Thema: (?) (48) Bund Druckverfahren und Druckveredelungen von Briefmarken bestimmen
Vernian Am: 20.12.2019 22:08:00 Gelesen: 15907# 3@  
Ich habe mir jetzt die Marke nochmals vorgenommen. Wer nicht zu viel Hornhaut an den Fingerkuppen hat kann beim über das Markenbild streichen fühlen, das die meisten in schwarz gedruckten Partien spürbar sind. Bemerkenswerterweise sind aber etwa der Matrixcode auf dem Bogenrand und der senkrechte Schriftzug links (Theodor Fontane 1819-1898) nicht "erhaben", also nicht spürbar, genauso die Wertziffer in rot nicht; hingegen aber etwa das Autogramm, der Schriftzug "Deutschland" sowie eben alle Linien, die farbigen Flächen hingegen nicht.

Ich habe mir jetzt die Mühe gemacht, die Marke unter einem Mikroskop in 75-facher Vergrößerung zu betrachten. Hierbei ist festzustellen, das die nicht erhabenen Schriftzüge, Matrix, Wertziffer aus einem sehr dünnen, flächigen Farbauftrag bestehen, die farbigen Hintergründe im Offsettypischen Farbpunkte-Mix vorliegen und die fühlbaren Linien wie in "Deutschland", dem Autogramm und den bildlichen Darstellungen allesamt einen sehr dichten kräftigen Farbauftrag haben. All dies würde auf den ersten Blick für einen kombinierten Offset-Stichtiefdruck sprechen.

Ich habe paralell dazu einige französische Stichtiefdruckmarken verglichen und komme dahin zu sagen, nein, StTdr ist das bei dieser Marke nicht, den die Linien sind im Vergleich zu "sauber", klar und gerade begrenzt, während im StTdr eine gewisse "Ausfaserung" der Stichlinienränder in der Vergrößerung üblich zu sein scheint. Anderseits war das Papier der untersuchten französischen Marken immer deutlich grobfaseriger, was zu einem stärkeren Verlaufen der Farbe geführt haben könnte. Von daher bin ich immer noch genauso schlau wie vorher.

Wenn es sich also nicht um eine StTdr - Offset-Kombination bei der Marke handelt, wovon ich ja eigentlich ausgehen muß, wenn sowohl die herstellerseitige Angabe wie auch Michel sich so äußern, so stellt sich mir trotzdem die Frage, wie der dicke und damit spürbare Farbauftrag, der wie ein Tiefdruck wirkt, im Offsetdruckverfahren ausgeführt wird.

Das diese satteren Farbaufträge durch mehrfaches Drucken entstehen halte ich aus verschiedenen Gründen für unwahrscheinlich. Bleibt eigentlich nur die Option, dass die Konsistenz der Farbe das Kriterium darstellt, weshalb sie fühlbar ist. Wenn die Farbe dicker, also weniger flüssig ist, sind mehr Farbpigmente enthalten, die nach dem Trocknen verbleiben. Der Farbauftrag ist also tatsächlich dann dicker und eben fühlbar. Das ist nun aber nur eine Laien-Annahme.

Es bräuchte also einen Kenner, der mir verraten kann, ob meine Hypothese zutrifft oder was der tatsächliche Grund ist, weshalb diese Marke wirkt als wäre sie in Teilen als Tiefdruck ausgeführt.

V.
 
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