Thema: Classicphil Auktion Wien: Fälschungen im Angebot
olli0816 Am: 15.07.2019 13:26:12 Gelesen: 18411# 57@  
@ briefmarkenwirbler24 [#56]

Hallo Kevin,

der Briefmarkenmarkt ist sehr weit weg davon, dass er logische Preise bildet. Es gibt mehrere Komponenten, die die Preise beeinflussen. Zum einen die Seltenheit, dann die Qualität, die Anzahl der Sammler, die genau dieses Stück haben möchten und die Anzahl der Sammler, die das Angebot überhaupt sehen. Der Michel ist sicher von den Preisen nicht der Weisheit letzter Schluss, aber er bringt eine Orientierung, wo die Marke überhaupt steht. Trotzdem ist der Michelwert viel zu statisch, um auch nur annähernd ausdrücken zu können, was ein Objekt tatsächlich - ich schreibe jetzt provokant - subjektiv wert ist. Vergiss die Objektivität, die gibt es nicht.

Wenn ich also diese estimated-Preise sehe, dann kann ich mich wie ein Affe auf dem Kopf kratzen. Aber wissen tue ich es doch nicht. Gerade bei alten Marken macht der Zustand doch so viel aus, dass jemand bereit ist, mehr zu zahlen. Du bekommst einen schlechten schwarzen Einser für vielleicht 200 EURO und wenn es eine Ruine ist, vielleicht für noch weniger. Ein durchschnittlich gestempelter vielleicht für 800 bis 1200 EURO und die sehr schönen eben sehr viel teurer. Dazu auf Brief, Einheit etc. Und natürlich immer die Komponente, wenn gerade mehrere Personen da sind, die genau wie Du die Marke haben möchten.

Bei den Schweizern hast Du es bekanntlich etwas teurer. Die Schweiz ist in Europa mit das geschäftstüchtigste Land, die Leute beherrschen Vertrieb außerordentlich gut. Deshalb sind die relativ häufigen Anfangsausgaben auch so teuer: Es wird durch die Schweitzer Berufshändlerschaft eine große Nachfrage geschaffen und da greifen die Leute zu. Außerdem sitzt in dem Land sehr viel mehr Geld und Einkommen pro Einwohner. Das ist so ähnlich wie wenn Du in Zürich zum Essen gehst. Das Thema hatte ich schon öfters und - mama mia - wenn Du da zum Geschäftsessen einlädst, wirst Du schnell deine Fränkli los.

Zu dem Auktionshaus:

Ich weiß gar nicht, warum ihr euch so daran abarbeitet. Der Inhaber hat das mit dem "estimated" wohl bei den US-Kollegen abgeschaut, da sieht man das auch immer. Das Thema ist doch, wenn man in dem Wiener Auktionshaus kaufen möchte, dass man doch selber festlegt, wie viel man maximal für ein Los ausgeben möchte. Wenn der Ausrufpreis sagen wir mal 30 EURO ist, das "estimated" bei 200 EURO, ich aber für mich sage, das ich maximal 50 EURO biete, dann ist die Entscheidung gefallen. Wichtig ist der Ausrufpreis, alles andere ist Dekoration wie die rohe Karottenscheibe im Restaurant. Es liegt an dir, die zu essen, einem Hasen mitzunehmen der sich darüber freut oder die Karottenscheibe wieder zurück gehen zu lassen.

Zum anderen gibt es auch noch viele andere gute Auktionshäuser, wenn man das Geschäftsgebaren nicht mag. Ich werde zugeschüttet mit Auktionskatalogen und so viel Geld habe ich gar nicht, um alles kaufen zu können, was mir gefällt. Wenn mir ein Auktionshaus nicht genehm ist, dann beachte ich es nicht weiter.

Ich muss gestehen, dass ich noch nicht mal im Gegensatz zur ersten Auktion gecheckt habe, ob die Fehlerquote bei den Beschreibungen geringer geworden ist. Anscheinend ist das so, weil nur über den estimated Preis philosophiert wird. Wenn das der Fall ist, dann wäre es doch schon eine sehr gute Weiterentwicklung.

Grüße Oliver
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/12688
https://www.philaseiten.de/beitrag/207349