Thema: Nigeria Connection: Scam letter (Betrugsbrief) über die Royal Mail London ?
DL8AAM Am: 31.01.2020 21:10:26 Gelesen: 3535# 11@  
@ saeckingen [#7]

Nein, sehr, sehr, sehr wahrscheinlich nicht. Wenn solche Aktionen Sinn machen sollen, müssen viele, viele 1000 Sendungen verschickt werden, damit einer auf die Masche hereinfällt. Einer auf 10.000 reicht ja. Bei 3-4 ist das aber komplett aussichtslos. Massenwerbesendungen können aber nicht über Briefkästen eingeliefert werden. Und falls doch mal jemand zehntausende davon in Briefkästen werfen sollte, fällt das ganz sicher auf, die wird die Post niemals ungezahlt befördern.

Du wirst es nicht schaffen bei der Royal Mail viele 1000/10000 von Sendungen unerkannt in deren Netzwerk einzuschleusen, außer mit sehr viel kriminell-kreativer Energie ("ins Briefzentrum einbrechen und die eigene Palette zwischen die anderen Paletten stellen" oder "heimlich auf einen Post-LKW eine Palette mit gefälschten Begleitpapieren zu schieben").

Ich gehe weiterhin von einer regulären Einlieferung aus, womöglich wusste der Einlieferer nicht einmal was er unter seiner Lizenznummer einliefert hat, im Werbe-Postmassen-Markt denkbar. Man erinnert sich immer noch gerne an die "Lotterie"-Mailings, die meist sogar von ganz seriösen Lettershops im Kundenauftrag erzeugt und versendet wurden.

@ marlborobert [#9]

Was Du beschreibst nennt sich "Internationales Remailing" und ist inzwischen für den internationalen Postversand von gewerblichen Absendern eher die Regel, als die Ausnahme. So wird die Mietwagenmonatsabrechnung der deutschen Tochterniederlassung einer französischen Mietwagenkette auch mal gerne aus Ungarn, Portugal oder sonstwo verschickt, je nachdem wo das Porto gerade billiger ist. In diesem Bereich ist unsere Deutsche Post einer der größten Anbieter. Man sammelt über "Konsolidierer" oder Postmakler Post von Firmenkunden im Ausland ein, über DHL, und leitet die Post dann "irgendwo" in den Postkreis ein. Und das machen fast alle großen Posten, plus etliche private Postunternehmen. "Richtig reguläre" Auslandspost verschickt eigentlich nur noch die Oma zu Weihnachten.

Schau einfach mal im Thema [1] für ein paar Beispiele.

Das bei dem Brief oben u.U. auch ein internationales Remailing vorliegt, vermag ich nicht auszuschliessen. Das könnte bedeuten, dass die Sendung irgendwo auf der Welt erzeugt wurde und man die Charge über entsprechende Mail-Broker vor Ort zum Versand abgegeben hat. Der Postmakler hat dann dafür [und für viele 1000 anderer (womöglich seröser) Sendungen] das Land mit dem aktuell günstigsten Konditionen gesucht und dort abwickeln lassen. Da schaut sich keiner den Inhalt an. Dafür spräche auch das nachträglich angebrachte Frankaturlabel (und kein Frankatureindruck). Also gut möglich. Zumindest sehr viel wahrscheinlicher als ein heimliches ("kostenloses") unterschieben von 10.000 von Umschlägen bei der Royal Mail. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr tendiere ich zu dieser Interpretation.

Leider ist die Lizenznummer bisher im Zusammenhang mit Remailing unbekannt, aber auch das ist nicht ungewöhnlich, da gibt es "Eintagsfliegen".

Auf jeden Fall ein sehr interessanter Beleg.

Gruß
Thomas

[1] https://www.philaseiten.de/thema/1334
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/5797
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