Thema: Altdeutschland Sachsen: Die Streichung entfallener Farben im Michel Katalog
bovi11 Am: 13.09.2020 19:54:15 Gelesen: 12499# 47@  
@ Johannes2 [#43]

„Man kann ohne Frage nach Farben differenziert sammeln, ohne Farbchemiker zu sein. Wer aber den Anspruch erhebt, sich ein Urteil über Druckfarben erlauben zu können, sei es als Prüfer oder Spezialist eines Sammelgebietes, sollte sich mit der Chemie der Farben ernsthaft auseinandergesetzt haben. Beispielsweise wäre die Katalogisierung und Prüfzuordnung von bleisulfidgeschädigten Marken als Farbvarianten unterblieben. Farbchemikern ist dieses Phänomen der "Sulfidisierung" schließlich nicht erst seit Bekanntwerden der Folienproblematik geläufig.“

Setzte man die vorstehenden Anforderungen an, hätte es bis in die 1980er Jahre wohl keine Prüfer gegeben bzw. geben dürfen. Das allein schon deshalb, weil die heute möglichen Analysemöglichkeiten gar nicht zur Verfügung standen.

Auch größte Institutionen hatten seinerzeit nicht die Geräte und Analysemethoden zur Verfügung, wie das heute der Fall ist. So werden heute mit neuen Verfahren Verbrechen aufgeklärt, die man von 20, 30 oder 40 Jahren gar nicht aufklären konnte.

Bedeutende und seit mehreren hundert Jahren bekannte Kunstwerke erfahren plötzlich eine neue Zuordnung. Beispiel [1]

Zitat daraus:

„Das Museum Schwerin zeigt in einer Ausstellung 13 Bilder, die einst dem großen Holländer zugeschrieben wurden. Experten gehen davon aus, dass nur eines wirklich von ihm stammt.“

Museen und Kunstsammler haben viel Geld für Kunstwerke ausgegeben, die gar nicht von dem vermuteten Maler stammen. Bei Beltracchi war es ähnlich. Größte und spezialisierteste Kunstexperten haben Zuordnungen vorgenommen, die erst als falsch entlarvt wurden, als Beltracchi einen Farbstoff verwendet hatte, den es in der Zeit nicht gab, der das Gemälde zugerechnet wurde.

Bei Briefmarken sollte nach Deiner Ansicht alles anders sein: Folgte man nämlich Deinen Ausführungen, hätte alles von Anfang an, also seit weit über hundert Jahren, so beurteilt werden müssen, wie das heute möglich ist. Wenn man in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert eine Farbzuordnung vorgenommen hat und unterschiedliche Farben gesehen hat, war das damals sicherlich begründbar. Wenn die Begründung heute nicht mehr haltbar sein sollte, aus welchem Grund auch immer, muß man es ändern. Und das soll nach Deiner Darstellung unterbleiben, weil es u.U. für den einen oder anderen wirtschaftliche Auswirkungen haben könnte.

Es hat immer Änderungen gegeben und es wird immer Änderungen geben.

[1] https://www.welt.de/print-welt/article703114/Leider-nicht-von-Rembrandt.html
 
Quelle: www.philaseiten.de
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