Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 11.11.2009 14:10:32 Gelesen: 1173032# 211@  
Harte Zeiten für Philatelisten - Briefmarkensammler Detlef Hartmann über die Zukunft des Hobbys

Von Hans von Draminski

Schwabacher Tagblatt, Schwabach (29.10.09) - Das Briefmarkenhobby ist nicht mehr, was es einmal war. Mit welchen Widrigkeiten ein Sammler im Jahre 2009 zu kämpfen hat, er- zählt Detlef Hartmann, zweiter Vorstand des Briefmarken-Sammlervereins Schwabach.

«Von der Post kommt heutzutage doch nur noch Kartonphilatelie», schimpft Hartmann und meint damit schnell auf den Markt geworfene «Sammlerartikel», die nach Detlef Hartmanns Worten «keinen ernsthaften Sammler hinter dem Ofen vorlocken».

Seine Kritik kann der in der Mark Brandenburg geborene Schwabacher an konkreten Beispielen aus seiner äußerst umfangreichen Kollektion festmachen: So zeigt er etwa die so genannten Jahresgaben des Bundes Deutscher Philatelisten, die von den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis in die späten 90er hinein liebevoll gestaltete Ersttagsbriefe beinhalteten, versehen mit echten, gültigen Sonderbriefmarken und sorgsam aufgebrachten Frankaturstempeln. Vorbei. 2009 gibt es Jahresgaben, «die das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt wurden», sagt Detlef Hartmann mit auffallend bissigem Unterton. Briefmarken-Faksimiles auf fühlbar billigem Papier in einer schief auf eine Zeitschriftenseite geklebten Plastikhülle. Als Postwertzeichen wären die Kopien entgegen dem früheren Usus nicht einmal gültig, entsprechend gering ist der Sammlerwert dieser in bunten Katalogen beworbenen «Editionen».

Auch die Zeiten, in denen «Sammlerfutter» wie die jeweils neuesten Sondermarken problemlos in der örtlichen Postfiliale erhältlich war, scheinen vorüber zu sein. «Entweder hat man in einem der Postshops Glück oder man wird an das Postzentrum in Weiden verwiesen, wo man die gewünschten Marken bestellen kann», erzählt Hartmann. Ein scheinbar komfortabler Weg mit einem Pferdefuß: «Unter 35 Euro Bestellwert blecht man Mindermengenzuschlag», weiß der Briefmarken-Experte. In den letzten Jahren musste mancher Sammler-Spezialversand seine Pforten schließen, weil der große Boom inzwischen endgültig vorbei zu sein scheint. Noch ist das Hobbygenre «Briefmarkensammeln» allerdings noch lebendig. «Auf den großen Auktionen trifft man immer häufiger auf die neuen Millionäre aus Russland und den anderen ehemaligen Ostblockstaaten, die Unsummen in seltene Briefmarken oder Münzen investieren und damit die Preise künstlich nach oben treiben», plaudert Detlef Hartmann aus der Sammler-Schule.

Nachwuchs-Sorgen

Schwerer drücken die Briefmarkenfreunde in Deutschland schon Nachwuchs-Sorgen. «Unser Verein ist überaltert», sagt Hartmann und versucht gar nicht erst, das Dilemma schönzureden. Acht- oder Neunjährige könne man zwar zeitweise für das Briefmarkenhobby begeistern, die Leidenschaft kühle aber oft deutlich ab, sobald aus den Kindern Jugendliche werden. «So mit 13 oder 14 sind sie dann ganz schnell weg», meint Detlef Hartmann. «Fangen» könne man junge Menschen sowieso nur mit Spezialthemen, beispielsweise mit ganzen Serien zu Themen wie «Pferde» oder «Eisenbahn».

Die Fehlleistungen der Postverwaltungen waren einem Spezialverlag für Briefmarkensammler schon einmal ein «Schmunzelkabinett» in Ordnerform wert. Wenn aus Albrecht Dürer auf der Briefmarke «Albert Dürer» wird oder Robert Schumann vor einer Notenhandschrift von Franz Schubert abgebildet wird, dann können über solche Irrtümer nicht nur Briefmarkenfexe grinsen - und die Preise der entsprechenden Fehldrucke steigen rapide. Für die Sammler ein Lichtblick in trüben Tagen.

Am kommenden Sonntag, 1. November, 9 bis 16 Uhr, geht im Schwabacher Saal der Arbeiterwohlfahrt, Wittelsbacherstraße 1 die nächste Briefmarken-Tauschbörse über die Bühne.



(Foto: Hans von Draminski)

(Quelle: http://www.schwabacher-tagblatt.de/artikel.asp?art=1112984&kat=24)
 
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