Thema: Luxemburg Wertschätzung
olli0816 Am: 23.05.2020 14:34:09 Gelesen: 2911# 4@  
Hallo,

hier habe ich ein altes Thema ausgegraben, wobei ich keine Wertschätzung zu dem Satz benötige. Aber zuerst einmal ein Bild, worum es geht:



Mir ist aufgefallen, dass es tendenziell mehr Anfragen zu Wertschätzungen von irgendwelchen Briefmarken im Forum gibt und wie die Wertentwicklung ist. Es geht hier um den Europasatz von 1956. Alte Europamarkensammler (gibt's die heute überhaupt noch?) waren u.a. ganz heiß auf diesen Satz von Luxemburg Michel 555 -557, vor allem postfrisch. Gestempelt ist heute nur noch die 3 Franc (556) bedingt interessant. Der Wert im Michel wird mit leichter Schrägschrift, was auf (vermeintlich) große Wertschwankungen hinweist, mit 200 EURO angegeben. Der Satz ist auch heute nicht billig.

Wenn man über den Fachhandel bzw. Auktionen gehen möchte, zahlt man postfrisch zwischen 39,50 EURO und 90 EURO. Will man etwas besonderes wie z.B. mit Leerfeldern, kostet der Spaß 150 EURO, was ich etwas hoch empfinde. Aber hier hat der Michel recht, die Preisunterschiede sind gewaltig. Gestempelt steht der Satz mit 80 EURO im Katalog und der Satz kostet zwischen 20 und 36 EURO. Auch hier also große Preisunterschiede, aber eigentlich gibt es sowohl postfrisch als auch gestempelt mehr Sätze im Angebot, als gekauft werden. Ich habe bewusst nicht bei Delcampe oder eBay nachgeschaut, weil die Wahrscheinlichkeit nicht gering ist, dass irgendein Spaßvogel den für 500 EURO anbietet. Wer Lust hat, kann sich den Spaß gönnen.

Gehen wir nun in die Vergangenheit ein ganzes Stück zurück. Der Vater meiner ersten Freundin war leidenschaftlicher Briefmarkensammler (Nein, von ihm bin ich nicht zum Briefmarken sammeln gekommen) und er hat damals wie so viele Sammler Bund, Berlin, Liechtenstein, Österreich, Schweiz und Europa gesammelt. Und er hat wohl ziemlich viel für sein Hobby ausgegeben, seine bessere Hälfte war mit der Gesamtsituation öfters unzufrieden, wie man hier so schön in Bayern sagt. Er hatte die Hauptausgaben von Europa komplett und da gehörte auch dieser Satz. Es war damals das Highlight einer Europasammlung und ungefähr so begehrt wie der hässliche chinesische Affe (Jahr des Affen) für einen Chinasammler. Etwa 1980 hat er für den Satz 1.500 DM gezahlt. Wenn man sich die heutigen Preise anschaut, ist der Satz dagegen fast wertlos. Wenn ich einen Mittelwert heute von 65 EURO ansetze, ist der Satz finanziell nicht mal 10 % des damaligen Preises wert. Dazu muss man sagen, dass viele Leute damals zu 100% oder irgend etwas mit 70-80% Michel eingekauft haben, da es kein Internet gab und die Nachfrage durch die damaligen Sammler sehr viel höher war.

Man kann darüber sehr traurig sein (wäre ich vielleicht auch, wenn ich so viel Geld ausgegeben hätte) oder das positive abgewinnen und damals fast unerreichte Briefmarken heute für relativ kleines Geld erwerben. Deshalb habe ich mir aus nostalgischen Gründen diesen Satz für ca. 45 EURO gegönnt, obwohl ich kein Luxemburg-Sammler bin. Für die damaligen 1.500 DM hätte ich das sicher nicht getan. Was lernt man daraus? Briefmarken als Geldanlage sind maximal für optimistische Profis oder solche Leute, die nur die Spitzenstücke kaufen können. Alle anderen sollten ihr Geld woanders anlegen und maximal ihr verfügbares Spielgeld für das Hobby ausgeben. Dann wird man auch nicht enttäuscht und hat im Gegenteil sehr viel Spaß an dem Hobby.

Grüße Oliver
 
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