Thema: Kommt das Ende der tradionellen philatelistischen Presse ?
DL8AAM Am: 22.01.2010 20:55:04 Gelesen: 11082# 15@  
@ petzlaff [#14]

Wiki ist ja schön und gut für eine erste Information, aber wahre Recherche beginnt beim geschriebenen und physisch (nicht digital) archiviertem Wort / Bild / was auch immer.

Jede Quelle ist erst einmal eine nur eine erste Informationsbasis, egal ob Wiki' oder ein gedrucktes Buch, Katalog oder ein Bildzeitungsartikel. Wer sich mit einer Quelle zufrieden gibt hat selbst schuld und kommt über Stammtischwissen nicht hinaus. Medienkompetenz bzw. die eigene Wertung der vorliegenden Quellen muss schon jeder selbst mitbringen. Jeder muss versuchen die Datenquelle richtig zu bewerten. Da hat ein Buch, auch gedrucktes Papier auch nicht per Definition rechter als ein Bit bei Wiki'. Auch der MICHEL oder ein Arge-Rundschreiben nicht. ;-) Sich nur auf gedrucktes Wissen zu beschränken ist engstirnig. Es gibt vielleicht auch alles (noch) in Papierform, aber der Zugang ist wesentlich schwerer und langwieriger. Wenn man nicht wochenlang Zeit mitbringt, wird das Rechercheergebnis nie rund werden können.

Ich bin von Haus aus Geologe (aber eher im Grundlagenbereich jeseits jeglicher wirtschaftlichen Nutzbarkeit, wie Schneckchen in Paläoseesedimente in ostafrikanisichen Grabenbruchseen) und Recherche verläuft da fast nur noch auf digitalen Wegen. Bis ich aus der Fernleihe aus der Unibibliothek aus Nairobi was bekomme vergehen Jahre...hi. Echte Papierrecherche gibt es eigentlich nur noch bei noch nicht digitalisierten Alt-Unterlagen. Ob diese digitalen Unterlagen frei oder beschränkt im Internet oder "Intranetzen" liegen sei hier mal dahingestellt. Der Typus des weißbärtigen Wissenschaftlers, der in seiner Privatbiliothek wochenlang liest und forscht ist schon lange passe. Man setzt sich maximal noch mal vor eine "Bücherwand", wenn irgendwelche Journalisten ein TV-Interview machen wollen. Jede Papierbibliothek kann (inhaltstechnisch) nur viel eingeschränkter bestückt sein, als die Netze. Vor ein paar Jahren habe ich zwar meine berufliches Feld gewechselt, glaube aber trotzdem, dass sich der beschriebene Trend eher noch verstärkt hat.

BTW, zum viel geschmähten Wiki', bzw. eher zu den Wikis. Die sind inzwischen viel viel besser als ihr Ruf bzw. wie viele es wahrhaben wollen. Es kommt natürlich auch immer auf den Fachrichtung bzw. auf die Schreiberszene, Querlesern und Qualifikation der (nennen wir sie mal) "Lektoren" an. Aber meine Erfahrung der letzten 1-2 Jahre ist, (fast) egal bei welchem Thema, dass man nach "Tagen" von "Original- und Zweit(etc.)quellen"-Recherchen genau wieder beim Stand der Wikiseite angekommen ist. Übrigens sind auch politische Themen inzwischen gut abgebildet, da eben immer mehr als eine Person involviert ist und diese Themen von vielen Seiten beleuchtet bzw. beschrieben sind. Es sind meist alle nennenswerten Meinungsbilder abgebildet, es sei denn meine eigene Meinung ist gerade wirklich mal zu verschwörungstechnisch randwertig angesiedelt. Die Manipulationsversuche (die i.d.R. auch in der Vergangenheit immer recht schnell korrigiert werden konnten) und Skandale der Vorjahre sind eigentlich nicht mehr ein großes Thema. Für ein schnelles Übersichtseinlesen reichen die Wikis allemal.

Aber um auf unserer Thema zurückzukommen, ich bin mir ganz sicher, dass das Hauptverbreitungsmedium für Fachpublikationen - mit einer nicht überalterten Leserschaft - ganz klar ein digitales sein wird, d.h. der Verbreitungsweg. Natürlich wird die sekundäre Papierform nicht verschwinden (Privatausdruck) oder auch das "Leseexemplar" für das stille Örtchen. WC-Besucher mit Laptop unterm Arm sieht man noch ganz selten, auch unter der hippen Jugend nicht...hi

... und der Glaube, dass digitale Medien den Papierverbrauch reduzieren, ist absolut irrig. Eher das Gegenteil ist der Fall, wenn ich mir die Rechnungen für die durchgejagten Tonerkartuschen anschaue. Wichtige Dinge, die man im Internet findet, werden ausgedruckt. Mehr Papier, weil mehr Infos ins Haus strömen. Im Prinzip werden bei PDF-Magazinen nur die Kosten, die bisher auf der Seite der Zeitschriftendrucker anfielen, nun bei den Lesern in Form der Ausdrucke fällig werden. Die Abokosten sinken. Wobei ich hier dann sogar noch den Vorteil habe, wirklich nur mit (für mich) interessanten Dingen Papier zu bedrucken. Wenn dann noch ein durchsuchbarer Index zur Verfügung steht (Interessen können sich ja mal ändern), wird die digitale Welt wirklich janz doll und ernsthaft besser. Ich muss sie nur richtig nutzen können und auch wollen. ;-)

Die Verweigungstaktik wird sogar mittelfristig nicht mehr zum Erfolg führen. Vielleicht aber doch, meine erst vor ca. 10 Jahren verstorbene Oma, wollte bis zu ihren seeligen Ende kein Telefon "so'n moderner Kramzeug für reiche Leute" im Haus haben (das ist kein Witz !).

Gruß
Thomas
 
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