Thema: Deutsches Reich 909/910 SA/SS: Michel streicht die Briefnotierungen
Stefan Am: 21.01.2020 19:20:05 Gelesen: 136749# 236@  
@ 2huhu [#234]

Deine Theorien mit den vernichteten Markenbestände sind für mich schlüssig. Ich halt es für denkbar, dass alle 5 Marken am 31.1 1945 fertig gestellt waren, aber dann durch Kriegseinwirkung vernichtet wurden.

In der Staatsdruckerei Wien wurde sofort begonnen neue Auflage zu drucken. Als Erstes wurde die Volkssturm-Marke gedruckt und ausgeliefert (Anfang März 1945 ?). Dann wurden die SS und SA-Marken gedruckt aber kriegsbedingt nicht mehr oder nur in einer kleinen Teilauflage ausgeliefert.


Eine Vernichtung der Mi-Nr. 909-910 und X-XI bereits Ende Januar 1945 (allerdings erst nach Drucklegung des Amtsblattes Nr. 10 vom 30.01.1945) durch Kriegseinwirkung wäre nicht auszuschließen, wobei die Lagerung (in einem Lager der Reichsdruckerei in Berlin?) dann unabhängig oder räumlich etwas versetzt von der Mi-Nr. 908 erfolgt sein müsste.

Ein ursprünglicher Gedanke meinerseits lag in der Überlegung, dass die Verausgabung der Volkssturm-Briefmarke (Mi-Nr. 908) sich lediglich um wenige Tage verzögerte. Der im Michel pauschal angegebene Sachverhalt "Februar 1945" ließe eine tatsächliche Verausgabung sowohl Anfang, Mitte oder Ende Februar 1945 zu. Eine Sichtung der wenigen, mir vorliegenden Exemplare (Hauptnummernsammlung und Dubletten) ergab als spätestes Ausgabedatum Mitte Februar 1945, sofern die Entwertung aus Berlin echt wäre.



Hajo verweist in Beitrag [#235] nun auf Samstag, den 03.02.1945 als bisheriges Frühdatum der Mi-Nr. 908, also wenige Tage, dennoch in der gleichen Kalenderwoche wie der ursprünglich avisierte Termin vom 30.01.1945. Demnach wäre die Mi-Nr. 908 nicht (zuerst) neu gedruckt worden. Spekulativ würde es nun natürlich passen, dass das Reichspostministerium den Beschluss fasste, die nicht zum 30.01.1945 verausgabten Mi-Nrn. 909-910 und X-XI neu drucken zu lassen, wobei die Priorität auf den Mi-Nr. 909-910 lag. Diese Briefmarken sind auch heute in ausreichender Stückzahl auf dem Sammlermarkt vorhanden.

Es ließe sich nun weiterhin spekulieren, dass es sich bei der vorhandenen Menge lediglich um eine Teilauflage des Nachdrucks (in Bezug auf die ursprüngliche, sonstwie abhanden gekommene Auflage) handelte, da der Katalogwert auch heute noch etwas höher ausfällt als bei vergleichbaren Zuschlagsmarken aus den Kriegsjahren (die Auflagenzahlen etlicher Sonder- und Zuschlagsmarken ab 1934 sind gemäß den Angaben im Michel-Katalog nicht bekannt). In Wien lagerten unfertige (ungezähnte) Bestände, was auch dafür spricht, dass die (erneute?) Briefmarkenproduktion der Mi-Nr. 909-910 noch nicht abgeschlossen war.

Zu den fünf für den 30.01.1945 geplanten Briefmarken ist in den nachfolgenden Amtsblättern bis zum 10.04.1945 keine Notiz mehr ersichtlich. Für die Mi-Nr. 908 wäre dies sicherlich auch nicht notwendig gewesen, wenn die Ausgabe lediglich wenige Tage später erfolgte, zumal diese Briefmarke bereits in der Meldung zum 30.01.1945 abgebildet war. Vielleicht bestand seitens des Reichspostministeriums die Überlegung/Hoffnung, die anderen vier angekündigten Ausgaben ebenfalls zeitnah nachzureichen (sobald die Neuauflagen eingetroffen wären). In Beitrag [#221] wird darauf verwiesen, dass die Bahnstrecke von Wien nach Berlin ab März 1945 in Passau unterbrochen war.

Ich finde es durchaus anmerkenswert, dass die offensichtlichste Propaganda (aus heutiger Sicht) in den Amtsblättern (bis einschließlich Amtsblatt Nr. 5 von 1945) - die kriegsbedingten Todesmeldungen von Angehörigen der Reichspost - anschließend entfiel und im Amtsblatt Nr. 11 (Seite 33) lapidar die dazugehörige Begründung bereits als Überschrift in einem einzigen Srichwort kurz und knapp genannt wurde: "Papiereinsparung" (Meldung Nr. 36/1945). Die Bekanntgabe von Todesmeldungen wurde auf eine Sonderausgabe vertagt, welche im Bedarfsfall erstellt und publiziert würde. In diesem Punkt wurde in dem Amtsblatt mit offenen Karten gespielt.

Gruß
Pete

Nachtrag zu Beitrag [#223]: Die Amtsblätter des Reichpostminisiteriums wurden in der Reichsdruckerei in Berlin produziert. Dies wird in dem Amtsblatt auf der letzten Seite (unten) mitgeteilt.
 
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