Thema: Altdeutschland Sachsen: Schöne Belege
Totalo-Flauti Am: 23.11.2019 20:16:32 Gelesen: 11191# 21@  
Liebe Sammlerfreunde,

ein Brief aus dem Dreißigjährigen Krieg vom 19.1.1635 Wittenberg über Leipzig nach Berka/Werra (ca. 260 km) von Johann Georg I. Herzog von Sachsen (1585-1656) an den Generalmajor Christoph von Houwald (1601-1661), der nach schwedischen Diensten (seit 1632 Generalmajor über 11.000 Mann Infantrie) 1633 in kursächsische Dienste trat. Der Kurfürst wechselte nach dem Frieden vom Prag (Mai 1635) von der protestantischen Seite zur kaiserlichen Seite. In den langwierigen Verhandlungen wurde vom Kurfürsten mit dem Kaiser vereinbart, dass keine Grenzverletzungen beider Truppen mehr stattfinden sollten. Im Brief fordert der Kurfürst von Houwald auf, sich an diese Vereinbarung zu halten soweit auch die kaiserlichen Truppen sich daran halten.

Auf der Rückseite als postgeschichtliches Highlight ist folgende Notiz: „Ankommen U. abgang zue / Leipzigh am 22.Jan: / 1635 Joh.Sieber / früh umb 8 uhr Postmeister“

Auf der Vorderseite ist noch ein Eilvermerk „Cito / Cito“ (Schnell, Schnell) angebracht. Der rückseitige Vermerk des Postmeisters Sieber erfolgte wohl, weil der Brief von Wittenberg bis Leipzig (ca. 70 km) schon über 2 Tage benötigte. Damit wurde dokumentiert, das der Postmeister in Leipzig nicht an der verzögerten Weiterleitung Schuld hatte. Leider ist kein Datum der Ankunft vermerkt. So ist nicht erkennbar, wie lange der Brief bis zum Ziel brauchte.
Sieber war bis 1615 Botenmeister der Leipziger Ratspost. 1615 erfolgte die Gründung des kursächsischen Postregals und damit die Gründung der sächsischen Staatspost. Die sächsischen Kurfürsten verpachteten bis 1712 das Postregal. Sieber setzte sich auch als erster Pächter des kursächsischen Postregals durch. Daneben war Sieber auch Postmeister für die Thurn und Taxische Reichspost. Ende 1636 verließ dieser Leipzig und wurde kaiserlicher Kriegskommissar für das Proviantwesen in Niedersachsen.

Es sind keine weiteren postalischen Vermerke auf dem Brief vorhanden. Siegelseitig ist noch das Wappen des sächsischen Kurfürsten als Abdruck zu erkennen.





 
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