Thema: Altdeutschland Preussen Belege
bayern klassisch Am: 30.01.2020 11:16:08 Gelesen: 306443# 979@  
Liebe Freunde,

der Brief eines Vaters an seine "Geliebten Kinder" aus Krefeld vom 16.6.1838 nach Mainz wäre im Prinzip nichts Besonderes, aber der hier schon.

Der Vater adressierte ihn an "Herrn Gustav Molenaar - poste restante in Mainz" und frankierte mit 5 1/4 Groschen.





Er dürfte ca. 2 Tage unterwegs gewesen sein, ehe er im thurn- und taxischen Postamt Mainz ausgehängt wurde in der Hoffnung, der gute Gustav würde sich seiner erbarmen und ihn abholen.

Aber das tat er nicht. Man wartete knapp 3 Monate ab, strich "Mainz" durch und notierte oben nur lapidar "nicht abgeholt" und sandte den Brief ohne jede weitere Dokumentation nach Krefeld zurück, wo er am 15.9.1838 Eingang gestempelt wurde.

Nur weil er poste restante gestellt worden war, galt er als ausgeliefert (nämlich der Mainzer Post) und so kostete die Rücksendung auch wiederum 5 1/4 Groschen, wie die Hinsendung, so dass dies eine teuere Angelegenheit für den guten Vater wurde, nämlich 10 1/2 Groschen (plus 1/2 Groschen Bestellgeld in Krefeld, die nicht ausgewiesen sind, womit sich seine Gesamtkosten auf 11 Groschen erhöhten - viel Geld dafür, dass nur er ihn gelesen haben dürfte).

Wäre das schon nicht allein eine postgeschichtlich feine Sache (poste restante Briefe sind selten, vor allem Frankierte - zurück gelaufene noch weitaus seltener), so lesen wir in der 1. Zeil die Contravention:

"Soeben bringt mir der Vater einliegenden Brief mit dem Ersuchen, demselben etwas beizufügen, es ist Samstag Morgen und etwas Druck daher konnte er nicht viel schreiben, und sogleich ist die Postzeit da, so dass auch mir wenig Zeit übrig bleibt".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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