Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 29.01.2010 14:59:15 Gelesen: 1171653# 257@  
Die Aktie des kleinen Mannes

Von Ramona Langner

Augsburger Allgemeine, Göggingen/Inningen (21.01.10) - Helga Schuster hat ein Hobby, das normalerweise eher Männer ausüben. Sie sammelt Briefmarken. Auf dem Großtauschtag in der Josef-Miller-Halle ist die 71-Jährige die einzige Frau. Doch das macht der Göggingerin nichts aus, denn sie hat vor 15 Jahren die Sammelleidenschaft gepackt: „Mein Vater hat mir seine ganze Sammlung hinterlassen.“

Früher sei sie Balletttänzerin gewesen, hätte von Briefmarken nicht viel Ahnung gehabt, erzählt sie. Deshalb trat sie dem Briefmarkensammlerverein Göggingen bei, um mehr über ihr Erbe zu erfahren. Heute füllen unzählige Briefmarken ihre Alben, hauptsächlich aus Deutschland, der ehemaligen DDR und Österreich.

Für die 40 Vereinsmitglieder ist der Großtauschtag alle Jahre wieder der absolute Höhepunkt, aber auch eine Gelegenheit, um neue Interessenten zu werben. Mit Pinzette und Lupe ausgestattet, konnten die Besucher ihre Lieblingsstücke genauer untersuchen. So auch Dieter Sandner.

Der 66-jährige Inninger hat schon als Schüler angefangen zu sammeln. Er ist inzwischen stolzer Besitzer von 20 Alben voll mit bunten Stücken, auf denen hauptsächlich Flora- und Faunamotive zu sehen sind. „Meine neueste Errungenschaft ist der nach Obst duftende Briefmarkensatz von Januar 2010“, so Sandner. Hans Hofmann aus Haunstetten dagegen ist ein Anhänger der älteren Stücke: „Ich habe den Bayernsatz vom 19. Jahrhundert bis heute fast komplett“, sagt Hofmann stolz.

Die tüchtigen Sammler sehen ihr Hobby schon längst nicht mehr nur als Freizeitbeschäftigung. Es ist eine Lebenseinstellung geworden: „Wenn ich mich irgendwann einmal nicht mehr bewegen kann, dann habe ich trotzdem noch eine sinnvolle Beschäftigung“, ist Alfred Wünsch aus Stadtbergen, Vorsitzender des Briefmarkensammlervereins, sicher. „Unsere Großmütter haben früher einen Rosenkranz gegen den Trübsinn gebetet, wir sammeln und tauschen lieber Briefmarken“, sagt Wünsch. In den einzelnen Stücken stecke so viel Geschichte. Der Vorsitzende ist im Besitz von den beiden letzten Marken des Deutschen Reiches. „Die waren damals gar nicht im Umlauf, aber ich habe die Stücke mit zehn Jahren durch einen Freund erworben“, verrät er.

Eine Briefmarke - 2000 Euro

Ein ganz seltenes Exemplar, nach dem viele Altdeutschlandsammler auf der Suche sind, ist der berühmte schwarze Einser. „Das war die erste Briefmarke, die in Deutschland herausgegeben wurde“, erklärt Peter Kratzer (64) aus Göggingen. Diese habe heute einen Wert von 2000 Euro. Den Grund dafür, warum die jungen Leute heutzutage dem Briefmarkensammeln nicht mehr so zugetan sind, meint Kratzer zu kennen: „Der Wandel der Kommunikation in den elektronischen Bereich ist ein entscheidender Faktor.“ Die Post sei nicht mehr das, was sie einmal war.

Außerdem sei der Wertverfall der Briefmarken ziemlich groß, früher hätten sie noch als Aktien des kleinen Mannes gegolten, so Kratzer weiter. Dennoch sucht der Verein ständig nach neuen Mitgliedern. Infos unter Telefon 99 14 51.



(Quelle: http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Startseite/Artikel,-Die-Aktie-des-kleinen-Mannes-_arid,2050458_regid,2_puid,2_pageid,4288.html )
 
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