Thema: Umgang mit philatelistischen Internet-Plattformen
Henry Am: 08.05.2020 11:52:28 Gelesen: 3512# 1@  
Angeregt durch das Thema zu Delcampe möchte ich mal eine neutrale Sichtweise einwerfen, die über dieses Thema hinausgeht, weil sie generell den Umgang mit philatelistischen Plattformen betrifft. Daher auch die Wahl eines neuen Themas:

Wer eine Plattform nutzen will, hat die Erwartung und das Recht, auf rechtlich einwandfreie Angebote zu stoßen. Aber Gauner wird es immer wieder und überall geben.

Der Plattformbetreiber muss das Interesse haben, seine Plattform zu einem rechtstreuen Marktplatz zu entwickeln. Wie er das macht, bleibt seiner Fantasie überlassen. Wird eine bestimmte Angebotsmenge überschritten, kann der Plattformanbieter nicht alle Einstellungen der Nutzer fachlich überprüfen. Soweit sollte man die Kirche dann schon im Dorf lassen.

Wenn er aber Anbieter gemeldet bekommt, die nachweislich die Ehrlichkeit regelmäßig missachten, dann ist es seine Verpflichtung, diese von seiner Plattform zu entfernen. Beim ersten Mal mag eine Verwarnung noch ausreichen, spätestens beim zweiten Auffallen muss das aber eine vollständige Sperrung sein.

Dass die digitale Welt die Möglichkeit bietet, bei Sperrung unter anderen Namen das Unwesen fortzuführen, ist der Nachteil dieses technischen Fortschrittes. Ich könnte mir zwar durchaus Möglichkeiten vorstellen, diese „Mehrfachtäterschaften“ zu unterbinden. Das wäre aber sehr aufwändig und würde dann sicher wieder zu dem Anwurf der übermäßigen Kontrolle führen, die man dann auch wieder nicht will.

Der Plattformbetreiber hat nun zwei Möglichkeiten. Erste davon: eigene Fachleute einzustellen, die die Einstellungen überwachen und entsprechend tätig werden. Nur – auch Fachleute wissen nicht alles. Und für jedes Fachgebiet im Sammlerbereich einen Spezialisten einzustellen, ist für den Betreiber wirtschaftlich nicht möglich und aus Sammlersicht auch eine übertriebene Forderung.

Die zweite Möglichkeit ist, das Eingehen von fundierten Meldungen aus Sammlerkreisen aufzugreifen und dann entsprechend sanktionierend tätig zu werden. Hier ist aber das Mitwirken der Sammler mit dem entsprechenden Fachwissen erforderlich. Wenn diese Bereitschaft nicht vorhanden ist, dann darf sich der Sammler auch nicht auf dieser Plattform tummeln. Dann allerdings wären viele andere Sammler, die man vor dem Fälschungsschaden bewahren will, genau diesem verstärkt ausgesetzt – und das will man nun ja auch wieder nicht.

Bliebe ja noch dieser Ausweg: Für das Einstellen von Losen wird neben einer %-Beteiligung am Verkauf eine Einstellungsgebühr erhoben, die nach dem angegebenen Katalogwert berechnet wird. Nach Eingang der Gebühr wird das Angebot freigeschaltet. Bei Feststellung einer Fälschung wird die entsprechende Sanktionierung eingeleitet und die Einstellungsgebühr dem fachkundigen Melder gutgeschrieben. Diese Verfahren kostet zwar auch Geld, das aber über die %-Beteiligung wieder hereinkommt. Aber es sorgt auch für eine Mitarbeit von Fachleuten, die sich nicht als „kostenlose Wissenslieferanten„ sehen wollen.

Aus dieser Sichtweise möchte ich die Philaseiten ausdrücklich ausnehmen, weil ich die mehr als „virtuellen Verein“ betrachte, bei dem die Mitarbeit und die Verfahrensweise anders abläuft als bei externen kostenpflichtigen Plattformen und ich die hier praktizierte Vorgehensweise nur loben kann.

Mit philatelistischem Gruß
Henry
 
Quelle: www.philaseiten.de
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