Thema: (?) (34) Österreich: Streifbänder
Cantus Am: 12.08.2019 01:40:31 Gelesen: 18347# 26@  
Hallo zusammen,

euer buntes Durcheinander geht mir gegen den Strich, denn ihr schreibt ja auch nicht "Deutschland Briefmarken". Ich werde also die passenden Einzelthemen gründen und natürlich auch mit passendem Bildmaterial füllen.

Bei den Streifbändern von Österreich unterscheidet man zwischen bloßen Papierbahnen, manchmal mit Textzudruck des Absenders, die mit Marken für den Zeitungsversand beklebt wurden, seltener aber auch nur einen Freistempel oder Absenderfreistempel erhielten. Alle diese Streifbänder gehören hier unter diese Überschrift.

Zusätzlich gibt es aber Streifbänder, die als Ganzsachen hergestellt worden waren. Dabei unterscheidet man:

1) Amtliche Streifbänder, die von der österreichischen Post verkauft wurden. Man findet sie überwiegend als so genutzt, wie sie von der Post verausgabt worden waren, zum Teil aber auch mit Absender- oder Werbezudrucken verschiedener Art. Diese Streifbänder sind in den Ganzsachenkatalogen von Dr. Ascher, von Michel, vom österreichischen ANK-Ganzsachenkatalog, im Handbuch von Mag. Franz Schneiderbauer und im Ferchenbauer-Handbuch beschrieben, um nur die wichtigsten Katalogwerke zu nennen.

2) Private Streifbänder, also solche, die nicht von der Post verausgabt wurden, sondern von Firmen, Organisationen, Vereinen oder anderen Auftraggebern selber hergestellt und abschließend nur von der österreichischen Post mit dem oder den gewünschten Wertstempel/n bedruckt worden sind. Es gibt dabei eine große Formenvielfalt, was sowohl die Größe als auch Farbe als auch Papierzusammensetzung des Streifbandes betrifft, außerdem natürlich auch noch diverse Varianten bei einem oder mehreren Wertstempeln, gerade so, wie die Auftragggeber das wünschten.

Diese privaten Streifbänder wurden auch nicht einzeln mit Wertstempeln bedruckt, sondern sie waren in größeren Mengen bei der Post einzuliefern, die dann die Streifbänder zunächst per Hand, später maschinell mit den Wertstempeln bedruckte und sie dann an den Auftraggeber gegen Zahlung einer Gebühr zurücksandte. Durch den Aufdruck per Hand finden sich bei den privaten Streifbändern viele Varianten, wo man auf dem Streifband den oder die Wertstempel findet, zuweilen auch gekippt oder kopfstehend.

Um die Streifbänder zu verschicken war es erforderlich, sie mit den Daten der Adressaten zu versehen. Das konnte im Einzelfall per Hand oder durch Maschinenaufdruck geschehen, ganz häufig aber wurden dafür vorgefertigte Adresszettel verwendet, die dann nur auf das Streifband aufgeklebt worden waren.

Bei der Vorbereitung der Streifbänder zur Einlieferung bei der Post, damit dort der Wertstempelaufdruck vorgenommen werden konnte, gab es die zwei Varianten, entweder war es ein noch unbeschriebenes bzw. unbedrucktes Streifband oder aber ein solches, auf dem schon ein Adresszettel aufgeklebt oder anderweitig die Zustelladresse vermerkt worden war.

Beim Aufdruck des Wertstempels landete dieser dann entweder auf dem Adresszettel oder auf dem Streifband oder aber mit der linken Seite auf dem Adresszettel und mit der rechten Seite auf dem Streifband. Da es also nur dem bloßen Zufall zu verdanken ist, an welcher Stelle der Wertstempel aufgedruckt worden ist, macht es wenig Sinn, in der Ganzsachenphilatelie die Streifbänder von den Adresszetteln zu trennen. In der österreichischen Spezialliteratur wird beides zusammen in einem Artikel behandelt und auch hier im Forum sollte es deshalb so sein.

3) Die privaten Streifbänder des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins (DÖAV).
Dem DÖAV wurde im Jahr 1910 von der österreichischen Post zugestanden, sich für den Versand der Vereinszeitschriften private Streifbänder mit Vorausentwertung drucken zu lassen. Die Begründung für diese Entscheidung lag darin, dass der DÖAV seine periodisch erscheinenden Mitteilungen stets gleichzeitig in größerem Umfang einlieferter, was zu einer unangenehmen stoßweisen Überlastung bei den Zeitungspostämtern führte.

Zuvor hatte der DÖAV seinen Zeitungsversand mittels normaler privater Streifbänder realisiert. Diese Streifnbänder gibt es mit dem Wertstempel "2 Heller Zeitungsmarke Merkur nach links in hellgrün" und die gleiche Wertstufe als "kleiner Merkur nach rechts in dunkelgrün", sowie Streifbänder zu 3, 5 und 10 Heller in braun, hell- bis dunkelgrün und rot. Diese Streifbänder, die noch keine Vorausentwertumng trugen, sind am oberen Rand bedruckt mit "Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Wien VII-1, Kandlgasse 19-21". Sie kommen aufgrund der Poststempel von 1904 bis 1910 vor.

Nach Ende der Vorausentwertungen im Jahr 1921 gibt es auch noch private Streifbänder des DÖAV, die keinen Wertstempel mit Vorausentwertung tragen, sondern statt dessen einen Text mit Portoangabe, der wie ein Freistempel aussieht, tatsächlich aber anstatt des Wertstempels aufgedruckt worden ist, wodurch auch solche Streifbänder zu den Privatganzsachen zählen. Und zwischenzeitlich wurden die Streifbänder des DÖAV auch noch im Wege der Barfreimachung versandt, das wäre aber wieder ein anderes Thema.

Spezialliteratur zu privaten österreichischen Ganzsachen in abschließender Form, so wie bei Briefmarklen, gibt es (bisher) nicht. Zu den Streifbändern des DÖAV gibt es eine hervorragende Abhandlung des Dr.med.Wilhelm Engelhardt, erschienen als Sonderdruck Nr. 14 im Jahr 1950 beim Berliner Philatelisten-Klub von 1888.

Zu Privatganzsachen allgemeiner Art und dabei auch zu Streifbändern/Adresszetteln gibt es eher allgemeine Hinweise im Katalog von Dr.Ascher, aber der endet Mitte der 1920er Jahre. Um Vieles besser und für mich im täglichen Zugriff sind die Handbücher des Mag.Franz Schneiderbauer aus dem Jahr 1981 und der Ergänzungsband dazu aus dem Jahr 1988, der auch besondere private Ganzsachenpostkarten listet und bewertet, allerdings sind im Grundlagenwerk von 1981 die Varianten der Privatganzsachen nur ganz oberflächlich behandelt, es ist also jeder Wertstempel oder jede damals bekannte Wertstempelkombination und die damit bedruckte Art einer Privatganzsache gelistet, nicht aber, von wem die einzelne Privatganzsache in Auftrag gegeben worden ist.

Sehr viel genauer ist da schon der sehr ausführliche Katalog des Wolfgang Klose, den dieser vor etwa zehn Jahren zusammengestellt hat, dieses Handbuch ist jedoch bisher nur und ausschließlich den Mitgliedeern der ARGE Österreich zugänglich gewesen. Das Werk von Wolfgang Klose ist eine sinnvolle Weiterentwicklung vorheriger Katalogwerke, mir aber immer noch zu ungenau, denn wenn von einem einzelnen Auftraggeber mehrere verschiedene Streifbänder, aber stets mit dem gleichen Wertstempel genutzt worden waren, so sind bisher nirgends diese Unterschiede beschrieben worden.

Neben diesen Werken gibt es eine ganze Reihe weiterer Spezialliteratur, die aber stets nur Teilbereiche beleuchtet oder aber ihren Schwerpunkt nicht auf die Ganzsachen als solche legt, sondern sich mit Portostufen oder besonderen Verwendungsarten beschäftigt. Die Ganzsachenliteratur insgesamt stelle ich in Wort und Bild aber unter einer anderen Überschrift vor.

Viele Grüße
Ingo
 
Quelle: www.philaseiten.de
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