Thema: Hat der BDPh nur ein Imageproblem ?
Erdinger Am: 26.07.2019 14:51:25 Gelesen: 11939# 18@  
@ Zackensonne [#17]

Bist du in der Philatelie unterwegs, weil sie dich aus Gendergründen anspricht oder weil sie ein Hobby ist?

Mir persönlich ist es absolut gleich, wo du dich als Mensch verortest. Ob hetero, queer oder * spielt für mich keine Rolle. Meinetwegen könntest du von Planet Claire kommen. Das würde an meinem Respekt vor dir als Person grundsätzlich nichts ändern. Mir ist es auch wurscht, ob jemand ein Kopftuch, eine Kippa, einen Turban oder ein Nudelsieb auf dem Kopf trägt – solange das Gesicht mir signalisiert: Wir können immer und überall reden.

Keine Gemeinschaft kann jede ihrer Einzelgruppen positiv-rechtlich so bedienen, dass sie sich voll respektiert fühlt. Man kann es versuchen, dann zerfasert Gemeinschaft halt zu einem Netz aus individuellen Befindlichkeiten.
Mensch sollte – selbst bei ganz spezieller Selbstwahrnehmung – trotzdem persönlich immer noch Prioritäten setzen können, was eine Gemeinschaft regeln muss und wo sich etwas selbst regeln kann.

Um es einmal auf ein ganz ordinäres politisches Niveau herunterzubrechen:
Was hilft es einer nichtbinären Person, wenn verstärkt geschlechtsneutrale Toiletten im Stadtbild auftauchen, aber um die Burg keine Wohnung zu bekommen ist, in die * einziehen könnte?

Auch queere Freunde von mir ärgern sich darüber, dass der öffentliche Nahverkehr am Rand des Zusammenbruchs steht.

Selbst ein Ausweis über eine schwere Mobilitätseinschränkung berechtigt eine Frau nicht automatisch zum Parken auf einer für Menschen mit Einschränkungen vorgesehenen Stellfläche, so unglaublich das klingt.

Ich persönlich (bin halt mal Hetero) ärgere mich über die wachsende Roheit im Straßenverkehr und vieles andere.

Wenn du vor solchen alltäglichen Problemen stehst, spielt deine ganz persönliche Genderorientierung keine Rolle mehr.

Ein Gemeinwesen sollte primär zentrale Probleme lösen, die alle angehen und sich nicht in kleinteiliger Schaufensterpolitik ergehen, die scheinbar auf jeden eingeht, aber niemandem wirklich weiterhilft.

Löst es die grundlegenden Probleme nicht, wird es irgendwann von den radikalen Rändern her an- oder aufgefressen.

Und wie du schon andeutest: Die gelebte Wirklichkeit ist eigentlich schon weiter.

Der öffentliche Diskurs ist da. Die Informationsmöglichkeiten sind da. Beides im Gegensatz zu früher.

Das spielt für mich eine größere Rolle als die genderneutrale Formulierung einer Satzung für ein sehr spezialisiertes Gebiet wie die Philatelie, das Minderheitenstatus besitzt.

Deshalb schießt es in meinen Augen auch über das Ziel hinaus, eine überaus persönliche Wahrnehmung wie Geschlechtlichkeit hier einbringen zu wollen.

Sich mit Philatelie beschäftigen zu dürfen, ist ein Geschenk. Eine Ideologie sollte man daraus nicht machen.

Viele Grüße aus Erding!
 
Quelle: www.philaseiten.de
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