Thema: Briefankündigung - ein Service von Deutsche Post AG und 1&1
modirawatleng Am: 13.08.2020 10:57:12 Gelesen: 17854# 61@  
@ nagel.d [#59]

Ich stimme zu, dass die Briefankündigung selbst keine funktional sinnvolle Information darstellt, anders als bei Paketen, zu deren Annahme jemand die Tür öffnen muss.

Im Rahmen der Betriebspolitik der Deutschen Post AG fällt sie allerdings in dasselbe Raster wie die Neuausgaben von Briefmarken. Etwa 60 neue Postwertzeichen pro Jahr, die jeweils nur kurze Zeit verfügbar sind, dienen dem Reklamezweck. Sie sollen Kundinnen und Kunden den Eindruck von "Neuheit" und "Aktualität" vermitteln, wie in einem neugestalteten Schaufenster bzw. wie auf Interseiten, die im Minutentakt neue Sensationen verkünden, weil sonst niemand mehr hinschaut. Um die Würdigung kulturell wichtiger Ereignisse oder gar Philatelie geht es dabei nicht.

Meine Interpretation: Mit dem "Service" will die Deutsche Post AG ihren Kundinnen und Kunden den Eindruck vermitteln, dass sie etwas zu leisten im Stande ist, dass die ganzen anderen kleinen Privatpost-Klitschen nicht können. Es geht um die Verteidigung von Marktanteilen. Wer eine nutzlose Briefankündigung im Mail-Postfach hat, fühlt sich - so die Hoffnung - vom Serviceanbieter gut betreut.

Für die Philatelie ist das insofern interessant, als die funktionale Bereitstellung der Postbeförderung der ökonomischen Verteidigung von Aufmerksamkeit in einem umkämpften Markt untergeordnet wird. Anders ausgedrückt: Briefankündigung und Matrixcode sind Anzeichen, dass die Post die klassische Briefbeförderung nicht aufgeben, sondern als Geschäftsfeld verteidigen will, solange sich Geld verdienen lässt. Werbung um Aufmerksamkeit ist dafür aber wichtiger als eine funktionierende Postbeförderung.

modirawatleng
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/14607
https://www.philaseiten.de/beitrag/241551