Thema: Ganzsachen des III Reichs und ihre Propaganda mit Hilfe der Post
Sammelfreak Am: 08.12.2009 18:12:58 Gelesen: 151545# 24@  
Die Sturmabteilung (SA)


SA-Uniform
Sturm 5 (Gruppe Berlin), Rang: Scharführer
Baumwolle
um 1930
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/mi006930/index.html

Agitation und paramilitärische Vorbereitungen für den "Freiheitskampf" der nationalsozialistischen Bewegung gegen das System der Weimarer Republik waren Leitbilder der von Adolf Hitler angeordneten Gründung eines Wehrverbands der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) im August 1921. Die auf Hitler eingeschworene, bis 1925 aber parteiunabhängige Kampforganisation rekrutierte sich aus ehemaligen Saalordnern der Partei und Mitgliedern aufgelöster Freikorps. Darunter befanden sich auch zahlreiche Führungsoffiziere der ein Jahr zuvor am Lüttwitz-Kapp-Putsch beteiligten rechtsextremen Marinebrigade von Hermann Ehrhardt.


Trommler
Werbeaufsteller für Zigaretten
Sturm Zigaretten GmbH
Dresden, 1933-1945
Pappe
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/97002407/index.html

Lüttwitz-Kapp-Putsch

Artikel 160 des Versailler Vertrags verfügte die Reduzierung des deutschen Heers auf 100.000 Berufssoldaten und die Auflösung der aus Freiwilligen bestehenden Freikorps. Putschbestrebungen frustrierter und von der Entlassung bedrohter Freikorpsoffiziere trafen mit Umsturzplänen der im Oktober 1919 gegründeten Nationalen Vereinigung, einer Nachfolgeorganisation der Deutschen Vaterlandspartei, zusammen. Einer der führenden Köpfe des gegen die Weimarer Republik gerichteten rechtsextremen Verschwörerkreises war der ostpreußische Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp, der intensiven Kontakt zum ranghöchsten General der Reichswehr, Walther von Lüttwitz, unterhielt.
Einer Anweisung der Interalliierten Militärkontrollkommission folgend, löste Reichswehrminister Gustav Noske am 29. Februar 1920 die 6.000 Mann starke Marinebrigade von Hermann Ehrhardt und das Freikorps Loewenfeld auf. Dem widersetzte sich Reichswehrgeneral von Lüttwitz, der am frühen Morgen des 13. März an der Spitze der ihm unterstehenden Marinebrigade Ehrhardt, deren Angehörigen als Ausdruck ihrer völkischen Gesinnung häufig ein Hakenkreuz auf ihrem Helm trugen, das Berliner Regierungsviertel besetzte und Kapp zum Reichskanzler ernannte. Da die Reichswehr nicht bereit war, gegen die Putschisten militärisch vorzugehen, floh die Mehrzahl der Minister mit Reichskanzler Gustav Bauer und dem Reichspräsidenten Friedrich Ebert aus Berlin. Noch im Laufe des 13. März erschien in allen größeren Städten ein von den sozialdemokratischen Regierungsmitgliedern und vom Parteivorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Otto Wels unterzeichneter Aufruf zum Generalstreik, der insbesondere in der Reichswehr so starke Irritationen auslöste, daß die Reichsregierung sich umgehend von diesem Aufruf distanzierte.
Der Putsch war nach vier Tagen beendet. Entscheidend für das Scheitern des Staatsstreichs war die Weigerung der Ministerialbürokratie, den Anordnungen Kapps Folge zu leisten. Zudem zeigte auch der Generalstreik mit dem Zusammenbruch der öffentlichen Dienstleistung verheerende Wirkung. In Sachsen, in Thüringen und im Ruhrgebiet versuchten linksgerichtete Kräfte jedoch, den Generalstreik zur "proletarischen Revolution" voranzutreiben. Gegen den Märzaufständ von 1920 setzte die Reichsregierung wiederum Freikorps ein, darunter auch die Marinebrigade Ehrhardt.


Kein Monarchistenputsch!
Flugblatt der Kapp-Lüttwitz-Regierung
Berlin, 1920
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/89-2045/index.html


Sturz der Regierung. - Kapp Reichskanzler
Neue Berliner Zeitung
Berlin, 13. März 1920
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/d2y00216/index.html

VIDEO :http://www.dhm.de/lemo/objekte/video/putsch/index.ram

Erinnerungen von Walter Koch (* 1870)
aus Dresden, Gesandter von Sachsen in Berlin


Im März kam der Putsch von rechts unter Kapp und von Lüttwitz. Schon am Tage vorher war die Voßstraße vor der Gesandtschaft gegen die Budapester Straße mit einem fünf Meter tiefen Stacheldrahtverhau abgesperrt. Am 13. März früh um 7.30 Uhr wurde ich telefonisch aus Dresden vom Ministerpräsidenten angerufen: ob sich bestätige, daß die Reichsregierung flüchtig sei und die Deutschnationalen die Herrschaft an sich gerissen haben?



Die in Automobilen flüchtende Regierung, mit Ebert an der Spitze, hatte nämlich die Landesregierung telegraphisch benachrichtigt. Ich konnte nur antworten, daß ich eben aus dem Bett käme, die Straße mit ihrem Drahtverhau und den Stahlhelmen dahinter unverändert ausschaue und ich mich sofort informieren werde. Im Hausflur konnte ich bereits feststellen, daß die Besatzung in der Nacht gewechselt hatte. Es waren Lüttwitzleute, die jetzt in Flur und Hof lagen und den Kaffee genossen, mit dem meine Frau jede Besatzung reichlich bedachte. Zur Tür hinaus tretend stieß ich mit dem Badischen Gesandten Nießer und ein Stück weiter mit dem Bayerischen Gesandten von Preger zusammen. Beiden war genau dasselbe passiert wie mir; ihre Regierungen hatten sie angerufen und völlig ahnungslos befunden. Im nächsten Moment gesellte sich der Reichsjustizminister Schiffer (Jude, aber einer der feinsten Köpfe im Kabinett) zu uns.
Das Kabinett war in der Tat früh um 4 Uhr nach Dresden flüchtig geworden und hatte ihn als einzigen Minister in der Hauptstadt zurückgelassen. Wir verabredeten mit ihm eine Reichsratssitzung noch am Vormittag und setzten unseren Weg in die Reichskanzlei fort. Hier war mächtiger Betrieb. Offiziere mit Mappen sausten hin und her. Zu Kapp vorzudringen erwies sich als unmöglich. Aber seinen Stellvertreter konnten wir zwischen Tür und Angel stellen. Unsere erste Frage, ob ein Reichs- und Preußisches Kabinett gebildet sei, verneinte er. Es war noch gar nichts geschehen. Auch für die nötigen sonstigen Umstellungen war nicht gesorgt.
Als wir wieder auf der Straße waren, blieben wir stehen und sagten wie aus einem Mund: "Die Sache ist nichts! Sie ist in unfähigen Händen! Da kann man nicht mitgehen!” Gegen Mittag war eine Reichsratssitzung unter Vorsitz des Reichsministers Schiffer im Reichstagsgebäude. Selbstverständlich hätte sie Kapp sofort sprengen und alle Teilnehmer verhaften müssen. Aber nichts dergleichen geschah. Wir beschlossen, bis auf Weiteres zur Besprechung der Lage vor- und nachmittags in unserem Sitzungssaale zusammenzukommen.



Die Reichsregierung rief mich verschiedentlich von Dresden und dann von Stuttgart an, ebenso wie der irgendwo in Berlin versteckte Staatssekretär des Reichspräsidenten, Dr. Albert. Die Kappleute bekamen davon Wind und sperrten mir das Telefon, vergaßen aber, daß ich in der zweiten Etage noch einen Anschluß mit anderer Nummer hatte. Abends um 8 Uhr - ich saß mit meiner Familie beim Abendbrot - kam Geheimrat Poetzsch herauf und meldete, daß ein Oberleutnant mit acht Mann von der Lüttwitztruppe mich zu sprechen und die Durchsuchung der Gesandtschaft verlange. Er habe bereits vergeblich gegen die Verletzung der Exterritorialität des Hauses protestiert.
Die Leute kamen herauf. Der Oberleutnant, ein höflicher und sicher auftretender junger Mann, brachte im Auftrage des Generals von Lüttwitz hervor: Es sei festgestellt worden, daß der Reichsinnenminister Erich Koch aus der Gesandtschaft mit der flüchtigen bisherigen Regierung telefonisch gesprochen habe. Daraus gehe hervor, daß sich Koch im Hause befinde. Er habe den Auftrag, alle Räume zu durchsuchen und Koch zu verhaften.
Ich protestierte nochmals gegen die Verletzung der Befriedung der Gesandtschaft; er erwiderte, er sei ein Offizier, der den Befehl eines Vorgesetzten ausführe, und müsse die Verantwortung seinem Chef überlassen. Dann ging er, während ich von den Soldaten konfiniert wurde, mit meiner Frau als Führerin durch das Haus; natürlich ohne Erfolg. Reichsminister Koch war ja mit den anderen Herren des Kabinetts abgerückt, und ich war es, der telefoniert hatte. Der Oberleutnant bat wegen des zu erstattenden Rapports um meinen Namen. Ich sagte so schlicht als möglich: "Ich bin der Gesandte Koch”. Er entschuldigte sich wegen der Störung sehr artig und marschierte mit seinen Leuten ab.



Nachdem wir uns von unserer Heiterkeit erholt hatten, ließ ich doch ein Köfferchen mit Bücher, Decken und Wäsche packen, denn es war wahrscheinlich, daß die Patrouille noch einmal kam, um mich abzuholen. Es geschah aber nichts weiter, sei es, daß die Kombinationsgabe der mit der Sache Befaßten zu schwach war, sei es, daß sie, was ich eher glaube, Bedenken trugen, sich an einem Ländervertreter zu vergreifen.
Ich wurde nach Stuttgart zur Reichsregierung beordert, da aber wieder einmal aller Verkehr eingestellt war, konnte ich dem Befehle nicht nachkommen. Die Stadt war nachts infolge des proklamierten Generalstreiks ohne Licht; nur das sogenannte Regierungsviertel zwischen Voßstraße, Wilhelmstraße, Unter den Linden und Budapester Straße war, da es eigenen Zentrale hatte, beleuchtet. Wir mußten aber die Fenster sorgfältig abblenden und abdichten, da auf erleuchtete Fenster geschossen wurde.
Überhaupt knallte es Tag und Nacht um unser Haus, so daß wir die Möbel tunlichst aus der Schußlinie rückten. Es kam öfter am Tage vor, daß vom Potsdamer Platz der Ruf "Straße frei” ertönte. Es war amüsant, zu sehen, wie dann die zahlreichen Passanten wie die Mäuse in die Hauseingänge strömten. Die Kugeln der Maschinengewehre machten in der Budapester Straße üble Querschläger. Wenn das Rattern der Maschinengewehre verstummte, wagten sich die Leute allmählich wieder aus den Häusern, und 10 Minuten später flutete der Verkehr wiederum, als ob nichts vorgefallen wäre.



Die Herren der Gesandtschaft, die von Lüttwitz besondere Pässe zum Passieren des Drahtverhaus erhalten hatten, gingen, von Deckung zu Deckung an den Häusern hinlaufend, unter Lebensgefahr auf das Amt. Ich selbst kam, als die Baltikumtruppen aus der Stadt durch das Brandenburger Tor zogen, in eine böse Schießerei, bei der ich die Gewehrkugeln um mich herum pfeifen hörte.
Trotz alledem hielten wir unsere Sitzungen zwei- bis dreimal am Tage im Reichstagsgebäude aufrecht. Die Staatssekretäre der Preußischen Regierung berieten dort mit dem Reichsrat. Die von Kapp ernannten Minister, z.B. von Jagow im Innenministerium und von Wangenheim im Landwirtschaftsministerium, fanden entweder leere Ministerien oder Beamte, die ihnen den Gehorsam verweigerten. So endete der zwecklose, weil mit unzureichenden Mitteln und ohne die nötige Umsicht unternommene Putsch am 17. März mit dem Rücktritt Kapps und Lüttwitz'. Der Reichskanzler Bauer kehrte am 20. März zurück.

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Im November 1921 nahm die harmlos als Turn- und Sportabteilung der NSDAP firmierende Kampftruppe die Bezeichnung Sturmabteilung (SA) an. Zentrum der streng hierarchisch strukturierten SA war zu Beginn der zwanziger Jahre die "Ordnungszelle Bayern". Dort bildete die von einem völkisch-nationalistischen Gedankengut geprägte Atmosphäre einen idealen Nährboden für ihren aggressiven Antisemitismus und politischen Radikalismus. Dieser gipfelte in unzähligen Terror- und Gewaltaktionen gegen Juden und politische Gegner, wozu neben Mitgliedern der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) vor allem die Repräsentanten der verhaßten Republik zählten. Um die demokratische Ordnung zu stürzen, beteiligte sich die von Hermann Göring geführte SA mit einigen hundert Bewaffneten im November 1923 am fehlgeschlagenen Hitler-Putsch. Ebenso wie die NSDAP wurde sie daraufhin reichsweit verboten.



Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/20031448/index.html

Die SA gliederte sich nach der Neugründung der NSDAP im Februar 1925 in die Partei ein. Ihre Angehörigen trugen braune Uniformen mit Schaftstiefeln, Koppel und Schulterriemen sowie eine Armbinde mit Hakenkreuz. Die politische Agitation der NSDAP ergänzte die SA als Instrument der NS-Propaganda durch die "Eroberung der Straße". Eine durch provozierende Aufmärsche zur Schau gestellte Stärke und Geschlossenheit der nationalsozialistischen Bewegung wirkte vor allem auf Jugendliche und junge Männer anziehend. Die Mitgliederstärke der SA wuchs zwischen 1925 und 1930 von ca. 3.600 auf annähernd 60.000 Männer in 200 Ortsvereinen. In Konkurrenz zu bürgerlichen Vereinen entstanden seit 1928 mit motorisierten Staffeln, Marine- oder Reiterstürmen verschiedene Spezialeinheiten, die gezielt sozial Schwachen die Teilnahme an einem derartigen Freizeitangebot ermöglichen wollten.
Nach der 1929 erfolgten Ablösung Franz Pfeffer von Salomons (1888-1968) übernahm Hitler ein Jahr später persönlich das Amt des Obersten SA-Führers (OSAF). Die faktische Leitung der Dienstgeschäfte übertrug Hitler 1931 dem neu ernannten Stabschef der SA, seinem alten Kampfgefährten Ernst Röhm. Vor dem Hintergrund des politischen Durchbruchs der NSDAP in der Reichstagswahl vom 14. September 1930 und der anhaltenden Weltwirtschaftskrise etablierte sich die SA bis Anfang 1933 zu einer schnell wachsenden Massenorganisation mit weit über 400.000 Mitgliedern.


SA marschiert durch das Brandenburger Tor
Photographie
Berlin, 1934
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba009344/index.html

Bis Ende 1932 starben 94 "Braunhemden" bei blutigen Saal- und Straßenschlachten zwischen SA und ihren Hauptgegnern, dem kommunistischen Roten Frontkämpferbund (RFB) und dem republikanischen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Die Begräbnisfeiern wurden zu einem Heldenkult ausgestaltet. Gleichzeitig trieb eine Terrorwelle der SA mit unzähligen Mord- und Bombenanschlägen die Republik an den Rand des Bürgerkriegs. Das Sprengen von Versammlungen politischer Gegner und die eingedrillte Kampftaktik der SA, der übergangslose Ausbruch aus einer disziplinierten Marschformation in hemmungslose Gewaltaktionen, gehörten Anfang der dreißiger Jahre beinah zum alltäglichen Erscheinungsbild. Etwa 300 Tote und über 1.100 Verletzte - so lautete die Bilanz des Wahlkampfs im Vorfeld der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932. Den Höhepunkt der blutigen Aktionen bildete der "Altonaer Blutsonntag" am 17. Juli 1932, als sich aus einem Demonstrationsmarsch der SA durch die kommunistische Hochburg eine stundenlange Schießerei mit 18 Toten entwickelte.


SA-Mitglieder mit erbeuterter Fahne des kommunistischen Rotfrontkämpferbundes
Photographie
Hamburg, um 1933
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba008154/index.html

Der von Hitler beteuerte Legalitätskurs der NSDAP wurde von der politisch frustrierten, nach Übernahme der Staatsmacht drängenden SA erheblich in Frage gestellt. Eine offene Konfrontation zwischen Partei- und SA-Führung wurde durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 nur vorerst vermieden. SA-Formationen feierten die Machtübernahme der Nationalsozialisten mit gewaltigen Fackelzügen und Siegeskundgebungen. In den Wochen vor und der nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 war die SA Träger antijüdischer Ausschreitungen und eines Straßenterrors gegen politisch Andersdenkende von einem bis dahin unbekannten Ausmaß. In Preußen als "Hilfspolizei" mit staatlichen Vollmachten eingesetzt, wurden die willkürlich Verhafteten in "Sturmlokalen" der SA gefoltert und mißhandelt. Erste "wilde" Konzentrationslager (KZ) unter Leitung der SA entstanden in Oranienburg und Dachau.
Die auf rund vier Millionen Mitglieder angewachsene und als innenpolitischer Machtfaktor ernst zu nehmende SA hatte nach dem Prozeß der nationalsozialistischen Gleichschaltung 1934 ihre blutige Aufgabe weitgehend erfüllt. Röhms Bemühungen um organisatorische Verselbständigung der gigantischen Parteiarmee als zukünftige Volksmiliz mit staatlichem Waffenmonopol in Konkurrenz zur Reichswehr endeten mit der Liquidierung der SA-Führung in Folge des "Röhm-Putsches" im Juni 1934. Zahlenmäßige Dezimierung und politische Bedeutungslosigkeit gegenüber der Schutzstaffel (SS) kennzeichneten die SA während der folgenden Jahre. Im NS-Regime war sie vornehmlich auf vormilitärische Erziehung und als Staffage bei Propagandaaktionen reduziert.

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Am 21. März 1933 brachten SA-Angehörige 40 mißhandelte politische Gegner in eine ehemalige Brauerei in Oranienburg bei Berlin und richteten das erste "wilde" Konzentrationslager (KZ) in Preußen ein. Im Gegensatz zu unzähligen anderen Folter- und Haftstätten der SA, die in dieser Zeit im ganzen Reich entstanden und wenig später wieder aufgelöst wurden, entwickelte sich das KZ Oranienburg jedoch zu einer festen, vom Innenministerium finanzierten Einrichtung. Die kleineren Lager im Regierungsbezirk wurden geschlossen und deren Insassen nach Oranienburg überführt.
Die SA inhaftierte in Oranienburg vor allem prominente Mitglieder der Arbeiterbewegung, insbesondere der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), aber auch Sozialisten, Sozialdemokraten und andere Repräsentanten der Weimarer Republik sowie Intellektuelle und Künstler. Der Öffentlichkeit wurde mit Besichtigungen, Zeitungsberichten und Rundfunksendungen das Bild des "gläsernen" KZ vorgetäuscht, die Disziplin und Ordnung des KZ suggerierten und seine "erzieherische Wirkung" popularisieren sollten.
Die Häftlinge wurden zu Straßen- und Forstarbeiten, Bahn- und Wasserbauarbeiten sowie der Arbeit in Privathaushalten gezwungen. Im Lager wurden sie oft stundenlang verhört und gefoltert, einige wurden ermordet. Am 14. Juli 1934 löste die SS das KZ Oranienburg im Gefolge des "Röhm-Putsches" auf und überstellte die Insassen in das KZ Lichtenburg in der anhaltinischen Stadt Prettin.
Während der Zeit des Bestehens waren im KZ Oranienburg insgesamt etwa 3.000 Gefangene inhaftiert.


SA-Männer bewachen das neuerrichtete KZ-Oranienburg
Photographie
Oranienburg, 1933
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba008085/index.html


Einlieferung von Regimegegnern in das KZ Oranienburg
Kurt Magnus, Hans Flesch, Heinrich Giesecke und Alfred Braun vom Rundfunk sowie die Sozialdemokraten Friedrich Ebert jun. und Ernst Heilmann
Photographie
Oranienburg, 1933
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba108964/index.html


Häftlinge des KZ Oranienburg beim Frühsport
Photographie
Oranienburg, um 1933
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba109785/index.html

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KZ Dachau

Auf Anordnung des Leiters der Politischen Polizei in Bayern und Polizeipräsidenten von München, Heinrich Himmler, wurde am 22. März 1933 ein Konzentrationslager (KZ) für männliche Häftlinge in der Nähe von Dachau bei München errichtet. Es unterstand ab Juni 1933 Theodor Eicke (1892-1943), der das KZ auf dem Gelände einer ehemaligen Pulverfabrik zum "Modell- und Musterlager" ausbaute. Der von ihm entworfene Konstruktionsplan für die Anordnung der Gebäude, Dienst- und Lagerordnung, Verwaltung und Kommandantur in Dachau wurde Vorbild für alle späteren Konzentrationslager.
Die ersten Häftlinge in Dachau waren politische Gegner des NS-Regimes: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, teilweise auch liberale und konservative Politiker. Später folgten Kriminelle, Zeugen Jehovas, engagierte Christen, Sinti und Roma, Homosexuelle sowie vor allem Juden. Allein nach der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 brachte die Schutzstaffel (SS) 10.000 jüdische Gefangene nach Dachau. Nach der Zerschlagung der "Rest-Tschechei" im März 1939 und nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 wurden vor allem ausländische Häftlinge nach Dachau transportiert. Von Ende Oktober 1939 bis Mitte Februar 1940 blieb das Lager für die Ausbildung von SS-Einheiten geschlossen. Die Häftlinge wurden für diesen Zeitraum auf andere Konzentrationslager verteilt.


Luftaufnahme des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau
Photographie
Dachau, 1956
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/dachaulu/index.html


Ofenraum im Neuen Krematorium des KZ Dachau
Photograph: Georg Pahl
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/dachauof/index.html

Ab Oktober 1941 wurden mehrere tausend sowjetische Kriegsgefangene in das Lager gebracht und dort erschossen.
Im Winter 1942 begannen SS-Ärzte in Dachau mit medizinischen Experimenten an Häftlingen. Zur Erprobung von Medikamenten erzeugten sie unter anderem künstlich Phlegmone (Entzündungen). Des weiteren wurden Unterdruck- , Höhenflug- und Unterkühlungsversuche an den Häftlingen durchgeführt. 1942/43 ließ die SS im Krematorium von Dachau eine Gaskammer errichten, deren Inbetriebnahme jedoch nicht nachgewiesen ist. Alle jüdischen Häftlinge des Lagers wurden ab dem 5. Oktober 1942 aufgrund eines von Himmler in seiner Funktion als Reichsführer-SS erlassenen Befehls nach Auschwitz deportiert.
In den rund 170 Außenlagern des KZ Dachau arbeiteten die Häftlinge vor Kriegsbeginn hauptsächlich in SS-eigenen Handwerksbetrieben, im Straßenbau, in Kiesgruben sowie bei der Kultivierung von Mooren. Ab 1942 wurden sie verstärkt in der Rüstungsproduktion eingesetzt. Aufgrund der vermehrten Luftangriffe beschloß die Lagerverwaltung im Sommer 1944, die Flugzeugfabrikation unter die Erde zu verlegen. Zu diesem Zweck holte sie über 30.000 größtenteils jüdische Häftlinge aus den osteuropäischen Vernichtungslagern nach Dachau. In zwei großen Außenlagerkomplexen bei Landsberg und im ostbayerischen Mühldorf begannen die KZ-Insassen mit dem Bau von riesigen unterirdischen Fabrikhallen.


Befreite Häftlinge des KZ Dachau
Photographie
Dachau, 30. April 1945
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba103576/index.html

Um die Befreiung der Häftlinge durch anrückende alliierte Truppen zu verhindern, schickte die Lagerverwaltung am 26. April 1945 rund 7.000 Häftlinge auf einen "Todesmarsch" in Richtung Süden und verließ zwei Tage später das Lager. Am 29. April 1945 wurde Dachau von amerikanischen Einheiten befreit. Unter den Befreiten befand sich auch der evangelische Theologe Martin Niemöller.
Zwischen 1933 und 1945 waren in Dachau über 200.000 Menschen inhaftiert. Mindestens 30.000 von der Lagerverwaltung registrierte Gefangene kamen in Dachau ums Leben.
Nach der Befreiung inhaftierte die US-Armee im Lager SS-Angehörige bis zum Abschluß der "Dachauer Kriegsverbrecherprozesse" 1948. Anschließend dienten die ehemaligen Häftlingsbaracken mehrere Jahre als Unterkunft für Flüchtlinge und "Displaced Persons". 1960 wurde im ehemaligen Krematoriumsgebäude ein provisorisches Museum und fünf Jahre später eine "Gedenkstätte mit Museum" eröffnet.

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Belege ohne Quellengaben stammen aus meiner Sammlung.

Belege zeige ich diesmal zum Schluss, da es wie ich finde im Text gestört hätte.
Weitere Informationen und Hintergründe sind auch hier zu finden:
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44621#1
http://www.axishistory.com/index.php?id=2870
http://zukunft-braucht-erinnerung.de/drittes-reich/herrschaftsinstrument-partei/160-sa-die-sturmabteilung-im-dritten-reich.html


Ich hoffe es besteht auch weiterhin dieses Thema weiterzuführen.Anregungen etc gerne als Mail oder Nachricht hier im Forum.

mfg

Martin
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1809
https://www.philaseiten.de/beitrag/22578