Thema: Schweiz: Eingehende Briefe
briefmarkenwirbler24 Am: 23.01.2019 17:42:33 Gelesen: 63786# 137@  
@ briefmarkenwirbler24 [#126]

Guten Abend allerseits,

nachdem ich vor etwas längerer Zeit einen Brief frankiert mit dem Reichsadler aus der Pfennig-Währung zeigen konnte, möchte ich euch heute einen Brief aus der Groschen-Zeit zeigen.

Aufgegeben wurde der Brief am 29.11.1872 in "Leipzig Postamt N°2" und adressiert nach Thalwil bei Zürich.
Siegelseitig finden wir einen Transitstempel von Zürich (30.11.) und den Ankunftsstempel von Thalwil vom 01.12.1872.

Zur Frankatur verwendete man 2x Mi.Nr.19, 1 Groschen "Adler mit großem Brustschild", also insgesamt frankogerecht 2 Groschen (gleiche Tarifperiode wie oben).



Ich habe mal spaßeshalber etwas über den Schreiber und den Empfänger des Briefes recherchiert und konnte folgendes finden:

Leon Rosenzweig wurde am 29.07.1840 in Czernowitz (Ukraine) als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er arbeitete zunächst einige Zeit selbst als Kaufmann in Bukarest, bevor er 1871 nach Czernowitz zurückkehrte und dort eine Bank eröffnete. Während seiner Zeit als Kaufmann machte er viele Geschäftsreisen nach Deutschland, England und Frankreich und Italien. Neben seiner Tätigkeit als Kaufmann verfasste Rosenzweig zudem Lustspiele und "Dramatische Sprichwörter" 1864 sowie 1865 in Leipzig über den Verlag Fritsch und Theile. Später ergänzte er seine Werke um Novellen und Humoresken.

Einerseits war Leon Rosenzweig ein typisches Beispiel für die Schicht emanzipierter bildungsbürgerlicher Juden und andererseits produzierte er als einer der frühesten jüdischen Autoren deutschsprachige Kleinepik und dramatische Literatur, die wiederum beispielhaft für die Nachahmung zeitgenössischer deutscher Trivialliteratur in der Bukowina (Buchenland) ist.



Der Empfänger war kein geringerer als das Unternehmen "Schwarzenbach & Landis".

Die Robert Schwarzenbach & Co AG wurde 1829 in Thalwil (Kanton Zürich) gegründet und stellte Seidenstoffe her. 1928 war Schwarzenbach mit 28'000 Angestellten und einem Umsatz von 267 Millionen Schweizer Franken das grösste Textilunternehmen der Welt, wobei ein Grossteil des Umsatzes in den USA erzielt wurde. 1829 machte sich Johannes Schwarzenbach-Landis (1804–1861) als Seidenfabrikant selbständig. 1832 gründete er zusammen mit seinem Vater Joseph Schwarzenbach-Kölliker und seinem Schwager Jakob Näf-Schwarzenbach die Seidenweberei Näf & Schwarzenbach mit Geschäftssitz im Ägertli, Gemeinde Thalwil. Der neue Geschäftssitz in zwei Wohnhäusern (Ferggstube) an der Seestrasse wurde 1846 mit einer Seidenwinderei und -zwirnerei erweitert. 1874 wurden 633'240 Laufmeter Seidenstoffen im Verkaufswert von 2,2 Millionen Franken produziert und verkauft. Eigene Verkaufsbüros wurden ab 1877 in London, Lyon, Berlin, New York, Como und Mailand gegründet.



Auf dem linken Bild sieht man Robert Schwarzenbach und rechts die Seidenweberei Schwarzenbach um 1920.

Wer Interesse an diesem Thema hat, einfach den untenstehenden Links folgen.

https://books.google.de/books?id=T6KFN40miHoC&pg=PA55&lpg=PA55&dq=leon+rosenzweig+leipzig&source=bl&ots=AqHkSWv5kK&sig=ACfU3U2mbMym-v98XDf05l-OwRLzU4HqxA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiBke_8o4TgAhURLFAKHWFCAKAQ6AEwAHoECAgQAQ#v=onepage&q=leon%20rosenzweig%20leipzig&f=false

https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Schwarzenbach_%26_Co

Liebe Grüße

Kevin

PS: Vielleicht ist ja auch jemand so frei und kann den Inhalt des Briefes übersetzen, sodass man grob nachvollziehen kann, worum es in dem Gespräch ging.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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