Thema: Delcampe und der Umgang mit Fälschungen
olli0816 Am: 05.05.2020 14:45:44 Gelesen: 43764# 86@  
@ bayern klassisch [#81]

Herrlich, solche Geschichten schreibt nur das wahre Leben.

@ alle

Hallo,

ich denke, es ist einfach überfällig, dass man Plattformen mehr in die Pflicht nimmt. Der Gesetzgeber sollte die Bedingungen so ändern, dass der Käufer der Kunde der Plattform ist und die Plattform im Gegenzug die Forderungen beim Verkäufer einfordern sollte. Aus Selbstinteresse müsste der Plattformbetreiber die schwarzen Schafe von alleine nach und nach aussortieren.

Ich habe vor kurzem eine Doku über die Amazon - Plattform und gefakte 5-Sterne-Bewertungen für Produkte von chinesischen Händlern gesehen. Man könnte ganz depressiv werden, wenn man das sieht. Solche Bewertungssysteme werden unsinnig, aber ist es das z.B. bei eBay inzwischen nicht auch, wo man noch nicht mal frei bewerten kann?

Das Angebot mit der Deutschen Reich Marke ist natürlich eine bodenlose Frechheit. Und ja, wenn der Verkäufer die Fragen einfach löschen kann, ist das System stark verbesserungsbedürftig.

Ich bin ja ein großer Liebhaber der alten großen griechischen Hermesköpfe, aber dieses Witzangebot ist dann doch schon belustigend:

https://www.delcampe.net/de/sammlerobjekte/briefmarken/griechenland-1861-86-hermes-gross/gebraucht/1-lepto-gran-hermes-1861-sin-perforar-943887746.html

Man könnte vielleicht ins grübeln kommen, wenn die anderen x Hermesmarken drumherum so ganz anders aussehen. Na gut, ein Hermeskopf ist es schon, 1861 vielleicht verfrüht (eher ab 1912, aber betrachtet man das Alter der Erde ist es knapp daneben) und Samos liegt heute in Griechenland. Bei der Währungseinheit hat er sich auch ein bissl geirrt, es ist sogar eine 1 Drachmen-Marke und keine schnöde 1 Lepton Marke wie er anmerkt. Steht dick auf der Marke. Nur - leider, leider gibt's da Fälschungen. Und die Drachme-Marke ohne Aufdruck habe ich noch nicht gesehen. Die wird im Michel als "weitere Marke" bezeichnet, die nirgends aufgeführt ist. Über die Dummheit - äh, das ungeschickte Denken - mancher Anbieter kann man nur den Kopf schütteln.

Da ist dieses Angebot ganz normaler Alltag:

https://www.delcampe.net/de/sammlerobjekte/briefmarken/griechenland-1861-86-hermes-gross/gebraucht/1861-octobre-tete-mercure-n-1-a-chocolat-fonce-sans-chiffre-au-verso-poste-grec-54846861.html

Da wird eine billigere spätere Marke für einen absoluten Mondpreis mit eher unterdurchschnittlicher Qualität als Michel Nummer 1 angeboten. So was wird ja immer sehr gerne gemacht und für einige Händler sind selbst billigste Varianten immer die teuersten Farben. Wobei es hier nicht die Farbe, sondern die Ausgabe ist. Und den ersten Satz kann man im Gegensatz zu vielen Ausgaben danach noch relativ leicht erkennen. Ich habe mal eine Griechenland 1 in schokofarben beigefügt:



Es ist die rechte in schoko. Über die ganz linke kann man als Michel 1 tatsächlich diskutieren, aber die anderen beiden sind eine Michel 1.

Nur, wenn einer den Müll kauft, ist er fast 500 EURO für nichts los. Ähnlich bei der Samos-Marke für 300 EURO. Ich kann gar nicht so viel Ouzo trinken, wie ich da ko...en kann.

Wenn man bedenkt, dass die Plattform bei solchen Schundangeboten 10% mitverdient, dann weiß ich es auch nicht.

Und ich habe noch nicht einmal aktiv nach diesen Angeboten gesucht.

Beim Durchblättern grinst einen nicht nur diese Schönheit zum Schnäppchepreis an:

https://www.delcampe.net/de/sammlerobjekte/briefmarken/griechenland-1861-86-hermes-gross/gebraucht/gr-241-y-t-17-1863-68-542699105.html

Muss mich beeilen, habe nur noch vier Tage Zeit, um dieses Schmuckstück zu erwerben. Wobei, wait, es gibt ja noch einige mit ähnlicher Qualität und klasse Preis-Leistungsverhältnis.

Aber das beste kommt noch zum Schluss:

ich habe mich 2014 erfrecht, jemanden anzuschreiben, der einen 4er-Streifen 1 Lepton als Michel Nummer 1 für 890 EURO anbietet. Wäre der tatsächlich die Michel Nummer 1, wäre das der Superschnapp schlechthin. Ich habe noch keinen gestempelten 4er-Streifen der ersten Marke gesehen, auch wenn ich nicht ausschließen möchte dass es das gibt.

Hier der Artikel:

https://www.delcampe.net/de/sammlerobjekte/briefmarken/griechenland-1861-86-hermes-gross/gebraucht/a6372-greece-1861-sc-1-206665894.html

Damit man nicht jeden Link folgen muss, meine Frage und die Antwort des Herren Verkäufers:

Hi, this is not a Greece number 1. It is a Michel 47b or Scott 43b. The first set 1 - 7 is easy to define and different from all later issues. But nevertheless a fine stripe of 4. Regards

Antwort von silverbol

03.03.14 um 12:51

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Thanks for your message and sorry that it is not the correct item. Regards Henk (Silverbol)

Ah ja, er entschuldigt sich, dass es nicht der richtige Artikel ist. Berichtigt hat er ihn aber nie. Liegt wohl daran, dass er entweder keinen blassen Schimmer hat, was er anbietet oder es ihm auf bayrisch einfach wurscht ist.

Ich habe nichts gegen Delcampe, eBay und wie sie alle weiter heißen mögen. Es sind bei den Hermesköpfen einige richtig gut beschriebene Angebote dabei, wo einer sogar ganz rührend ist und alle Feldmerkmale (und da gibt's richtig viele) akribisch einkreist. Einer ist auch ganz vorbildlich, der Vorder- und Rückseite in guter Qualität zeigt. Das ist notwendig, um die Marken z.T. zu bestimmen. Und es werden inzwischen 69 Seiten angeboten mit viel Ware. Nur ist es so, dass der finanzielle Schaden alleine bei den von mir gezeigten Angeboten bis auf die mit der kaputten Marke ganz erheblich ist und da machen die Betreiber zu wenig. Und wenn ich genauer schauen würde, wären da auch noch andere Angebote fällig. Weil sie nicht in der Pflicht sind. Und genau das gehört geändert.

Grüße Oliver
 
Quelle: www.philaseiten.de
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