Thema: Delcampe und der Umgang mit Fälschungen
Bicyclestamps Am: 16.06.2020 13:07:10 Gelesen: 39502# 151@  
Ich verfolge die Diskussion doch mit etwas fassungslosem Staunen. Vor allem das (neudeutsch:) Bashing was da betrieben wird und das aus Unkenntnis oder Ignoranz der realen Verhältnisse.

Wo findet man denn heute noch lokale Händler, außer in den Metropolen? Mit den Briefmarkenhändlern passiert dasselbe, wie mit den Platten-Läden: Sie verschwinden. Und das nicht nur wegen des Internets, sondern weil es schlicht immer weniger Kunden gibt. Früher war Briefmarkensammeln Hobby Nr. 1 - aber die Zeiten sind schon lange vorbei. Diese handvoll Sammler, die es noch gibt, können einem Händler nicht die Ladenlokal-Mieten finanzieren. Und nicht jeder ist technisch so versiert oder kann die Zeit investieren, dass er sich eine eigene Verkaufsplattform im Internet aufbauen kann. Also bleiben nur die bestehenden Plattformen, wie Ebay oder Delcampe. Auf Letzterer sind übrigens auch seriöse Auktionhäuser vertreten.

Der Handel auf diesen Plattformen läuft zwischen Verkäufer und Käufer und nicht zwischen Plattform und Käufer - wie früher im Geschäft. Und auch in früheren Zeiten gab es 'analoge', schwarze Schafe. Für die war auch nicht der Vermieter des Ladens verantwortlich. Und auch der alte Versandhandel hat so manches zwielichtige Geschäft betrieben. Betrogen wird in dem Metier, seit es Sammler gibt, also schon immer. Und es wurden schon immer und auf jeder Plattform (Geschäfte, Versandhandel, Tauschbörsen etc.) Kunden über's Ohr gehauen. Selbst Prüfer waren daran beteiligt.

Also tut doch nicht so, als wäre erst durch die Internet-Plattformen der Handel mit Fälschungen entstanden. Viele der Fälschungen sind nämlich wesentlich älter. Und was die Portokosten angeht: Der Versandhandel berechnet Porto, die Tauschtage und lokale Händler bedeuten immer auch Fahrtkosten und Zeitaufwand. Und das ist meist höher als nur 1€ für einen Brief. Also hört doch mal mit dieser verlogenen Verklärung der "guten, alten" Zeit auf.

Delcampe bietet wenigstens eine Chance, dass gegen "krumme Hunde" vorgegangen wird (bei Ebay ja weniger, was in den geschäftlichen Traditionen der Herkunftsländer begründet sein mag). Das kann aber nur funktionieren, wenn die Benutzer der Plattform die auch melden. Und je mehr Meldungen bei denen eingehen, umso eher werden die auch was tun. Es nicht zu tun unterstützt nur die windigen Geschäftemacher. Brutaler ausgedrückt ist das unterlassene Hilfeleistung. Was nämlich den mündigen Sammler angeht: Es wird niemand als Experte geboren, auch nicht Charly999. Und selbst die Experten werden hin und wieder Opfer.

Selbstverständlich darf und soll man die Plattformen dafür kritisieren, wenn das nicht richtig läuft, aber bitte dabei auf dem Boden bleiben, mit der Zielrichtung dass sie sich verbessern.

Bleibt gesund,
Thomas
 
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