Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
Michael D Am: 24.06.2019 23:23:08 Gelesen: 186272# 339@  
@ Gernesammler [#338]

Hallo Rainer,

ein paar Anmerkungen zu dem schönen Brief Moskau-Nürnberg:

Der undeutliche Zweikreiser auf der Rückseite ist ein bilingualer schwarzer Stempel von Moskau. In diesen Jahren findet man regelmäßig 2 Stempel von Moskau auf den Auslandsbriefen.

Dein Brief lief über das preußische Grenzpostamt Memel, belegt durch den Stempel. Tilsit wurde erst 1833 Grenzpostamt und spielte hier noch keine Rolle. Demzufolge stammt auch der "R"-Stempel aus Memel. Das "R" steht für Russland, es gibt auch (seltener) einen "P"-Stempel für Post aus Polen.

Zur Taxierung:

Die rückseitig notierten 51 1/2 sind das Weiterfranko von Russland an Preußen in der Vertragswährung "preußische Groschen". Hierbei handelt es sich um eine Verrechnungswährung, die im Postvertrag von 1823 zwischen Russland und Preußen festgelegt wurde. 1 pr.Gr. entsprach 1 Silberkopeke oder 3 guten Groschen oder 4 Silbergroschen.

In diesem Betrag ist das russische Inlandsporto nicht enthalten, es wurde bei ausgehender Post nie angeschrieben. In den 51 1/2 pr.Gr. sind 1 1/2 pr.Gr. sogenanntes Immersatter Grenzporto enthalten für den Transport vonm russsichen zum preußischen Grenzpostamt. Es lagen ja ein paar Meilen dazwischen. Somit erhielt Preußen für seinen eigenen und den bayerischen Anteil 50 pr.Gr., also 12 1/2 Silbergroschen. Ich kann an dem Scan nicht erkennen, wo du die "12" in Rötel entzifferst. Mittig unten müsste in roter Tinte ein "f(ranco) 4" notiert sein, das Weiterfranko von Preußen an Bayern. Genau entziffern kann ich es allerdings nicht.

Gruß
Michael
 
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