Thema: Briefankündigung - ein Service von Deutsche Post AG und 1&1
modirawatleng Am: 14.08.2020 12:37:19 Gelesen: 17401# 65@  
@ 22028 [#64]

warum dann also nur gmx / web.de Adressen?

Die Frage muss etwas anders formuliert werden: Warum beteiligt sich 1&1 (als Anbieter von GMX und web.de) an der entgeltfreien Bereitstellung eines Service, der ja Aufwand verursacht und Geld kostet?

Die Antwort: Sie sind an der Verifizierung von Nutzer-Identitäten interessiert.

Bisher besteht ja fast völlige Freiheit beim Erstellen eines E-Mail-Accounts: man kann sich "Olaf Merkel" oder "Angela Scholz" nennen und sich eine Postanschrift ausdenken und eine Phantasietelefonummer eintragen. Solange man keine kostenpflichtigen Dienste in Anspruch nimmt, wird nichts davon überprüft. Die Haupteinnahmequelle von 1&1, Google und Co. sind aber Werbeeinnahmen und Online-Handel. Diese Kunden wollen freilich real existierende Kundinnen und Kunden und nicht irgendwelche Phantasie-Accounts ansprechen, möglichst noch mit einem direkt verbundenen Paypal-Konto oder eine Kreditkarte, damit erfolgreiche Werbung sogleich in einen Verkauf umgesetzt werden kann.

Und genau diese Verifizierung ermöglicht nun die Verbindung von Deutscher Post und GMX/Web.de in der Briefankündigung: denn damit die abfotografierte Front eines Briefes auch die Mailbox des Empfängers findet, muss diese Verknüpfung bestätigt werden. Auch der echte Name und die richtige Postanschrift von "Olaf Merkel" und "Angela Scholz" sind also danach bekannt.

Deren Daten können GMX und Web.de zukünftig als Werbedaten von real existierenden Personen (so darf man vermuten: zu einem höheren Preis) verkaufen.

Während Google in Deutschland den Ruf der bösen Datenkrake hat (sorgfältig verdient!), werben GMX und Web.de offensiv mit "Sicher mailen mit der Initiative für garantierte Sicherheit in der E-Mail Kommunikation: E-Mail made in Germany." Das heißt freilich nicht, dass hier die Daten nicht verknüpft, summiert, ausgewertet und weiterverkauft werden - ganz im Gegenteil; es ist eine Strategie, um als Konkurrenz zu Google auftreten zu können.

Die Briefankündigung ist nun natürlich ein Risiko in dieser Geschäftsstrategie des "E-Mail made in Germany". Man probiert aus, ob es sich lohnt oder ob man Kundinnen und Kunden verliert. Andere Anbieter werden das sicher genau beobachten.

Die Deutsche Post verdient viel Geld mit dem Verkauf von Werbedaten ([1], [2]) - sicher viel mehr als mit Philatelie-Services - und die Briefankündigung ist eine Erweiterung des Geschäfts.

modirawatleng

[1] https://www.deutschepost.de/de/a/adressleistungen/beschaffung.html
[2] https://www.golem.de/1201/89380.html
 
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