Thema: (?) (287) Japan: Stempel bestimmen
ligneN Am: 17.06.2020 19:39:02 Gelesen: 95793# 130@  
Es sind keine "fiskalischen" Entwertungen. Mit Steuern hat das nichts zu tun. Auch nicht mit den Stempeln/inschriften für Postgeld- und Telegraphiedienste, seit 1949 werden keine Marken mehr dafür verwendet.

Man sollte sie korrekter als "Innendienststempel" bezeichnen. Sie dienten aber zu postalischen Zwecken.

Es handelt sich vielmehr um spezielle Handrollstempel zur Entwertung von Ganzbogen, eingeführt 1963. Seit 1985 mit eingefügtem Amtsnamen.

Es gab noch weitere Typen mit senkrechten Linien und eingefügtem Datum bis mindestens in die 1990er Jahre (in Ragikos Abbildung rechts). Damit wurde nicht mehr handgestempelt, vielmehr wurden die aufgeklebten Bögen in spezielle Stempelmaschinen eingeführt.

Danach bis ca. 2018** wurden die Bögen aus diesem Verfahren nicht mehr gestempelt, sondern einfach mit Papierschreddern vernichtet.

Wer es genau wissen will, soll seine Sondermarkendubletten auf solche Stempel hin durchsehen, um einen ungefähren Endjahr zu ermitteln.

Wozu wurden diese Bogen nun verwendet?

Es handelt sich um das "Gebühr getrennt bezahlt" Verfahren. Unter diesem Namen gibt es das in Japan seit 1937, eingeführt im April 1919 als "mit Briefmarken getrennt bezahlt".

Dabei werden die Postsendungen mit einem entsprechenden vorgeschriebenen Stempel (gibts noch heute im Vorraum jedes Postamts zur Nutzung durch den Postkunden) versehen oder gleich mit entsprechendem Eindruck versehen am Schalter aufgeliefert.

Bezahlt werden konnte auch mit postgültigen Briefmarken, auch Ganzbogen. Diese wurden vom Postbediensteten auf Unterlage aufgeklebt und mit Aufkleber oder gleich am Rand mit Stückzahl, Kundendaten usw. versehen. Für große Postämter mit entsprechendem Anfall an Massensendungen war das eine erhebliche Arbeitserleichterung.

Bis in der bürokratischen Moderne Schredder preiswert und in jedem Büro die Norm wurden.

Solche Ganzbogen-Handrollstempel hatten nur größere Postämter. Bei geringerem Aufkommen lohnte es sich nicht. Dann wurden normale Tagesstempel, vorzugsweise Rollerstempel verwendet.

Nach der Lagerfrist von einem Jahr wurden die Bogen dann vernichtet bzw. teils auch zur amtlichen Kilowaren verwertet.

Seit ?der Privatisierung 2001? wurden diese Bogen noch am gleichen Tag nach Schalterschluß geschreddert.

**Ca. 2018 wurde die Annahme von Bogen oder Bogenteilen für diese Verfahren ganz eingestellt und ganz auf Bargeld/Einzug umgestellt.

Einige Postler hatten sich nämlich die ungestempelten aufgeklebten Ganzbogen zur "privaten Verwertung" abgezweigt, statt sie zu schreddern. Das flog bald auf, der Skandal ging damals durch die japanische Presse.

Solche gestempelten Ganzbögen aus dem Gebühr-bezahlt-Verfahren sind eine preiswerte Möglichkeit für Ganzbogensammler bzw. Spezialisten, die Plattenfehler der Dauerserien finden und plattieren wollen.

Bei den Nummernsammlern (1 Stück pro Katalognummer) sind sie unbeliebt.
 
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