Thema: Der Kodex des BDPh für Ebay und seine Auswirkung auf die heutige Philatelie
olli0816 Am: 05.06.2020 11:23:30 Gelesen: 3240# 19@  
Hallo zusammen,

den Kodex finde ich etwas weit hergeholt und ich kannte ihn noch nicht, obwohl ich unzählige Dubletten über eBay weiter verkauft habe. Spielte auch keine Rolle. Aber ich stelle mir das witzig vor, wenn einer aus dem Kongo weltweit ankreuzt, dann tatsächlich was nach Deutschland verkauft und der Käufer ihn auf den Kodex hinweist. Der wird sicher vor Ehrfurcht erstarren. Lasst doch mal die Kirche im Dorf. Obwohl der APHV sicherlich wesentlich strenger ist, gibt es ein paar Zeitgenossen, die mit dem Siegel Schindluder trieben. Manchmal geht's dann halt schief und einer fliegt raus. Davon geht seine Welt auch nicht unter. Sieht man dem Geschehen bei Delcampe zu, gäbe es umgekehrt wohl eher einen Preis mit der goldigen fauligen Banane, wer am besten die Käufer betrügen kann.

Ich komme ja immer wieder ins heulen, wenn eine arme Witwe wie weiter oben beschrieben sich behumpst fühlt, weil die Sammlung für Freizeitgestaltung am Ende wenig Ertrag bringt. Warum sollte es auch? Es ist ein Hobby, der Ehemann war mit großer Wahrscheinlichkeit kein Berufsphilatelist und verbrachte einfach nur schöne Stunden damit. Natürlich musste er irgendwie begründen, dass er dafür Geld ausgibt und hat dann seiner besseren Hälfte gesagt: Ah, tolle Geldanlage. Jaaaa, natürrrlich, warum sollte ich es sonst kaufen, Schatz. Die beste Ehefrau aller Zeiten hatte umgekehrt sicher auch gute Begründungen parat, warum es ausgerechnet diese Schuhe (mit allem möglichen zu ersetzen) sein müssen, ohne die sie nicht leben kann. Ich kenne mich da aus. :)

Dieses Geldanlagedenken ist allerdings schon den alten Versandhäusern geschuldet. Die wenigen verbliebenen schreiben z.T. ja noch heute den gleichen Mist. Aber wirklich: Wer glaubt denn das? Das kommt mir so ähnlich vor, wie in dem Film vom Leben des Brian, wo der römische Herr bei der Steinigung fragt: Ist hier etwa Weibsvolk zugegen? Und lauter verstellte Frauenstimmen antworten: Nein, nein, nein. Von daher ist dieser Gedanke des vermeintlichen Beschisses durchaus theoretisch vorhanden. Wer aber das komische Ding zwischen den Ohren benutzt, verwirft es innerhalb sehr kurzer Zeit.

Briefmarken sind nicht gut geeignet als Geldanlage. OK, es gibt einen großen Pluspunkt: Will ich den Staat behumpsen oder Geld vor dem Staat verstecken, dann kaufe ich hochwertige Briefmarken. Das mache ich nicht in Deutschland, sondern vielleicht in der Schweiz oder ganz woanders außerhalb der EU. Ansonsten ist es auch blöd, weil die Auktionshäuser, wo teure Marken gehandelt werden, die Einkäufe ab bestimmten Summen gemeldet bekommen. Ebay wird leider, leider auch ziemlich vom Finanzamt überwacht. Es sind wahrlich keine leichten Zeiten für Steuervermeider. So viele Steuervermeider scheint es nicht zu geben, Richards Rechtschreibprogramm kennt das Wort nicht einmal. Sammler sind halt doch ehrliche Menschen, hihi.

Ich werde noch unverschämter: Ob irgendeine Erbengemeinschaft oder eine Witwe nichts oder wenig für Briefmarken bekommt, kann den Interessenten des Briefmarkensammelns sowieso egal sein. Das sind Personen, die sich sowieso nicht dafür interessieren und mit dem Geld dann was anderes machen. Kein Verlust.

Von meiner Warte begrüße ich sogar die Entwicklung. Heute kommt man an Sachen ran, die zumindest für mich in den 1980ern absolut unmöglich war. ich kann mich z.B. an ein Briefmarkenevent am Nockherberg in München Anfang der 1980er erinnern, wo man für einen Olympiablock von 1972 40 DM zahlen musste und ich mehr als einen gesehen habe, der das bezahlte. Heute gibt's den für 1 EURO bei eBay. Ist ein schöner Block für wenig Geld, was gibt es daran zu meckern? Das heißt, ich kann die restlichen 18 EURO für andere Sachen verwenden. Das ist mir allemal lieber, als für einen heute häufigen Block 20 EURO zahlen zu müssen.

Wenn ich mal die Radieschen von unten sehe, wird meine Sammlung finanziell sowieso nicht das sein, was meine Erben interessiert. Obwohl es eine recht ordentliche Sammlung ist, wird sie, vorausgesetzt ich lebe noch etwas länger, weniger wert sein als heute. Wenn man eine gesunde Einstellung dazu hat, ist es einem schnurz. Ich habe auch nie jemanden gesagt, dass man damit viel Geld bekommen könnte. Von daher keine Erwartungshaltungen. Ich habe sie ja auch nicht.

Und zu dem Kodex: Das ist wirklich für den Popo. Es gibt genügend, die trotzdem jeden Mist anbieten. Sonst würde ein Lars Böttger nicht schreiben, dass er 2 - 2.500 Artikel bei eBay jährlich löscht und nochmal ca. 1.000 bei Profihändler (!) meldet, damit diese die löschen. Völlig sinnlos so ein Kodex.

Grüße Oliver
 
Quelle: www.philaseiten.de
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