Thema: Schule und Schulfächer
volkimal Am: 10.02.2019 20:36:30 Gelesen: 10985# 16@  
Hallo zusammen,

mein Urgroßvater Ferdinand Werdermann war Pfarrer in der kleinen Gemeine Friedersdorf bei Dobrilugk (Niederlausitz). Man kann es sich heute kaum noch vorstellen, aber als Pastor war mein Urgroßvater automatisch auch königlich preußischer Ortsschulinspektor für Friedersdorf und die Filialen Rückersdorf und Gruhno.



Dieser Brief an Urgroßvater kommt von der Königlich Preußischen Kreisschulinspektion in Dobrilugk. Der Absender des Briefes, war hauptberuflich ebenfalls Pastor, denn es war der Schlossprediger Schmidt aus Dobrilugk.

Auf diesem Brief an meinen Urgroßvater sind die preußischen Zählmarken zu 2 Pfg. und 3 Pfg. aufgeklebt. Obwohl der Brief von der Kreisstadt Dobrilugk (heute Doberlug-Kirchhain) zu dem 6 km entfernten Friedersdorf geschickt wurde, musste er nur als Ortsbrief freigemacht werden. Das lag daran, dass Friedersdorf kein eigenes Postamt hatte, sondern vom Postamt Dobrilugk aus versorgt wurde.

Mein Großvater schreibt in seinen Lebenserinnerungen:

Im Allgemeinen stand sich Vater mit den Lehrern gut. Er ließ Ihnen vor allem möglichste Freiheit. Nur vor Ostern musste er Schülerprüfung halten. Da erkundigte er sich vorher bei Mutter nach Steppnaht, überwendlicher Naht u.a., um auch einige sachkundliche Fragen bei Vorlegung der Nadelarbeit der großen Mädchen zu tun. Einmal erzählte er uns, es sei gerade geglückt, den Nordpol zu erreichen, er habe es gerade heute früh in der Zeitung gelesen; bis herauskam: das war ein "Aprilscherz" der Zeitung vom 1. April gewesen.

Für die 100 Schüler der Dorfschule in Friedersdorf gab es damals übrigens nur einen Lehrer. Die Schüler wurden deshalb in zwei Abteilungen unterrichtet: von 6-9 Uhr die 10-14 jährigen und danach von 9-12 Uhr die Kleinen.



Diesen Brief, an die königliche Kreisschulinspektion war an den Schlossprediger Schmidt aus Dobrilugk gerichtet. Der Brief kommt von der königlichen Regierung aus Frankfurt (Oder). Auch hier wurde eine preußische Zählmarke verwendet, in diesem Fall die 10 Pfg.-Marke für Briefe im Fernverkehr. Urgroßvater hat ihn wohl als Briefmarkensammler von Herrn Schmidt geschenkt bekommen.

Viele Grüße
Volkmar
 
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