Thema: (?) (1180) Rohrpostbelege
cartaphilos Am: 12.02.2010 07:29:47 Gelesen: 1388495# 498@  
Guten Morgen,

recht so, Rohrpost zur Infla-Zeit, besonders zur Hochinflazeit ist die absolute Kür. Der Beleg mit 3 x 20 Milliarden zur Vierfachzeit vom 29. November 1923 ist da natürlich so ein Highlight.

Die RP26 ist natürlich ein schönes und seltenes Stück. Als es anfing mit Ganzsachen, da berichtete mir Max Schaller, der Altmeister der deutschen Ganzsachenphilatelie, daß es maximal genau die drei Stück gebe, die er selbst aufgegeben habe. Das ist dreißig Jahre her. Inzwischen gibt es einige mehr und seit einigen Jahren sind auch Münchener Verwendungen bekannt und im Michel notiert. Jetzt bringe ich aus Wien die Nachricht mit, daß es die Karte auch dort verwendet gibt. Die Zeit bringt alles an den Tag. Mal schauen, wann die ersten Stücke davon auch abbildungsmäßig greifbar sind.

Nicht weniger seltenes - wenngleich ungleich weniger teueres - als Bahnhofssendung per Rohrpost oder RP26 gibt es von andernorts zu vermelden. Beispiel Rohrpost Marseille: Was dem Deutschlandsammler die Münchener Rohrpost ist dem Frankreichsammler die Rohrpost von Marseille ... nur: Dort gab es maximal sieben Rohrpostämter, während die Münchener Rohrpost schon von der Streckenlänge her kaum hinter der Berliner Rohrpost stand und praktisch ganz München an der Röhre hing.

Eingerichtet wurde die Rohrpost in Marseille im Jahre 1913, geschlossen wurde sie 1963. Im Gegensatz zu Deutschland / München gab es bis in die 1930er Jahre hinein eigene Ganzsachen mit eigener Zeichnung.

Hier einige Belege aus Marseille:

Die ersten Rohrpostganzsache von Marseille zeigen den Stadtplan des historischen Zentrums der Stadt:



Es kommen Zusatzfrankaturen vor, wenn bestimmte Gewichtsgrenzen überschritten wurden. In Marseille sind also Zusatzfrankaturen auf Rohrpostganzsachen durch die Portovorschriften in bestimmten Fällen zwingend erforderlich und daher eher wertsteigernd als wertmindernd. Reichte das Porto nicht aus, kommen auch entsprechende Nachtaxierungen durch Portomarken vor:



Zuletzt verzichtete man auf die Wiedergabe des Stadtplans. Es handelt sich bei der abgebildeten Karte um die vorletzte Rohrpostganzsache für Marseille: Wertstempel Cahpelain 1,50 Fr.



Die letzte wurde mit einem Wertstempel Cahpelain zu 2,00 Fr herausgegeben und kam kaum noch zur Verwendung:



Danach wurden die Rohrpostganzsachen aus Paris, gegebenenfalls mit Zusatzfrankatur, verwendet:



Wie in Paris konnten auch in Marseille gewöhnliche Briefe und Postkarten mit entsprechender Freimachung per Rohrpost versendet werden:



Ebenfalls kommen Absenderfreistempelungen vor und - hiervon existieren wohl keine fünf Belege - auch noch Freimachungen durch Abdruck der ersten französischen Schalterfreistempelungen:



Der Beleg mit Schalterfreistempel stammt aus der letzten Phase des Betriebs der Rohrpost von Marseille.

Nach Schließung der Rohrpost wurde diese jedoch intern - wie in Berlin, München und Wien - weiterverwendet. Eilbriefe können somit noch lange nach Schließung der Rohrpost von Marseille deren Transportmerkmale aufweisen:

Hier ein Eilbrief aus Sankt-Gallen in der Schweiz vom 28. Februar 1968 nach Marseille.



Rückseitig finden wir alles, was uns so richtig Spaß macht:

1. Stempel von Nizza, 28. Februar 1968, 20:30 Uhr
2. Stempel Marseille - Gare (= Bahnhof), 29. Februar 1968, 4:30 Uhr
3. Stempel Marseille - avenue du Prado, 29. Februar 1968, I * (Eingangsstempel der Rohrpost = Bearbeitungsstempel der Eilbriefstelle)



Einen schönen Tag noch an alle

pneumaticos
 
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