Thema: Handrollstempel, ungewöhnliche und seltene Beispiele
filunski Am: 08.05.2020 23:04:44 Gelesen: 394334# 1077@  
Liebe Freunde des Themas,

wie man an dem Beitrag [#1074] von Justus sieht, hat das Thema anscheinend noch immer ungebrochen seinen Reiz und lässt den forschenden Philatelisten auch noch unentdeckte oder vergessene "Sahnestückchen" und Überraschungen entdecken.

So etwas trudelte kürzlich auch bei mir ein. Ein gut bekannter Gildefreund aus Schweinfurt schickte mir den scan eines Belegs. den zeige ich hier mal:



Ein großformatiger Geschäftsbrief von Schweinfurt nach Leipzig aus dem Jahre 1941.

Interessant, deswegen hier im Thema, natürlich der Stempel. Ein reichlich seltsamer Stempel, Maschinen- oder Handrollstempel? Hier erst mal im Detail:



SCHWEINFURT / p vom 16.01.1941

Ihr ahnt es wahrscheinlich schon, es ist kein Maschinenstempel, sondern ein Handroller.

Aber was für Einer und was ist das für ein seltsamer Entwerter? So dachte ich auch erst, aber irgendwo im Hinterköpfchen meldete sich ein Déjà-vu, so etwas Ähnliches hast du schon gesehen. Der edle Spender des scans wusste auch nichts dazu und trotz inzwischen schon langer und intensiver Beschäftigung mit den Handrollstempeln war uns dieser auch in der Studiengruppe bislang nicht begegnet.

Schließlich fiel dann bei mir der Groschen und voilà, es war ein "Roter" an den mich dieser unbekannte Handroller erinnerte, nämlich der hier [1]:



Ein "(Päckchen-)Gebühr bezahlt-Handrollstempel" aus Schweinfurt der Firma Kugelfischer. Diese Stempel wurden von der Firma, die damit warb, bezahlt, blieben aber zum frei machen der Firmensendungen in der Obhut der Reichspost beim jeweiligen Postamt.

Nun schauen wir uns mal beide Stempel im direkten Vergleich an:



Es scheint ziemlich klar zu sein, es handelt sich um denselben Stempel. Meine Interpretation dazu, irgendwann vor 1941, endete der Vertrag der Fa. Kugelfischer mit der Reichspost. Die Post hatte jetzt aber immer noch den Stempel und irgendjemand kam dann darauf diesen, vielleicht weil zu Kriegszeiten Material, insbesondere Stahl, knapp war, als Handroller für den normalen Posteinsatz zu gebrauchen. Dazu wurde der Stempelkopf und das Werbeklischee, bis auf die noch zu sehenden Reste, entsprechend aptiert und die rote Farbwalze gegen eine Schwarze ausgetauscht.

Informationen dazu konnte ich bislang keine finden und auch der Stempel selbst scheint extrem selten zu sein.

Freue mich auf weitere Ideen und Beiträge dazu. ;-)

Viele Grüße,
Peter

[1] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/274785
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/12836
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