Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 04.10.2009 08:49:19 Gelesen: 1304424# 292@  
In Barmens kleinem Briefmarken-Laden geht es einmal um die Welt

Von Carolin Seidel

Westdeutsche Zeitung, Barmen (21.09.09) - Der Sammler Helmut Klamra (51) führt seit über 30 Jahren einen Briefmarken-Laden in Barmen. Dort häufen sich wahre Schätze an.

„Einen Augenblick, ich bin sofort bei Ihnen“, hallt es durch den kleinen, urigen Laden. Platz gibt es hier kaum – wuchtige Regale ragen bis hoch an die Decke, Papier türmt sich auf Stühlen und Tischen, lediglich der Eingangsbereich ist für Besucher freigeräumt. Selbst frische Sommerluft wird in Staub und Chaos erdrückt. Kurz darauf taucht ein lächelndes Gesicht hinter den Bergen von Papier und Sammelalben auf. Helmut Klamra (51) ist Briefmarken-Ladenbesitzer, und das seit über dreißig Jahren. Was für den freundlichen Mann als Hobby begann, ist längst zur Leidenschaft des 51-Jährigen geworden, was strahlende Augen hinter runden Brillengläsern verraten.

Briefmarken vermitteln geschichtliche Zusammenhänge

Bereits mit sechs Jahren entdeckte Klamra sein Interesse für die kleinen Wertzeichen. Während seiner Kindheit gab es zum Thema Freizeitbeschäftigung nicht viel– das Fernsehprogramm, wie es heute ist, gab es noch nicht: „Briefmarken waren etwas Tolles. Sie waren ein Fenster zur Welt. Wenn jemand eine Giraffe oder einen Löwen auf seiner Briefmarke hatte, war das etwas Besonderes“, erzählt der Sammler, für den immer klar war, dass er Briefmarkenhändler werden würde. Nach der Schulzeit machte Klamra eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Als die beendet war, rückte sein Traum in greifbare Nähe – ein eigenes Geschäft. Das Geld, das dafür nötig war, hatte er im Laufe der Jahre selbst und mit viel Disziplin angespart.

„Briefmarken erzählen Geschichten“, wie Klamra weiß. „Als Sammler hat man ein großes Allgemeinwissen. Wenn im Ersten Weltkrieg eine deutsche Briefmarke mit Belgien überdruckt wurde, wusste man, dass etwas passiert war (zu diesem Zeitpunkt hatte Deutschland Belgien eingenommen).“ Mittlerweile besitzt der Liebhaber über eine Million Briefmarken. Er selbst hat schon Schätze wie die „Blaue Mauritius“ gesehen, die zu den seltensten der Welt gehört.

Als Klamra eine seiner Briefmarken-Serien präsentieren will, braucht es, trotz Chaos, zwei gezielte Handgriffe – dann liegen die eckigen Wertmarken auf dem Tisch. „Wenn man alle Briefmarken einer Serie besitzt, sind sie viel wert. Die Serie Bundesrepublik Deutschland kann bis zu 5000 Euro einbringen“ erklärt er.

Briefmarken-Serien können bis zu 5000 Euro wert sein

Nicht nur in seinem Laden, der in Wuppertal einzigartig ist, verbringt Klamra seine Zeit. Auch auf Fachmessen ist der Wuppertaler stets präsent – nicht zuletzt, weil er dort als offizielle Agentur für die Postverwaltung Weißrussland gilt und so deren Briefmarken für Menschen hier zugänglich macht. Über Angebot und Nachfrage kann er sich nicht beschweren. Viele Kunden kommen immer wieder, bleiben über Jahre treu: „Die Briefmarkensammler sind wie eine große Familie. Einige Kunden kenne ich seit 1979 – seit ich den Laden eröffnet habe.“ Leben kann Klamra von den Einnahmen seines Ladens, große Sprünge sind allerdings nicht drin: „Man muss bescheiden sein. Das Briefmarkengeschäft ist ein ständiges Rauf und Runter“, sagt er.

Dann klingelt das Telefon – das dritte Mal in nur zehn Minuten. Viele seiner Telefonate führt Klamra mit Kunden, die lediglich einen guten Rat von dem Briefmarkenliebhaber wollen. Auskünfte gibt es kostenlos. „In der Branche bin ich bekannt und es macht mir Spaß, wenn ich meinen Kunden helfen kann“, schmunzelt er. Auch die nächsten 30 Jahre hat Klamra bereits verplant: „Die Briefmarken sind mein Leben. Das möchte ich solange machen, wie es nur geht“ und hofft auf eine Zukunft, in der es Sammler geben wird, die in seine Fußstampfen treten.



Ein Sammler mit System: Helmut Klamra in seinem Laden in der Concordienstraße. (Foto: Mathias Kehren)

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