Thema: (?) (515) Zensurpostbelege
saintex Am: 14.04.2019 01:02:16 Gelesen: 219614# 448@  
@ Franz88 [#447]

Hallo Franz,

der in Santander aufgegebene Luftpostbrief wurde zunächst auf dem Landweg nach Madrid befördert, wo er von der spanischen Zensur zensiert wurde und rückseitig den Kastenstempel der spanischen Zensur „Censura Gubernativa Madrid“ sowie den sechseckigen spanischen Luftpoststempel "Correo Aereo Madrid 23. JUN 1944" erhielt (teilweise verdeckt durch den Verschlussstreifen der deutschen Zensur).

Von Madrid aus wurde der Luftpostbrief mit dem täglichen Flug der Lufthansa auf der Spanien-Strecke Madrid-Barcelona-Lyon-Stuttgart nach Berlin befördert (ab Madrid 16:30 Uhr, an Berlin 19.05 Uhr) [1][2], wo der Brief die deutsche Zensur durchlief, wie sich aus dem Unterscheidungsbuchstaben „b“ im roten Zensurstempel und auf dem Verschlussstreifen der deutschen Zensur ergibt.

Nach dem Durchlaufen der deutschen Zensur in Berlin wurde der Brief dann vermutlich per Luftpost auf der Spanien-Strecke der Lufthansa von Berlin zurück nach Stuttgart und von dort weiter mit der schweizerischen Swissair nach Zürich befördert. Von Zürich aus erreichte der Luftpostbrief dann vermutlich seinen Bestimmungsort per Bahn.

Zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde die Neutralität der Schweiz von den Deutschen hinsichtlich der Postzensur für Postsendungen aus und nach dem neutralen Spanien zunächst respektiert und Postsendungen aus Spanien in die Schweiz und aus der Schweiz nach Spanien, die über Deutschland liefen, waren von der deutschen Zensur ausgenommen. Im weiteren Verlauf des Krieges gaben die Deutschen diese Zurückhaltung dann jedoch auf und unterwarfen ab Juli 1942 auch Postsendungen aus Spanien in die Schweiz der Zensur durch die deutschen Zensurbehörden, was zu massiven Beschwerden der schweizerischen Postkunden bei der schweizerischen Postverwaltung P.T.T.führte.[3]

Der Luftpostbrief ist mit 2 Pts. portogerecht frankiert: Auslandsporto bis 20 gr. 0.75 Pts., Luftpostzuschlag in die Schweiz bis 20gr.1.25 Pts.[4]

Anmerkungen

[1] Luftpostliste vom 03.04.1944, herausgegeben vom Reichspostministerium
[2] Trotz der Landung der Alliierten in der Normandie am D-Day (06.06.1944) setzte die Lufthansa ihre täglichen Flüge auf der Strecke Berlin-Stuttgart-Lyon-Barcelona-Madrid zunächst fort, musste dann jedoch im August 1944 nach der Befreiung Lyon als Zwischenlandeplatz aufgeben.
[3] Vgl. Schreiben des Generaldirektors der schweizerischen P.T.T. an das Eidgenössische Luftamt in Bern vom 06.08.1942, abgedruckt in: Postverkehrsverbindungen Schweiz-Ausland 1939-1945 Dokumentation der Sektion Postverbindungen Generaldirektion der Schweizerischen Post-,Telefon- und Telegrafenbetriebe PTT (Herausg. Consilium Philateliae Helveticae), Band I Bern 1997 Seiten 0380, 0381. Als Beginn der deutschen Postzensur der in die Schweiz adressierten Postsendungen aus Spanien, die über die Spanien-Strecke der Lufthansa befördert wurden, wird im Schreiben des Generaldirektors der schweizerischen P.T.T. der 21.07.1942 angegeben.
[4] Oswald Schier, Manual de la Filatelia Espanola, Band II Madrid 2012 Seiten 649, 658

MfG Wolfgang
 
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