Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 10.04.2020 11:06:57 Gelesen: 589308# 1794@  
Liebe Freunde,

weil ich auch eine Mini - Sammlung mit dem Titel "Besonderheiten bei Dienstbriefen" besitze, habe ich mir den zugelegt, der den Preis einer Rindscurrywurst mit Pommes und Tunke nur gering überschritt:



Portochargébrief aus Würzburg vom 20.2.1835 an das freyherrlich von Würtzburgsche Rentamt zu Mitwitz. Die Recogebühr von 4 Kreuzern zahlte man in Würzburg, das Porto von 9 Kreuzern aber überließ man dem Rentamt, heute würden wir Finanzamt dazu sagen.

Bei 105 km Entfernung = 14 Meilen hätte ein einfacher Brief bis 1/2 Loth 6 Kreuzer gekostet, so dass dieser hier über 1/2 bis 1 Münchener Loth schwer gewesen sein musste.

Es ist davon auszugehen, dass selbst bei ungünstiger Verbindung (Schnee, Winter, Gegenwind, Kutsche hat einen Schlag weg usw.) ein Brief wie dieser maximal 2 Tage unterwegs gewesen wäre, also am 22.2.1835 zugestellt worden wäre. Aber was lesen wir unten?

"9 xr porto vom Rentamte zurück erhalten am 4.3.(18)35 Walther" (die Unterschrift ist auf der Rückseite zu erkennen).

Die Frage ist nun: Wieso wurde ein Portobrief am 22.2.1835 (oder vlt. einen Tag früher oder später) ausgeliefert, für dessen Porto erst am 4.3.1835 quittiert wurde?

Mitwitz gehörte zum Lokalbezirk der Postexpedition Kronach und erhielt erst am 1.7.1861 eine Postablage und am 1.10.1862 eine eigene Postexpedition, von daher mag es vorgekommen sein, dass der Transport von Kronach ins 10 km entfernte Mitwitz noch ein bisserl gedauert hatte, aber so lange?

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Rentamt über ein Postfach verfügte, dann aber die Briefe (und unter Chargé waren alle Briefe wichtig) fast 2 Wochen lang liegen ließ, um dann endlich den Brief auszulösen.

Wer eine plausible Erklärung für den modus operandi hat, darf sie gerne hier vortragen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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