Thema: Internationale Briefmarkenausstellung in Genf August 1896
Heinz 7 Am: 02.01.2020 21:45:01 Gelesen: 3944# 8@  
@ Olilux [#1]

Die Briefmarken-Ausstellung dauerte volle 16 Tage. Anhand des Kassenrapportes sind nun einige sehr interessante Zahlen zu erfahen.

Die ganze Ausstellung kostete nur CHF 9'680. Da sie andererseits einen Ertrag von CHF 9'675 abwarf, resultierte nur ein kleines Minus von CHF 5.30 (siehe SBZ No. 2, 1897, Seite 23).

Der grösste Ertragsposten war - mit Abstand - eine Position, die ich nun wirklich nicht als so wichtig eingeschätzt habe: Verkauf von Tombola-Losen!

Nicht weniger als 4409 Lose à CHF 1 konnten abgesetzt werden, dies ergab also CHF 4409 und damit mehr als 45% der Gesamteinnahmen! Da der Einkauf der Tombola-Lose nur CHF 2149.50 kostete, brachte diese Aktion also einen beträchtlichen Nettoertrag und rettete die Ausstellung vor einem Defizit.

Ein Verkauf von so viel Tombola-Losen ist meines Erachtens sehr erstaunlich, wenn man denn weiss, dass in der ganzen Schweiz 1896 nur 745 Mitglieder in allen Philatelistenvereinen zusammen vorhanden waren (siehe SBZ vom 31.8.1896).

Warum war denn diese Tombola ein so grosser Erfolg? Nun, im Vorfeld der Ausstellung wurde sehr emsig die Werbetrommel gerührt. In der Tombola waren schliesslich immerhin 113 Gewinnlose enthalten, und zwar alles Schweizer Marken auf ganzen Briefen. Und der erste Preis war nichts weniger als eine Doppelgenf! Auf Brief!

Und zwar nicht irgend ein "Knochen", sondern angeblich ein Exemplar "superbe".



(Auszug aus SBZ No. 3, 1896, Seite 32).

Ob das gute Stück gekauft werden musste oder von einem edlen Spender zur Verfügung gestellt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls war dieser erste Preis sehr attraktiv und veranlasste offenbar sehr viele Interessierte zum Kauf eines Tombola-Loses.

Übrigens, ich kann keine Ausgaben für "Miete" für die Ausstellungshalle finden! Die Ausstellung fand statt im Musée des Arts décoratifs, im Gebäude der Uhrmacher-Schule. Musste wirklich keine Miete bezahlt werden? Sie werden wohl kaum in den "allgemeinen Spesen" ("frais généraux") enthalten gewesen sein.

Andere Zeiten, andere Verhältnisse.

Heinz
 
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