Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 24.06.2019 17:15:42 Gelesen: 186310# 337@  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Teilfrankobrief aus Isleworth (Stadtteil Hounslow, London) vom 17.11.1842, den die Mutter und ihr Mann separat beschrieben haben an ihren Sohn John, der in München weilte.



Sie bezahlten in roter Tinte 1 Shilling 8 Pence = 20 Pence = 1 Gulden bis zur niederländischen Küste. Der Transit bis zur preussischen Grenze kostete 20 Cents (mittig), die mit dem preussischen Transitporto in 8 3/4 Silbergroschen (rote Tinte) notiert wurden.

Bei der Leitung über Koblenz und Frankfurt kam er in Würzburg an, wo diese mit 31 Kreuzer verauslagt wurden. Mit dem Inlandsporto von 14 Kreuzern ergab sich für F. H. W. Elossop (im Brief "John" genannt) ein Porto von 45 Kreuzern, die oben notiert wurden von Würzburg. Addieren wir alles, kommen wir auf Kosten von 1 Gulden 45 Kreuzer für den nicht schweren Brief (bis 1/2 Loth!).

Allerdings wussten unsere britischen Freunde nicht, wo genau der gute John, oder F. H. W. Elossop residierte und hatten den Brief daher "Poste restante" verschickt, so dass er nun auf der Münchener Hauptbriefpostexpedition ruhte, bis er denn abgeholt werden würde.

Da siegelseitig nichts notiert oder gestempelt wurde, war die Lagerdauer von 3 Monaten nur dann einhaltbar, wenn im Lagerbuch für Poste - Restante - Briefe jeden Tag geschaut wurde, wann die Lagerfrist abgelaufen war (3 Monate bei gewöhnlichen Briefen, 6 Monate bei recommandirten Briefen), was sicher kein Vergnügen war. Auch nicht notiert wurden die 4 Kreuzer, auf die die Abgabepost Anspruch hatte für diesen Postsonderdienst, denn damit hatte unser englischer Freund total 49 Kreuzer zu zahlen. Diese sollten eigentlich vorne vermerkt werden, aber das hat man hier auch unterlassen.

Wenigstens ist er irgendwann einmal abgeholt worden, sonst würden wir viele weitere Taxen und Vermerke sehen. Bei seiner Abholung musste sich der Empfänger ausweisen (Paß) bzw. einen Honoratioren aus München beischaffen, der bezeugen konnte, dass der gedachte Empfänger der richtige Abholer in München war, denn kennen konnte man ihn in München natürlich nicht.

So hat jedes Briefchen ihre eigene Geschichte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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