Thema: Handrollstempel, ungewöhnliche und seltene Beispiele
filunski Am: 27.05.2020 15:25:50 Gelesen: 394959# 1099@  
Verehrte "Handroller-Fans",

mal kurz zurück zum Anfang, und zwar ganz zum Anfang dieses Themas. ;-)

Mit diesem Stempel fing es an:



Ein Versuchs-Handroller aus einem Versuch im Jahre 1972. Bis dato nur einigen wenigen Insidern überhaupt bekannt und über die Hintergründe blieb bis jetzt auch das meiste im Dunkeln.

Von einem auf unsere Studiengruppe aufmerksam gewordenen Philatelisten bekam ich dazu nun ein sehr interessantes Schriftstück, das hier eine beträchtliche Wissenslücke schliesst.

Es ist ein Schreiben des Posttechnischen Zentralamts in Darmstadt aus dem Jahre 1972. Darin wird dieser sog. "Handrollstempel mit 2 Stempelkreisen und Färbevorrichtung Postalia" beschrieben und seine Handhabung erklärt.

Auch ein Musterabschlag ist dazu abgebildet:



Beim Durchlesen der Beschreibung kommt man zu dem Schluss, dass es sich hier um ein sehr innovatives und fortschrittliches Gerät gehandelt haben muss. Dazu mal ein Zitat aus der Beschreibung:

"...Das Datum braucht nur in einem der beiden Stempelkreise umgestellt zu werden. Dabei wird das Datum des anderen Stempelkreises mit umgestellt.
Durch das Vorhandensein von 2 Stempelkreisen auf der Stempelwalze ist die Rückstellvorrichtung für die Stempelwalze (der sogen. Exzenter) entbehrlıch und weggefallen. Der Exzenter funktioniert bei Verschmutzung oft nicht. Er erschwert durch seine Bremswirkung, die durch stärkeren Druck auf den Stenpel überwunden werden muß, das Abrollen. Sein Wegfall bedeutet daher eine wesentliche Erleichterung beim Stempeln. Der Stempel läßt sich nunmehr leicht vor- und rückwärts abrollen.

Durch die abwechselnd auf dem Kopf stehenden Stempelkreise brauchen die zu stempelnden Sendungen nicht lesegerecht gedreht zu werden.

2. Färbevorrichtung "Postalia"

Anstelle der Farbwalze aus Filz ist die Färbevorrichtung der Absender-Freistempelmaschine "Postalia'" mit einer Schutzkappe angebracht. Sie besteht im wesentlichen aus dem mit einem Filzstrumpf überzogenem Farbbehälter mit Füllöffnung und Verschlußschraube. Aus dem Farbbehälter wird die Farbe regulierbar (s. unter Regeln der Abdrucke) über eine Zwischenwalze auf die Stempelwalze abgegeben."


Also eigentlich ein ganz tolles, neues Gerät zur leichteren Handhabung und effektiverem Einsatz. Trotzdem kam es nur in einem guten Dutzend von Postämtern großer Städte, für kurze Zeit zum Einsatz und verschwand dann sang- und klanglos für immer komplett von der Bildfläche! Woran mag das gelegen haben?

Viele Grüße,
Peter
 
Quelle: www.philaseiten.de
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