Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Detlev0405 Am: 01.08.2019 15:51:10 Gelesen: 157711# 133@  
Ich möchte in meinem heutigen Beitrag auf ein Problem aufmerksam machen, das wohl jedes Sammelgebiet betrifft, das in die ältere Zeit zurück geht. Es geht um Fälschungen.

Voran stellen möchte ich Wolfgangs Aussage im Beitrag [#24]:

4. Fälschungen der hier bislang gezeigten Luftpostbriefe lagen mir bislang noch nicht vor. Nach meiner Erfahrung steht der Zeit- und Kostenaufwand für eine Fälschung der hier bislang gezeigten Erst- und Bedarfsflugbriefe in keinem sinnvollen Verhältnis zum Wert der hier bislang gezeigten Luftpostbriefe, der nach meiner Einschätzung im mittleren zwei- bis dreistelligen Euro-Bereich liegen dürfte. Fälschungen von Luftpostbriefen sind mir bislang in erster Linie nur bei Zuleitungspost zu den Zeppelinfahrten der 1930er Jahre aus exotischen Staaten und den Zeppelinbriefen der Lakehurst-Katastrophe im Mai 1937 bekannt geworden.

Das erleichtert das Sammeln von tschechoslowakischer Luftpost bis 1939, da es in der Regel zutrifft, schützt aber nicht vor unliebsamen Begegnungen.

Ich kann aber selbst bei den von mir vorgestellten Belegen inzwischen zwei mit einer Stempelfälschung verifizieren. Es handelt sich um die vorgestellten Belege im Beitrag [#52] und [#208]. Er wirft allerdings mehr Fragen als Antworten auf.



links Fälschung / rechts Original

Der hier verwendete Stempel von Marienbad 1 ist offensichtlich eine Fälschung. Bei der Durchsicht der aufgelegten Stempel von Marienbad 1 unter der Ordnungsnummer 1344 [1] fällt als erstes auf, das zwischen 1918 – 1939 kein Stempel existiert, der keine Trennornamente hat ( ** ). Alle Stempeltypen weisen diese auf – der abgebildete Stempel aber nicht. Der zweite Fehler – die 1 hinter Lazne hat eine völlig falsche Stellung. Vergleiche die 1 hinter Marienbad. Bei dem Unterscheidungsbuchstaben 3 c fällt auf, das die 3 und das c nicht in einer waagerechten Linie zueinander stehen, sondern das c erhöht ist. Das ist unüblich. Beim Datum ist auffällig bei extremer Vergrößerung, das die Ziffern in der waagerechten unregelmäßig stehen. Aber Vorsicht – bei der Jahreszahl scheint es nicht untypisch zu sein sondern eher ein technischer Fehler bei der Stempelproduktion. Schrägstellungen bei der Jahreszahl habe ich von verschiedenen Orten bereits beobachtet. Dafür scheint mir die 8 in der Uhrzeit sehr unregelmäßig zu sein.

Bleibt die Frage – wozu wurde dieser Stempel gefälscht ? Wenn ich annehme, das der Bestätigungsstempel von Chemnitz echt ist, war der Beleg auch im normalen Postdienst unterwegs. Vielleicht können ja hier Deutschland Spezialisten näheres dazu beitragen. Der Stempel von Mimon/Niemes bei Beleg [#208] ist aus der Zeit und echt. Eine Fälschung zum Schaden der Post ?

Ich nutze auch gleich die Gelegenheit zu erklären, warum von mir trotz Ankündigung, ab 1919 Bedarfspost zu zeigen, nicht realisiert wurde.

Belege mit der ersten Luftpostausgabe der Tschechoslowakei Mi.Nr. 192-194 sind sehr problematisch. Bereits Michel verweist darauf, das schon die Marken lose fälschungsgefährdet sind. Da Flüge mit der ersten Ausgabe oft nur zwischen 10 und 150 Belege im Zeitraum 1920 bis 1922 beförderten, ist hier größte Vorsicht geboten.

Im Mai/Juni wurden hier zwei Belege angeboten vom 30.03.1921. Einer ging von Prag über Paris nach London, ein zweiter nur bis Paris als Einschreiben ohne jeglichen Ankunftstempel. Während der erste Beleg den stolzen Erlös von 1.000 Euro erzielte (kein Schreibfehler), waren beim zweiten Beleg Sammler schon vorsichtiger wegen fehlender Ankunftstempel und boten nur noch 400 Euro. Beide Belege waren nicht geprüft.

Ich kann jedem Sammler nur empfehlen, Belege mit der ersten Luftpostausgabe nur mit Attest oder zumindest geprüft zu erwerben. Es gibt auch Belege, bei denen nur die Marken geprüft wurden (erkenntlich am Prüfstempel unmittelbar unter oder neben der Marke).

Es stellt sich nämlich eine ganz simple Frage - wie kann es sein, das etwa 100 Jahre nach dem Flug solche international begehrten Belege noch nicht durch die Hand eines Prüfers gegangen sind ?

Deshalb verzichte ich auf derartige Belege, ich habe noch keinen geprüften angeboten bekommen.

Gruß
Detlev

[1] Monografie Ceskoslovenskych Znamek, Band 17, Teil I Ceskoslovenska Postovni Razitka 1919 - 1938
 
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