Thema: Altdeutschland Mecklenburg-Schwerin Wertschätzung von Belegen
briefmarkenwirbler24 Am: 20.02.2019 21:42:01 Gelesen: 3166# 2@  
@ Franz88 [#1]

Hallo Franz,

da hast Du wieder einen sehr schönen und sauberen Beleg an Land gezogen!

Es handelt sich hier tatsächlich um Briefmarken (;-D) und zwar um Mi.Nr.1 von Mecklenburg-Schwerin. Diese Marke bestand aus vier Vierteln und Markenteilungen sind ebenso auf Beleg zu finden wie die vollständige "4/4 Marke". Hier haben wir den Ganzsachenumschlag U6 zusammen mit 2/4 Schilling, also zusammen 2 Schilling. Diese Kombination ist im Michel bewertet mit 300 € (Stand 2013), da für Mecklenburg-Schwerin generell ganz gut bezahlt wird und der Beleg in sehr feiner Erhaltung ist, würde ich einen Wert von 80-100 € ansetzen. Bei Mecklenburg-Schwerin sind in den allermeisten Fällen keine Jahreszahlen in den Stempeln enthalten, sodass man den Zeitraum meistens bloß eingrenzen kann (wenn keine Transitstempel o.Ä. angebracht sind).

Der U6 wurde, wenn ich es richtig im Kopf habe, 1860/61 herausgebracht und Mi.Nr.1 war bis zum 31.12.1865 gültig gewesen, sodass dein Brief aus diesem Zeitraum stammen muss. Betrachtet man nun jedoch die in Frage kommenden Tarife, so lässt sich eine weitere Einschränkung vornehmen. Bei der Einführung der Postwertzeichen von Mecklenburg galt der Tarif vom 01.05.1848, dieser sah ein Franko von 2 Schillingen bei einem Brief der 2.Gewichtsstufe (1 Loth bis 15 Loth) bis 3 Meilen vor, das lässt sich schon mal ausschließen.

Dein Brief muss demnach dem nächsten Tarif zugeordnet werden, dieser wurde am 01.07.1863 eingeführt. Briefe unter 1 Loth (=16,67g) bei einer Entfernung über 5 bis 10 Meilen (1 Meile entspricht etwa 7,5 km) mussten mit 2 Schillingen freigemacht werden. Die Luftlinie von Neustadt (heute Neustadt-Glewe) nach Goldberg beträgt 40 km, sodass dein Brief diesem Tarif zugeordnet werden kann. Folglich lässt sich die zeitliche Eingrenzung zwischen dem 01.07.1863 bis zum 31.12.1865 (also etwa 2/1/2 Jahre) vornehmen.

Wenn dich das Thema interessieren sollte, kannst du gerne das Thema "Mecklenburg-Schwerin Postgeschichte", was ich vor längerer Zeit mal gestartet habe, unter folgendem Link anschauen, dort findest du auch die Informationen, warum die "4/4 Schilling"-Marke überhaupt eingeführt worden ist (hat etwas mit der Währungsumrechnung von Silbergroschen in Schillinge zu tun):

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=7184&CP=0&F=1

Liebe Grüße

Kevin
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/12557
https://www.philaseiten.de/beitrag/197775