Thema: Handrollstempel, ungewöhnliche und seltene Beispiele
filunski Am: 12.12.2019 16:11:36 Gelesen: 421344# 754@  
Hallo zusammen,

sehr schön, dass sich Christoph und Gunther da ran gewagt haben (Walter (Tuffi), lasse ich da mal außen vor.) ;-)

Gar nicht schlecht und Walter hat es ja genau getroffen. Es handelt sich um eine Sylbe Walze (Stempelkopf in der bayerischen Sonderform), hier allerdings nicht von der Bandstempelmaschine aufgebracht, sondern, wie auch in Mümmels Beitrag [#675] zu Leipzig, umgebaut in einen Handrollstempel. Erkennbar einzig und allein an der Position auf diesem abgelösten Frankaturstück, die Walze ist ja identisch mit dem Maschinenstempel. Serienmäßige Handroller (die mit den gedrehten Stempelköpfen und den anschmiegenden Wellen) gab es ja zur Inflationszeit (1923) noch nicht. Auch unser Postassesor Breusch war damals noch in Pforzheim am experimentieren. Aber da war er nicht der Einzige und bedingt durch die Massenfrankaturen der Hochinflation war man auch andernorts bemüht Entwertemöglichkeiten zu finden mit denen man solche teil-bogenweise verklebten Marken effektiv und schnell entwerten konnte.

Eines dieser Experimente war auch der Versuch Maschinenstempelwalzen in selbstgebaute Handrollstempel umzubauen. Bekannt und belegt sind diese Versuche vor allem aus Leipzig, aber auch aus Frankfurt am Main und mit meinem Beispiel jetzt auch aus München. Ich habe auch Hinweise und Verdachtsmomente, dass auch in Stuttgart und Hamburg ähnliche Versuche stattfanden. In Leipzig schien das noch am besten funktioniert zu haben, da sind mehrere Belege bekannt. Leider kennen wir keine Bilder oder Skizzen dieser Handrollstempel-Geräte und auch keine Dokumentationen zu den Vorgängen. Mit Ende der Inflation verschwinden auch diese Belege wieder (einzige Ausnahme bislang der Beleg von Mümmel in [#710] vom Dez. 1923). Es kann durchaus sein, dass diese Geräte, z.B. im Münchner Fall nur ein, zwei Tage im Einsatz/Versuch waren und eben nicht den Erfolg brachten, den man sich erhofft hatte. Um genauere Aussagen/Forschungen dazu zu machen, benötigen wir mehr Belege/Abschläge. Aber vielleicht gibt es die gar nicht?

Auch über den weiteren Verbleib dieser Handroller ist nichts bekannt.

Zum Schluß noch der direkte Vergleich des Münchner Sylbe-Stempels:



Oben ein Maschinenstempelabdruck, unten der "Handroller" aus meinem Beispiel.

Viele Grüße,
Peter
 
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