Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia
briefmarkenwirbler24 Am: 10.09.2019 20:55:28 Gelesen: 231131# 613@  
@ bayern klassisch [#612]

Hallo Ralph,

die sog. "Botenweibelbriefe" waren eine Eigentümlichkeit des Kanton Luzerns.

Ich zitiere aus dem Buch "Über die Frankaturen der Sitzenden Helvetia gezählt" vom SSV:

Diese [Botenweibel-Briefe] waren auf den Rechtsbetrieb bezogen und enthielten oft Bareinlagen von Privaten zur Begleichung gewisser Gebühren; sie wären demnach wie Wertbriefe als Fahrpoststücke zu behandeln gewesen. Da die große Zahl solcher Korrespondenzen die Fahrpostexpediton unverhältnismäßig erschwerte, bewilligte die Postbehörde speziell für den Kanton Luzern deren Beförderung als gewöhnliche Chargé-Briefe, jedoch unter der Bedingung, dass sie keine Wertangabe trugen.

Zitation aus dem Buch "Altschweiz- was nicht im Katalog steht" von Josua Bühler:

Als Besonderheit sieht der Sammler oftmals mit 20 Rp. frankierte Briefe, die an Botenweibel adressiert sind. Wir entnehmen der Verfügung 7/1866: <<Im Kanton Luzern werden die auf Rechtsbetrieb und gerichtliche Liquidation bezüglichen Sendungen und Mitteilungen mittels Chargébriefen bewerkstelligt. Es werden einerseits von Privaten an Rechtsbetriebsbeamte (Botenweibel) Chargébriefe mit Einlagen der entsprechenden Gebühren, andererseits von Rechtsbetriebsbeamten und Gerichtskanzleien Chargébriefe an Private aufgegeben, auf denen der Wert der verwendeten Marken per Nachnahme erhoben wird.

Ich finde es relativ interessant, dass diese Regelung bloß für den Kanton Luzern gültig gewesen ist und nicht für die anderen Kantone. Bzw. in anderen Worten, warum hatte ausgerechnet Luzern einen so großen Korrespondenzverkehr solcher Schriftstücke.

Liebe Grüße,

Kevin
 
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