Thema: Das Vineta Provisorium - echt oder falsch ?
DL8AAM Am: 06.02.2019 15:04:55 Gelesen: 12100# 32@  
@ umdhlebe [#29]

der Feststellung der Echtheit und Erhaltung von Briefmarken, Abstempelungen oder anderen philatelistischen Belegen sowie der Erkennung von Fälschungen und Manipulationen an solchen Prüfgegenständen

Und genau daran hält sich der BPP, wenn er diese "Vineta-Provisorien" als solches - und nur als solches - prüft. Es handelt sich eben eindeutig NICHT um Fälschungen (eine Fälschung von was? Fälschungen kann es nur von Originalen geben. Es ja nicht einmal eine Verfälschung eines Originals! Verfälschung von was? Eines "Brustschildes", aber das "Brustschild" wird ja auch nicht als solches geprüft oder angepriesen). Es ist aber auch keine Manipulation am Prüfgegenstand (denn das vorgelegte Exemplar ist ja eben nicht mehr im Nachhinein manipuliert worden, maximal eine Manipulation eines "Brustschildes", aber ich lasse ja kein "Brustschild" prüfen, sondern das "Vineta-Provisorien" als solches). Es es wird ja nur geprüft, ob das vorgelegte Exemplar aus dem Schwung der seinerzeit wirklich und unbestritten "erzeugten" (sehr, sehr wahrscheinlich wohl irregulären entstandenen) Provisorien stammt, d.h. eines dieser historischen Originalobjekte ist. Dieses Prüfung prüft (hier) ja ausdrücklich auch nicht die Legitimität der Herstellung. Diese Einstufung obliegt der forschenden "Geschichtsschreibung". Die Würdigung der Entstehungsgeschichte und sein daraus abzuleitender monetäre Wert, ist aber ausschliesslich eine Sache des informierten Marktes. Und der ist hierzu sicherlich allumfassend informiert, keine Angst.

Schlegel bietet es ja auch nur als das an, was ist, ein echtes Exemplar dieser "Vineta-Provisorien", mit der im MICHEL-Katalog angegebenen Nummer. Und selbst wenn der MICHEL es (wohl zu Recht) aus dem Katalog streichen sollte, bleiben die Objekte immer noch echte "Vineta-Provisorien", was natürlich auch gerne so attestiert werden kann und muss.

Wobei ich mir eine Streichung nicht vorstellen kann (auch nicht wünschen würde), denn das sind "historisch" gewachsene Listungen von "echten" Dingen (eben keine Fäschungen), die sich aus dem philatelie-geschichtlichen Kontext herleiten. Sie sind eben wirklich "echt" und wirklich "da". Eine entsprechende, erklärende Fussnote zum Status sollte absolut vollkommen ausreichen. Wenn man mit Streichungen von nicht 100%ig regulär entstandenen Objekten anfangen würde, fände man a) nie ein Ende und b) auch nicht jeder Fall ist so klar gelagert, so dass man ein Jahrhundert von Grabenkämpfen in den "interessierten Kreisen" auslösen würde, Partei würde. Wir reden hier ja nicht von wirklichen Fälschungen, sondern von "mehr oder weniger eindeutig" irregulär entstandenen echten Originalen.

Und nein, das ist auch absolut nicht vergleichbar mit den "gestempelten Potschtas", hier liegt die Lage, die Herkunft, die "Bezeichnung", auch der Rechtslage seiner illegalen Entstehung vollkommen anders.

Im Prinzip ist "Falsch" an den "Vineta-Provisorien" lediglich - die damals getroffene Entscheidung seines Machers, anzunehmen, er hätte das machen dürfen. Nicht mehr und nicht weniger. Nicht einmal ein Vorsatz etwas bewusst falsch zu machen, kann man dem Macher (wem genau?) sicher nachsagen (vielleicht im Gegensatz zu dessen "Einflüserern").

Gruß
Thomas
 
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