Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Detlev0405 Am: 23.03.2020 08:43:17 Gelesen: 145173# 175@  
Heute begegnet uns eine der wohl seltensten Destinationen aus den Anfängen der tschechoslowakischen Luftpost. Es handelt sich um eine Karte, die von Prag nach Yokohama geschickt wurde und das im Jahre 1927. Da die Karte einen Wasserschaden hat, verzichte ich ausnahmsweise auf das Zeigen der Bildseite.





Doch bevor wir uns der Karte und ihrem Weg widmen, folgen wir dem Hinweis von saintex ( Wolfgang ) aus dem Beitrag [#160] – die handelnden Personen beachten. Der Adressat ist nicht so aufregend, es handelt sich um den Konsul der japanischen Botschaft in Yokohama (Tokio).

Viel interessanter ist der Absender, es handelt sich um Jan Juzek. Besser bekannt ist er als John Juzek, ein genialer und international anerkannten Instrumentenbauer. Seinen Ruf begründete er und seine Familie ab 1900 bis in die 1920er Jahre in den USA und da speziell mit Lieferungen nach New York für das Sinfonieorchester. [1]

Die Firma Kleinhampel war eine renommierte Großhandelsfirma in der Zeit und wurde von Jan Juzek für seinen Handel genutzt.

Es war Jan Juzek wohl sehr wichtig, das seine Karte Yokohama erreicht, sonst hätte er sie nicht per Einschreiben versandt. Frankiert wurde die Karte mit der Mi. Nr.200 und der Mi. Nr.227 , also 6 Kc Porto. Das Porto betrug ab 01.01.1922 1,50 Kc für Karten + 2,50 Kc Einschreibgebühr. Die Luftpostgebühr betrug nach Japan ab dem 01.05.1927 für die Karte 2 Kc. Also korrekt frankiert.



Am 02.05.1927 wurde die Karte am Flughafen Prag aufgegeben. Das bezeugt sowohl der Tagesstempel vom Flughafen mit dem Kennbuchstaben b (Horka R2 Nr. 157b), der rote Achteck Stempel um 11 Uhr (Horka R2 nr.157db – nur im Einsatz 1926–1929) und der rote Abfertigungsstempel für Luftpost (Horka RV2a).



Um 10.45 Uhr flog die Karte mit der DLH ab in Richtung Berlin, um dort um 13.50 Uhr einzutreffen. [2] Das bezeugt auch der Ankunftsstempel von Berlin um 14.00 Uhr. Auch der Luftpostbestätigungsstempel von Berlin C 2.



Von Berlin konnte es sowohl am 03. als auch am 04.05. weiter gehen, um am 05.05.1927 in Moskau einzutreffen. Die DLH beflog ab 03 Uhr die Strecke über Danzig – Königsberg – Kowno – Smolensk um gegen 18.10 Uhr am gleichen Tag in Moskau anzukommen. [3]

Von Moskau aus ging es mit der Bahn auf der Transsibirischen Eisenbahn weiter. Und hier war es notwendig, einen Spezialisten für Post via Sibirien zu befragen. So habe ich mich an „ligneN“ aus unserem Forum gewandt mit der Bitte, mir behilflich zu sein.

Es gab drei Möglichkeiten des Transfers:

1. Der direkte Weg mit der Bahn bis Wladiwostok und von dort aus mit dem Schiff nach Tsuruga an der Westküste Japans. Von dort aus mit der Bahn nach Yokohama.
2. Der zweite Weg führt über China von Tschita – Mandzurija – Harbin – Mukden – Dairen ( heute Dalian ) und von dort aus auf dem Seeweg nach Japan.
3. Der dritte Weg ging von Mukden über Pusan ( Korea ) nach Japan

Die japanischen staatlich subventionierten Postdampferlinien bedienten diese Strecke ununterbrochen von 1926 bis 1942 auf der Hauptstrecke nach Wladiwostok.

Es hing immer davon ab, mit welchem Schiffsanschluss man in Wladiwostok, Dairen oder Pusan mit der schnellsten Weiterbeförderung rechnen konnte.

Die Tendenz kann man an der Häufigkeit der Postschiffsverbindungen ablesen:

1. Tsuruga-Wladiwostok und zurück 1x wöchentlich;
2. Dairen-Japan täglich;
3. Pusan-Japan 2x täglich, morgens und abends.

Route 3 wurde entsprechend als hauptsächliche Postaustauschroute Japan-UdSSR bzw. Sibirientransit im Juli 1927 festgelegt.



Die angebrachten japanischen Schriftzeichen sowohl in Rot als auch in Schwarz betreffen die Transkription der lateinischen Anschrift des Adressaten in die Landessprache.



Der Tagesstempel vom 29.05.1927 bestätigt die Ankunft der Karte in Japan, einen Ort kann man im Stempel nicht ableiten. So kam die Karte nach einer Laufzeit von 27 Tagen am Bestimmungsort an.

Ich möchte mich ausdrücklich bei „LigneN“ bedanken, der mir alle Angaben ab der Transsibirischen Eisenbahn zur Verfügung gestellt hat.

Gruß
Detlev

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/John_Juzek
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-14.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-11.jpg
 
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