Thema: Altdeutschland Bayern: Ganzsachen der Kreuzerzeit
wuerttemberger Am: 20.03.2019 21:35:53 Gelesen: 20682# 36@  
@ Gernesammler [#35]

Hallo Rainer,

entschuldige bitte, dass ich die Literatur nicht vorher konsultiert habe. Mir war wirklich nicht bewußt, dass die Lage so desolat ist.

Im Spezialkatalog von Peter Sem sind die Gebühren natürlich nur angerissen und nicht ausführlich dargestellt. Die spätere Reform der Nachnahmesendungen fehlt komplett.

Geschockt bin ich vom Michel-Spezial 2015. Dort sind tatsächlich die Gebühren so dargestellt wie Du es berichtest. Ist das in den aktuelleren Katalogen auch noch so?

Dann habe ich gehofft, dass wenigstens bei Württemberg die Nachnahmegebühren stimmen. Pustekuchen, dort gibt es nicht einmal Nachnahmen!

Mein erster Gedanke: Das kann nur ein Versehen sein und ich habe sogleich die Veröffentlichung der Arge-Württemberg über die Briefpost in Württemberg 1875-1920 zu Rate gezogen. Auch dort fehlen die Nachnahmen!

Das Michel Postgebühren-Handbuch in der Erstauflage bestätigt diese Befunde. Die zweite Auflage habe ich nicht. Kann jemand nachsehen, ob die Mängel dort beseitigt sind?

Gott sei Dank sind im Michel-Spezial wenigstens die Gebühren bei der Reichspost richtig wiedergegeben.

Ich möchte jetzt nicht zu ausführlich werden und stelle den Werdegang der Nachnahmen nur kurz dar. Sie gingen aus den Postvorschüssen hervor und zählten zunächst zur Fahrpost.

Deswegen waren die Gebühren von der Entfernung und der Nachnahmehöhe abhängig. Dies wurde 1890 grundlegend reformiert und der Nachnahmedienst zählte fortan zur Briefpost. Es wurde eine einheitliche

Gebühr von 10 Pfennig für die Nachnahme eingeführt. Diese Reformen wurden immer einvernehmlich unter den drei Postverwaltungen im Deutschen Reich geregelt, so dass nach außen hin ein einheitliches Auftreten gesichert war.

Gesicherte Quellen sind natürlich die Veröffentlichungen der Postverwaltungen. Die Postordnung für das Königreich Bayern vom 27. März 1900 liegt mir im Original vor. Dort sind die 10 Pfennig bestätigt. Weiterhin kann ich Dir eine Veröffentlichung von Konrad Schwarz empfehlen: Post und Telegraphie in Wissenschaft und Praxis, Band 36, Die Postnachnahmen und Postaufträge in der deutschen Postgeschichte, Berlin 1939. Auch dieses Werk habe ich im Original vorliegen. Vielleicht hat jemand noch andere zuverlässige Quellen zur Verfügung. Der Schwaneberger Verlag zählt meines Erachtens jedenfalls nicht dazu.

Gruß

wuerttemberger
 
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