Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Heinz 7 Am: 04.05.2020 19:57:25 Gelesen: 353787# 700@  
@ Heinz 7 [#695]

Als Beitrag "700" unseres schönen Themas habe ich mir etwas Schönes aussuchen wollen, und - meines Erachtens - auch gefunden. Doch zuerst eine Ergänzung.

@ Martin de Matin [#699]

Martin sagt, zu Recht, die Marke sei immer noch geheimnisumwittert. Ich habe den Artikel von Leon N. Williams noch nicht gelesen, den er zu dieser Marke zuletzt geschrieben hat (im "Stamp Collecting", Vol. 132, numbers 11-13, Februar 1979), aber ich vermute, dies sei der letzte Stand des Wissens, aber ich werde weiter Ausschau halten nach neueren Informationen. Interessant die Ausführungen von Dr. Julius Kaufmann (1960) in seinem Büchlein: "Zwölf berühmte Briefmarken", wo er zu meiner Freude auch die Kap-Dreiecke behandelt (S. 110-122). Zu den Schwarzen 4 Pence Marken schreibt er u.a.

"Von der 4-Pence gibt es eine Abart, die in der philatelistischen Literatur zu den meist umstrittenen gehört und über deren Entstehung und Bedeutung Ströme von Tinte vergossen worden sind: schwarz (oder blau-schwarz) statt blau. (...). Auf dem ersten Internationalen Philatelistenkongress in Paris im Jahre 1878 wurde über die Entdeckung eines solchen Stückes von Hermann Hirsch berichtet. Dieser erklärte, es stamme von dem Sohn des Gouverneurs von Santo Domingo, der es seinerseits von seinem Vater aus der Korrespondenz mit dem Gouverneur des "Kap der Guten Hoffnung" erhalten hatte. An der Echtheit des Stückes konnte nicht gezweifelt werden. (...). Hirsch selbst vertrat die Ansicht, der Gouverneur der Kap-Kolonie habe anlässlich des Todes des Prinzregenten von England dreihundert Trauermarken der 4d - das heisst: schwarz statt blau - in London bestellt. Acht Tage nach ihrer Ankunft seien sie zurückgezogen worden, achtzig seien bereits verkauft gewesen, während man die übrigen 220 zerstört habe."

Diese Ansicht wurde angefochten. Den heutigen Erkenntnisstand kenne ich nicht. Oder war es doch ein Probedruck, der dann später noch zur Verwendung kam?

@ 10Parale [#698]

Besten Dank, diese Anerkennung tut mir gut.

* * * * *

Wir haben in diesem Thema einiges gelesen über den Fehldruck 1861 Woodblock, One Penny hellblau (statt rot). Im Thema "Hervorragende Sammlungen - Kap der Guten Hoffnung" sahen wir aber, dass der rote Fehldruck (Four Pence) noch deutlich höher bewertet wurde, als der blaue.

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=231764

Die "Four Pence"-Marke (rot statt helblau) gibt es ungebraucht angeblich nur zweimal. Sie wurde 1982 zum Verkauf angeboten, zu einem Schätzpreis von GB£ 20'000 (unterer Schätzpreis). Dies entspricht einem Gegenwert von ca. CHF 138'088 (Umrechnung auf Ende 2019). Der tatsächliche Verkaufspreis war mir gestern noch nicht bekannt.



Heute entnehme ich aber aus dem Buch "Bolaffi International 1970-1990", dass diese Marke offenbar wie folgt verkauft wurde:

Hammer Price: GB£ 24'000

Seltsam ist jedoch, dass der "purchase price" um 13.6 % über dem "hammer price" gelegen haben soll. Das Aufgeld betrug aber meines Wissens nur 10 %, wie bei Los 897 richtig gerechnet wurde. Bolaffi rechnete die Resultate in seinem Buch um in US-Dollar. Vielleicht hat er dabei einen Fehler gemacht (beim "hammer price" oder beim "purchase price").

Ich nehme nun einmal an, der Betrag von GB£ 24'000 sei zutreffend; Endpreis dann also GB£ 26'400.

Interessant ist nun sicherlich, wieviel denn die Sammler früher kaufkraft-bereinigt für diese Rarität bezahlt hatten. Wir wissen, dass genau dieses Los schon in den berühmten Ferrary-Sales angeboten wurde! Damals erreichte es stattliche FRF 41'000, dazu kam ein Aufgeld von 19.5 %. Nach den Umrechnungskursen der Ergebnisliste errechnen wir also einen Kaufpreis 1924 von GB£ 610 oder von US$ 2646.

Dieser Betrag umgerechnet in Schweizer Franken und verzinst bis heute ergibt einen Wert von CHF 181'164 (2019). Das heisst, dass der Käufer des Ferrary-Loses (1924) eigentlich fast genau gleich viel für das Stück bezahlte wie der Käufer des Stückes aus der Maxwell Joseph-Sammlung (CHF 182'276).

Die Abweichung der beiden Werte (Stand 2019) aus diesen zwei Verkäufen 1924 und 1982 liegt bei nur 0,6 %!

Eigentlich ein unglaubliches Ergebnis. Das kann Zufall sein, es ist aber auch eine Bestätigung, dass viele seltene Briefmarken früher schon viel wert waren.

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
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