Thema: Deutsches Reich Germania: Die Unbekannte
Postgeschichte Am: 16.11.2009 21:15:35 Gelesen: 18237# 11@  
@ winni [#1]

Hallo Winni,

bei den von Dir vorgestellten Marken handelt es sich in der Tat um Marken der Firma DAPAG-EFUBAG. Es sind Versuchsmarken der besagten Firma, mit denen Maschinen erprobt und der Postverwaltung vorgestellt wurden und für die Freimachung von Massensendungen vorgesehen waren. Nach der Zeitschrift "Deutsche Post" aus dem Jahr 1913 wurden in Berlin 68, Leipzig 2, Köln, Hamburg und Stuttgart je eine Maschine aufgestellt und mitgeteilt, daß weitere Maschinen in Berlin 2, Magdeburg, Erfurt, Düsseldorf, Dortmund und Hannover vorgesehen waren. Für die meisten Orte konnte bisher der Nachweis der Verwendung erbracht werden.

Unterschiedliche Farben, die man auch bei diesen Versuchsmarken feststellen kann, sind den gängigen Postwertzeichenfarben braun (3 Pf), grün (5 Pf), rot (10 Pf) und blau (20 Pf) nachempfunden. Einen Vergleich mit den Farben der damals postgültigen Germaniamarken herstellen zu wollen ist untauglich, da sie ja privat und nicht in der Reichsdruckerei hergestellt wurden. Zu der in dem von Dir gezeigten Ausschnitt aus dem Rundbrief der Arge Germania-Marken ist außer dem braunen und blauen Exemplar lediglich noch eine rote Marke hinzugekommen, die aber ein aufgedrucktes Kreuz aufweist. Dieses wurde vermutlich aufgebracht um eine Verwechslung mit den postgültigen Briefmarken auszuschließen. Weitere Farben sind mir nach dem o.a. Beitrag nicht bekannt geworden, habe aber auch dieses nicht intensiv weiterverfolgt.

Eine eindeutige Definition der Versuchsmarke gibt Horst Müller, Witten in seinem Werk: Versuchmarken für DAPAG-EFUBAG und POKO

Versuchsmarken sind Marken ohne Frankaturwert, die gebraucht werden, um Maschinen bzw. Apparate zu erproben, die für die Verarbeitung von Freimarken hergestellt wurden.

Die Herstellung erfolgte meines Wissens immer als Plattendruck, da die Herstellung von Rollenbahnen für die kurze Erprobungszeit und für die Präsentationen viel zu Aufwändig und kostspielig war (?). Ein 10er-Streifen oder zusammengeklebte Streifen (Harald erwähnte dies bereits) dürfte hierfür ausgereicht haben. Daß Deine Marken eine Bogenlaufnummer (?) und dann noch eine so hohe Zahl aufweisen, überrascht mich schon. Vielleicht lassen sie Rückschlüsse auf die Herstellung und Verarbeitung zu. Herzlichen Glückwunsch zu den Fundstücken.

Ein Zusammenhang mit POKO besteht für die Herstellung dieser Versuchsmarken m.W. nicht, für sie wurden eigene Versuchsmarken hergestellt. POKO-Geräte (POKO = Abkürzung für Portokontrolle) waren für die Verwendung in Firmen und Behörden vorgesehen, während die o.a. in Maschinen für die Frankierung von Massensendungen (Mindestmenge 500 Stück gleicher Sendungen und gleichem Frankaturwert) Verwendung fanden.

Gruß
Manfred
 
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