Thema: Luxemburg: Besondere Stücke der Luxemburger Wappenausgabe
marc123 Am: 30.12.2019 10:08:49 Gelesen: 11644# 19@  
Der erste Naumann Probedruck der Luxemburger Wappenmarken

Am 21. Juni 1859 lieferte die Gießerei Dressler aus Frankfurt die ersten Klischees der Wappenmarken zu 30 Centimes nach Luxemburg. Die 30 Centimes Probedrucke von Victor Bück, Drucker aus Luxemburg, waren nicht zufriedenstellend [1]. Am 26. Juli 1859 wurde daraufhin die C. Naumann’sche Druckerei aus Frankfurt kontaktiert, um Probedrucke mit dem neuen Motiv der Wappenmarken herzustellen [2]. Durch den Zeitdruck wurde vereinbart, dass die nächste Klischee-Lieferung sofort in die C. Naumann’sche Druckerei geliefert wird, anstatt zuerst nach Luxemburg. Es handelte sich um die Klischees zu 10 Centimes. Ende Juli 1859 wurden dementsprechend die 10 Centimes Klischees an die C. Naumann’sche Druckerei ausgeliefert [3].

Zur Herstellung der Probedrucke sendete die Luxemburger Postverwaltung restliches Wasserzeichenpapier der vorherigen ersten Ausgabe Luxemburgs „Schwarzen a Rouden Kapp“ nach Frankfurt.

Am 4. August 1859 wurden die ersten Probedrucke mit den 10 Centimes Klischees in braunpurpur nach Luxemburg versendet. Die Farbe wurde von der Druckerei ausgewählt, und entspricht der Farbe der 5 Silbergroschen Marke von Thurn & Taxis, die auch in den Monaten Juli / August 1859 gedruckt wurde [4]. Das Wasserzeichenpapier war für die Naumann’sche Druckerei nicht zufriedenstellend, da es sich um Papier handelt, das für einen Tiefdruck geeignet ist [5]. Allerdings war vorgesehen, die Wappenmarken im Hochdruckverfahren herzustellen. Dementsprechend hat die Druckerei auch einen Probedruckbogen auf ihrem eigenen Papier ohne Wasserzeichen hergestellt [6].

Aus der Korrespondenz mit der Druckerei wissen wir heute, dass eben 2 Bögen zu 100 Probedrucken mit dieser 10 Centimes in braunpurpur nach Luxemburg geliefert wurden (Abb. 1).



Abb. 1: Erste Seite des Begleitbriefes der Probedrucke, datiert am 4. August 1859

Beide Bögen wurden zerschnitten. Bei dem Bogen mit Wasserzeichen ist noch ein Zehnerblock erhalten geblieben (Abb. 2), bei dem Bogen ohne Wasserzeichen ist bis dato ein Paar die größte bekannte Einheit (Abb. 3).



Abb. 2: Größte bekannte Einheit auf Wasserzeichenpapier [7]

Bemerkenswert ist bei einigen Probedrucken ohne Wasserzeichen die Schrift auf der Rückseite, die vor der Trennung angebracht wurde (Abb. 3). Ob diese Schrift von der C. Naumann’sche Druckerei, von der Postverwaltung, oder einer sonstigen Herkunft stammt, ist noch unbekannt.



Abb. 3: Beide den Autoren bekannte Exemplare mit rückseitiger Schrift [8]

Diese beiden Exemplare reichen noch nicht aus, um sich über den Wortlaut und die Herkunft der rückseitigen Schrift zu äußern.

Für das Mitteilen weiterer rückseitig beschrifteter Probedrucke oder Kommentare zu diesem Artikel sind die Autoren Ihnen dankbar.

Das Buch: „O. Nosbaum/ M. Schaack, Forschungen zu den Luxemburger Wappenmarken (1859-1882) (Saarbrücken 2019).“ ist ab sofort bei den Autoren für 50 Euro erhältlich: https://philaseiten.de/philabuch/show/295

Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Olivier Nosbaum - Marc Schaack

[1] Archiv POST Luxembourg.
[2] Ebenda.
[3] Ebenda.
[4] Laut der Darstellung von Manfred Schnell, Michel Deutschland-Spezial, 1, (München 2003), 251.
[5] Beim Tiefdruckverfahren wird das Papier im Voraus angefeuchtet, und muss dementsprechend Wasser aufsaugen können, damit der Druck gut gelingt. Bei einem Hochdruckverfahren, in diesem Fall Buchdruck, bleibt das Papier beim Druck trocken.
[6] Probedruck E6-3, R. Muller et O. Nosbaum, Les timbres-poste du Grand-Duché de Luxembourg. Essais & Epreuves Retouches Réimpressions (Luxemburg 2014), 71, 152.
[7] Soluphil 113, 23. April 2010, Los 1199 (Melusina); Heinrich Köhler 362, 15. März 2016, Los 416.
[8] Sammlung Olivier Nosbaum.

(Aus: FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur 5, 2019, 211-214).
 
Quelle: www.philaseiten.de
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