aber dazu später einmal mehr in einem zukünftigen Rundbriefartikel der ARGE Bayern klassisch.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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